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 DVD-Besprechung

Der Rosenkavalier

2.1.2015

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

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Wien in bester Laune

Schon auf der Höhe seiner Kompositionstätigkeit und nach Stationen unter anderem in Bad Meiningen, Bayreuth, München und bei den Berliner Philharmonikern findet Richard Strauss in Hugo von Hofmannsthal endlich den Librettisten, der ihm die Vorlage für eine musikalische Komödie liefert, ein „ganz frisches Szenar einer Spieloper“. Strauss ist vom Libretto begeistert, der Text lasse sich „komponieren wie Öl und Butterschmalz“. Beide behalten recht, der Rosenkavalier wird 1911 in Dresden ein großer Erfolg und soll zur bekanntesten und beliebtesten Oper von Richard Strauss werden.

Über den Schauplatz sind sich beide schnell einig: Das Wien zur Zeit Maria Theresias mit seiner hoch musikalischen Atmosphäre, seiner bunten Mischung unterschiedlichster Figuren aus dem Adel, von rustikal-provinziellen Landedelleuten, Personen aus dem künstlerisch freien Wien, dem Hofleben und den vielen Intrigen und Intriganten – reichlich Personen und Stoff für offene und versteckte Liebesspiele, politische Machtränke und ein amüsiertes Leben um die und mit der Musik mittendrin. Da passt es gerade recht, wenn Strauss einige zu offen-frivole Passagen doch ein wenig „entschärfen“ muss …

Gegen Ende der Ouvertüre gibt der Vorhang den Blick frei auf die in schwarz-weiß gehaltene Silhouette von Wien, davor die hohen Türen zu den Gemächern und zum großen, zentral platzierten Bett: Das Zimmer der Feldmarschallin Fürstin Werdenberg, kurz die Marschallin. Hier wie an fast allen anderen Plätzen umgarnt sie Octavian, genannt Quinquin, einen jungen, zarten Herrn aus großem Haus, der sich behände und in wechselnden Rollen dem Hofleben widmet, immer in der Hoffnung … Die Marschallin, eine imposante Dame in fortgeschrittener Reife, ist dem nicht abgeneigt, sieht sich aber noch weiteren Verpflichtungen des Hoflebens gegenüber. Wenn dann noch ein etwas tumber Landadliger dazu kommt, ein reicher Kaufmann und seine hübsche Tochter Sophie mitmischen und auch Obrigkeit und Hofpersonal eigene Interessen entdecken, ist genügend Spiel- und Verwirrmaterial für einen unterhaltsamen Abend bei Hofe vorhanden, und die Musik kann auf ein Bündel unterschiedlichster Charaktere zugreifen. Da ist zunächst der quirlige, galante Octavian, den Sophie Koch mit bezaubernder Sopranstimme und lebhafter Darstellung lebendig werden lässt. Krassimira Stoyanova mit leicht dunklerem Sopran füllt die Rolle der Marschallin bestens aus und ergänzt sich mit Sophie Koch zum zentralen Stimmenduett. Dem Baron Ochs auf Lerchenau gibt Günther Groissböck darstellerisch und stimmlich mit leichtfüßigem Bass einen freundlichen Auftritt. Stimmlich eine besondere Freude ist der lebendige Sopran der Sophie, die Mojca Erdmann überzeugend präsentiert.

Franz Welser-Möst lässt die Wiener Philharmoniker und die Mitglieder der Angelika-Prokopp-Sommerakademie breit ausspielen und betont die melodiösen Elemente der Oper. Das Bühnenbild von Hans Schavernoch bleibt übersichtlich, es gibt dem Spiel viel Raum. Yan Tax` Kostüme stellen die Personen in das großbürgerliche Leben zur Zeit der Uraufführung. Richard Strauss, der anlässlich seines 85. Geburtstages letztmalig den Rosenkavalier in München selbst dirigierte, spricht ähnlich wie Hofmannsthal gern von „unserem Figaro“.

Die von Harry Kupfer 2014 inszenierte Festspielaufführung ist im besten Sinne des Wortes eine kräftig-farbenfrohe Komödie, die vor allem im zweiten und dritten Akt emotional berührende Duette und Terzette erklingen lässt und optisch wie akustisch in der Aufzeichnung einen hohen Wohlfühlfaktor verbreitet.

Horst Dichanz

Fotos: C Major