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DVD-Besprechung

PHANTOM DER OPER

25.3.2012


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera
Ton

Chat-Faktor


Cover





 

 

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Zwischen Mythos und Wahrheit

Paris im Jahr 1905: Während einer Auktion in der Pariser Oper, bei der Requisiten aus den vergangenen Jahren veräußert werden, wird auch ein alter Lüster mit der Gebotsnummer 666 versteigert. Unheimliche Mythen ranken sich um den alten, vormals zerstörten, inzwischen aber reparierten Kronleuchter, der zum Beweis seines neuerlichen Funktionierens hell erstrahlt. Hier setzt die Ouvertüre ein, und ein schön inszeniertes Funkensprühen aus dem Kronleuchter beginnt. Mit einem Schwenk übers Publikum wird wieder auf die Bühne geblendet, auf der zwischen goldenen Statuen das Phantom am Klavier steht, während sich hinter ihm der Vorhang erhebt wird und das Orchester sichtbar wird.

Nun beginnt die eigentliche Handlung im Paris des Jahres 1871. Mit opulenten Kostümen, hauptsächlich in gold, grün und rot, für die Maria Björnson verantwortlich zeichnet, wird die Aufführung des Hannibal geprobt. Der Star des Ensembles ist Carlotta Giudicelli, gespielt von Wendy Ferguson. Sie ist sich ihres Könnens bewusst und gibt die exzentrische, divenhafte Sängerin sehr überzeugend. Wirklich gelungen sind hier die Kamerafahrten, die die Sänger und das sie umgebende Ballettensemble auch von oben zeigen. Die Darsteller erhalten die Nachricht, dass die Oper von zwei Herren übernommen und fortan von diesen geleitet wird: Monsieur Firmin, gespielt von Barry James, und Monsieur André, dargestellt von Gareth Snook, die regelrecht komödiantisch wirken, wenn sie La Carlotta immer wieder beruhigen müssen. Das gilt besonders für die darauffolgende Szene, in der sich das für alle unsichtbare Phantom durch lautstarkes Schreien und der Forderung, dass Christine Daaé die Rolle der Carlotta bekommt, bemerkbar macht. Die Kamera bleibt dabei hauptsächlich direkt auf die Darsteller gerichtet, fängt aber auch das Bühnengeschehen um diese sehr gut ein. Bei starkem Applaus wird auch ins Publikum geschwenkt.

Laurence Connor inszeniert das Musical absolut überzeugend. Wenn Sierra Boggess in der Rolle der Christine Daaé vom Phantom, dargestellt von Ramin Karimloo, in seine Welt entführt wird, erlebt das Publikum diese dunkle, durch gespenstisches Kerzenlicht dominierte Welt ebenso hautnah. Richtig unheimlich wirkt diese Szenerie auch für den DVD-Zuschauer. Durch Klippen hindurch rudern die beiden in einem Boot durch diese andersartige Welt. Sierra Boggess beherrscht dabei jegliche Stimmung: Die Tränen der Verzweiflung bringt sie ebenso überzeugend zur Geltung wie die Unsicherheit, ob sie der Rolle der Carlotta gewachsen ist. Mimisch, aber auch stimmlich, ist sie hervorragend. Auch Ramin Karimloo hat sich fantastisch in seine Rolle eingefunden und vermittelt souverän die Stimmungsgefälle von wütend über verzweifelt bis sehnsuchtsvoll liebend. Sein Gegenpart ist Raoul, Vicomte de Chagny, besetzt mit Hadley Fraser. Er gibt den galanten Herrn von Welt überzeugend und besticht durch sein sängerisches Können.

Der Dirigent ist Anthony Inglis. Oft sichtbar ist er nicht, allerdings verharrt die Kamera nach der Pause zur Eröffnung des zweiten Aktes lange auf dem Orchester. Souverän und mit angenehmer Spannung leitet er seine Musiker durch den Abend, das Publikum ist begeistert.

Das Phantom der Oper, das anlässlich seines 25. Jubiläums in einer neu inszenierten Produktion in der Royal Albert Hall zur Aufführung gebracht wird, wirkt auf DVD in dieser Universal Pictures Produktion fast wie ein Kinofilm. Es gibt keine Längen, dafür unerwartete Effekte wie das Funkensprühen aus dem Lüster, das Anschauen macht einfach Spaß.

Agnes Beckmann

Fotos: Universal Pictures