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Rezeptbuch für eine Zauberwelt
Elke Heidenreich und Christian Schuller haben die Kölner Kinderoper mehr als zehn Jahre seit ihrer Gründung begleitet. Schuller als Künstlerischer Leiter hat ein Repertoire von 20 Opern erarbeitet. Aus dieser Zusammenarbeit ist Das geheime Königreich - Oper für Kinder entstanden, ein, wie Heidenreich selbst sagt, Rezeptbuch für Kinderopern. Und ganz ähnlich ist das liebevoll gestaltete Buch auch aufgebaut. Eingeteilt in thematische Kapitel wie Königs-, Märchen- oder Absurde Oper finden 20 Opern hier ihre Beschreibung. Nach einem Text, der die Oper und ihren Komponisten einordnet und erklärt, folgt eine "Rezeptliste" mit Stimm- und Orchesterbesetzung sowie einer kurzen Inhaltsbeschreibung. Dann wird das Werk zum Bilderbuch. Klaus Lefebvre hat seine Aufführungsbilder beigesteuert. Dabei hat er sich auf Detail- und Porträtaufnahmen konzentriert und damit eine hohe Intensität erreicht.
Obwohl das gut 200 Seiten starke Buch bereits vor fünf Jahren erschienen ist, hat es nichts von seiner Spannung verloren. Vor allem dürfte es sich für die wichtigste Zeit des Tages im Leben junger Eltern eignen, für die Viertelstunde vor dem Einschlafen ihrer Kinder. Schnelles Einlesen erlaubt, den lieben Kleinen tolle Geschichten zu den Bildern zu erzählen, die nicht nur Fünfjährige verzaubern können.
Oper ist und war immer künstlerische Antwort auf unsere Fragen, Probleme und Hoffnungen. Glück und Sehnsucht nach mehr - das wollten wir in die Herzen der jungen Zuschauer und Zuhörer pflanzen, schreibt Heidenreich in ihrem Vorwort. Und das dürfte auch dann gelingen, wenn sich die Vorzeichen der Kinderoper inzwischen geändert haben. Jüngere Regisseure sind nicht mehr der Auffassung, es reiche aus, eine bekannte Oper zusammenzukürzen, und man dürfe die Kinder auch zeitlich nicht über eine Stunde beanspruchen. Weitgehende Einigkeit besteht dann wieder in der Musikauswahl. Bis auf Richard Wagners erste Oper Die Feen waren es durchweg Opern des 20. und 21. Jahrhunderts, die wir aufführten. Viel Vergessenes wurde ausgegraben, oft erstmals übersetzt oder so bearbeitet, dass die Aufführung nicht länger als eine Stunde dauerte, erzählt die Autorin und stützt damit die Annahme, dass Kinder, gleich welchen Alters, keine Vorbehalte gegenüber zeitgenössischer Musik haben.
Ob das Buch tatsächlich als Rezeptbuch funktioniert, mögen die Spielpläne der Opernhäuser zeigen. Als Bestandteil des heimischen Bücherregals zum Schmökern und Träumen eignet es sich allemal.
Michael S. Zerban, 29.3.2012
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