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 DVD-Besprechung

Tutto Puccini

20.2.2015

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

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Kurzweiliges Belcanto-Vergnügen

Auf dem Gebiet der DVD-Boxen gibt es einige schöne Höhepunkte zu verzeichnen. Dementsprechend sind die Erwartungen an die Box Tutto Puccini recht hoch. Das gesamte Werk des italienischen Meisters in einer Box zu besitzen, ist für einen Sammler ja sozusagen Pflicht. Schon optisch sticht die Box aus der Sammlung heraus, denn der große quadratische Karton wird kaum bei den anderen DVDs unterzubringen sein. Optisch strahlt er alten LP-Charme aus, im Inneren ist dann alles eine Spur billiger. Der Karton ist mit Pappe ausgelegt, in einer Vertiefung finden die elf gestapelten Pappfächer Platz. Ein Booklet mit robustem Einband lädt zum Lesen ein, doch fehlt es an einem Inhaltsverzeichnis, so dass man sich durch die englisch-deutsch-französischen Texte blättern muss, bis man sich einen Überblick über den Inhalt verschafft hat.

Aus dem DVD-Material sticht auf den ersten Blick eine Rarität heraus. Im Archiv des Österreichischen Rundfunks hat man die beiden Einakter Schwester Angelika und Gianni Schicchi gefunden. Die Filmaufzeichnungen von 1958 beziehungsweise 1960 haben Dokument-Status, eine gute technische Qualität darf man nicht erwarten. Doch ist das Wiedersehen mit Wiener Sängerlegenden wie Sena Jurinac und Erich Kunz gelungen, auch wenn die Inszenierungen keine großartige Spannung hergeben.

Das gilt allerdings auch beinahe für den gesamten Rest der Sammlung. Mehr als guter Durchschnitt kommt sowohl szenisch als auch musikalisch unter dem Strich nicht heraus. Die große Abweichung nach unten ist eine in allen Belangen wirklich langweilige, gesanglich nicht unproblematische Le Villi, die 2004 im Teatro Antico von Taormina aufgenommen wurde. Auch nach oben hin gibt es „Ausreißer“. Großes Opernkino aus der Arena di Verona bietet Hugo de Anas Inszenierung der Tosca. Die opulent-werkgerechte, aber auch angemessen düstere Regie wird bereichert durch das fulminante Sängertrio Fiorenza Cedolins, Marcelo Álvarez und Ruggero Raimondi sowie den Dirigenten Daniel Oren. Die Bohème aus San Francisco in der klassischen Regie von Francesca Zambello ist mittlerweile so oft wiederveröffentlicht worden, dass sie schon ein ganz alter Hut der DVD-Geschichte ist. Wer sie noch nicht kennt, dürfte sich über die Begegnung mit Luciano Pavarotti. Mirella Freni und ihren Ehemann Nicolai Ghiaurov freuen.

Ordentliche Aufführungen gibt es von Manon Lescaut und La fanciulla del West zu erleben. In beiden Aufführungen weiß vor allem Bariton Lucio Gallo zu überzeugen. Auch die Turandot aus Wien ist vor allem musikalisch stark. Jose Carreras bewegt sich mit dem Calaf zwar an stimmlichen Grenzen, vermag aber dennoch mit emotionalem, strahlendem Material zu überzeugen. Doch insgesamt ist das einfach zu wenig. Eine Sammlung wie diese sollte höhere Ansprüche haben, zudem auch das Zusatzmaterial der DVDs nichts hergibt, was den Käufer vom Hocker reißt. Bild und Ton sind den jeweiligen Aufnahmedaten der Opern angemessen. Da kann man sich besser nach und nach eine eigene Sammlung der Opern Puccinis zusammenstellen.

Christoph Broermann