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Misa Criolla


 
 

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Misa Criolla - afrikanisch serviert

Im Rahmen des diesjährigen Word-fees-Festivals führen der Libertas Choir, eine Percussionsgruppe und die Solistin Amanda Styrdom eine kreolische Messe unter freiem Himmel auf.

Eine Messe unter afrikanischem Sternenhimmel hat etwas – eine argentinisch-kreolische zumal. Johan de Villiers, eigentlich Mathematikprofessor, ist Gründer und langjähriger Dirigent des Libertas Choir. Er hat diese ungewöhnliche Messe des Argentiniers Ariel Raminaz (1921 – 2010) mit seinem zirka 80-köpfigen Stellenbosch Libertas Chor und einer Percussiongruppe unter Gerhard Niemand einstudiert und präsentiert sie open air zu einer Zeit, in der ein wunderschön klarer Sternenhimmel über dem alten Amphitheater in Stellenbosch leuchtet. 1963/64 komponiert, auf heimischen Instrumenten gespielt, gilt die Misa Creolla als eines der wichtigsten und populärsten Werke christlich-südamerikanischer Sakralmusik. Außerhalb von Argentien hat die Misa Criolla aufgrund ihres populären musikalischen Charakters besonders in reformiert-pietistischen Kirchengruppen viele Anhänger gefunden.  

Nach dem Einsatz einer dumpf-ostinaten Basstrommel setzt der Chor mit einem präzisen, bewegenden Kyrie ein, zu dem bald die weiche Altstimme der Solistin Amanda Styrdom hinzutritt, die den für europäische Ohren ungewohnten kreolischen Latin-Rhythmus wie selbstverständlich aufnimmt und die Melodiebögen überzeugend herausarbeitet. Ihre melodiöse Altstimme mit großem Volumen präsentiert das Gloria und Credo emotional berührend, bringt aber auch rau-röhrige Passagen mit Anklängen an den Fado. Dem Chor, mehr Hintergrund als Führungsstimme, verleihen junge Sängerinnen und Sänger einen hellen Klang. Sprachlich versiert und sicher eingestellt folgt der Chor mit genauen Einsätzen den rhythmischen Akzenten des Dirigenten und lässt manches Klangbild strahlend leuchten. Die Percussionsgruppe, um zwei Flöten und ein Akkordeon ergänzt, sichert eine genaue und zurückhaltende Linie, die die besondere Rhythmik dieser argentinischen Messe sparsam, aber dicht präsentiert.  

Mit Raminaz' Navidad Nuestra beginnt in der zweiten Hälfte des Abends ein mehr volkstümlicher Teil, für den Villiers eine Art „Kersdrama“, eine argentinische Weihnachtsgeschichte zu ungewohnter Jahreszeit ausgewählt hat. Der Text des argentinischen Dichters Felix Luna wird von der Solistin zwischen den einzelnen Sätzen in Afrikaans erzählt, was den volkstümlichen Charakter des Stückes betont. Die kurzen musikalischen Sätze präsentiert der Chor mit reichlich viel Gefühl, er wird von Styrdoms manchmal theatralisch überzogener, emotional-sentimentaler Interpretation noch übertroffen, wenn sie die religiösen Elemente gesanglich besonders betont.  

Der Mehrheit der Zuhörer, unter ihnen viele heimische Südafrikaner, gefällt diese Interpretation, sie danken mit für südafrikanische Verhältnisse reichlichem Beifall. Die argentinische Misa Criolla wird hier im Rahmen des Word-fees-Festivals der Universität Stellenbosch aufgeführt, das der Pflege der Afrikaans-Tradition gewidmet ist. Seine Nähe zu reformierten Kirchengruppen ist nicht zu übersehen, sie spiegelt sich in dieser „Misa Criolla afrikaans“-Aufführung.  

Horst Dichanz, Stellenbosch, Südafrika, 9.3.2013

 


Amanda Styrdom begeistert das
überwiegend einheimische Publikum
mit ihrem wunderbaren Alt.


Johan de Villiers ist Gründer und
langjähriger Dirigent des Libertas
Choir.


In den religiösen Elementen wird
viel Gefühl in die Stimme gelegt,
beim Chor wie bei der Altistin.

Fotos: Libertas Choir