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 DVD-Besprechung

Wagner Gala

7.4.2014

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

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Gala der Extraklasse

Als „Wunderharfe“ bezeichnete Richard Wagner die Sächsische Staatskapelle Dresden, die selbst eine Zeit lang unter seiner Leitung stand, und die er entscheidend mitgeprägt hat. So saß etwa das schon mehr als 450 Jahre existierende, traditionsreiche Orchester unter der Leitung des Bayreuther Meisters im Graben, als Der fliegende Holländer hier an der Semperoper in Dresden aufgeführt wurde.

Auf dieser Wagner-Tradition aufbauend und in Fortsetzung der deutschen Spieltradition, konnte die unleugbare Kompetenzballung des Orchesters in Kombination mit Christian Thielemann, sicher einer, wenn nicht überhaupt der bedeutendste Wagner-Dirigent der Gegenwart, und Jonas Kaufmann, einer der wichtigsten, heutigen Heldentenöre nur zu einem exquisiten Ergebnis beim Geburtstagskonzert für den Meister am 21. Mai 2013 führen.

Das beweist die kürzlich, als Nachtrag zum Wagner-Jahr erschienene DVD von Major, ein Live- Mitschnitt, unschwer. Klug disponiert von der Programmatik her ist der Abend ganz auf den „Dresdner-Wagner“ zugeschnitten: Im ersten Teil der jüngere Komponist, im zweiten dann die großen „Dresdner“ Opern, nämlich Tannhäuser und Lohengrin.

Zunächst erklingt gleich eine packende, mitreißend vitale, nicht allzu wuchtige Ouvertüre aus Der fliegende Holländer. Danach beeindruckt die heikle Faust-Ouvertüre aus den späten dreißiger Jahren, strukturell sehr zerklüftet, an der viele Interpreten scheitern. Trotzdem gelingt es Thielemann mit in allen Registern dunklen und satten Klängen unschwer einen großen dramaturgischen Bogen zu spannen, so dass die Hörer eine plastische auf die Katastrophe hinsteuernde Erzählung erleben. Als einzigartig modellierter Instrumentalgesang lässt einem dann das Vorspiel des ersten Aktes von Lohengrin und ebenso das Vorspiel aus Tannhäuser förmlich den Atem anhalten. Auch Hans Werner Henzes Klangfarbenstudie Fraternité, die das ursprünglich vorgesehene Auftragswerk des 2012 in Dresden verstorbenen Komponisten ersetzte, wird von den Musikern und dem Maestro veredelt.

Und dazu kommt dann ein Jonas Kaufmann in Höchstform. Unvergleichlich sind seine Pianissimi, seine exemplarische Diktion und die Schönheit seines baritonal gefärbten Tenors: Beinahe belkantesk das Rienzi-Gebet, voll unvergleichlicher Farbbreite und Dynamik, vom zartesten Piano bis zur heldischen Strahlkraft, die vollständige zweistrophige Gralserzählung aus dem Lohengrin wie auch die Romerzählung aus dem Tannhäuser. Immer höchst sensibel, ausbalanciert, herrlich klangschön und umsichtig dabei Thielemann und die Dresdner.

Ovationen gibt es bereits nach der ersten Darbietung von Kaufmann, die sich von Mal zu Mal immer mehr steigern und letztlich in ein unvorstellbares Getrampel und regelrechtes Geschrei ausarten.

Die Videoregie von Michael Beyer ist immer exakt am Puls des musikalischen Geschehens, mit vielen Nahaufnahmen der jeweiligen Solisten oder tonangebenden Instrumentengruppen. Ungemein brillant und transparent ist auch die Tonaufnahme. Dem Booklet fehlt zwar jegliche Biographie über die Künstler, aber es gibt sehr aufschlussreiche, mehrsprachige Informationen über das Wirken von Richard Wagner in Dresden.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Matthias Creutziger