Bayreuth-Karten: Dubios verschleudert
Wer Frau Merkel, Franz Beckenbauer, Thomas Gottschalk und andere Wagner-Kenner auf dem Grünen Hügel erblickt, ahnt seit Jahren, dass sie nicht per rigidem „Bestell-Verfahren“ an ihre Karten gekommen sind.
Der Bundesrechnungshof hat nun aktuell moniert, dass nur 40 Prozent der verfügbaren Karten in den öffentlichen Verkauf gelangen!
58.000 Karten stehen zur Verfügung - und die Bayreuth-Verwaltung gibt erstmalig öffentlich kund, wer sie bekommt:
14.000 Karten für die Gesellschaft der Freunde Bayreuths
750 Karten für die Wagner-Stipendien-Stiftung
1.000 Karten für das Festival junger Künstler
250 Karten für Ehrengäste der Eröffnungsvorstellung
1.000 Pressekarten
1.300 Dienstkarten für Mitwirkende
Das macht in der Summe 18.300 Karten - gleich ob bezahlt von den vier Trägern der Festspiele oder nicht: Gesellschaft der Freunde; der Bund; der Freistaat Bayern; die Stadt Bayreuth.
Es scheint: Da wird einiges verschwiegen!
Zum Beispiel die 1.500 Karten für die exclusive DGB-Vorstellung (da gibt es seit 2010 nur noch eine, bis dahin waren es zwei – allerdings mit gutem Grund: eine „Garantie“ der Wagner-Brüder nach 1952, die Festspiele für die „werktätige Bevölkerung“ zu öffnen).
Grob gerechnet: Knapp 20.000 von 58.000 Karten werden zugegebenermaßen an der interessierten Öffentlichkeit vorbei vergeben – das ist ein Drittel aller Karten - und lässt die Frage offen: Was ist mit den übrigen, vom Bundesrechnungshof angemahnten, 30 Prozent?
Endlich liegt der Sumpf der Bayreuther Kartenvergabe offen - und die Festival-Leitung versteckt sich hinter Zahlen, die nun partout nicht mehr zu verschweigen sind – aber weit entfernt sind von transparenter Offenlegung!
Bleibt zu hoffen, dass der Bundesrechnungshof insistiert, der entsprechende Bundestagsausschuss aktiv wird und der Kultur-Beauftragte der Bundesregierung eingreift – und die anderen Festival-Träger ihre Praxis der klandestinen Karten-Vergabe überprüfen!
Es kann nicht angehen, dass weiterhin kommerziell-pfiffige Agenturen Einzelkarten für 1.200 Euro anbieten können (ohne das klar ist, woher die Karten stammen) - und der Verbleib von sage und schreibe 20.000 Karten im sphärischen Dunkel des Nibelungenreichs versunken bleibt!
Franz R. Stuke
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