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 DVD-Besprechung

Verdi & Wagner - The Odeonsplatz Concert

14.7.2014

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

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Der beliebteste Konzertsaal Münchens

Mittlerweile zählt die Klassik am Odeonsplatz für viele Musikliebhaber bereits zu den musikalischen Höhepunkten nicht nur des Sommers, sondern des gesamten Jahres: Erstmals im Jahre 2000 von der Landeshauptstadt München und dem Bayrischen Rundfunk als Milleniumskonzert zur Feier der deutsch-französischen Aussöhnung veranstaltet, wurde dieses Konzert im Laufe der Jahre immer mehr zum beliebten, jährlichen Freiluft-Großereignis.

Und dieser Konzertsaal, der Odeonsplatz, hat etwas, was in den Bann zieht. Mit der angrenzenden Ludwigstraße ist er einer der schönsten und wahrscheinlich italienischsten Plätze von München, flankiert von der spätbarocken Theatinerkirche und der Residenz. Das Herzstück des Platzes und die Bühne für Orchester und Solisten bildet die Feldherrnhalle aus 1841-44 nach dem architektonischen Vorbild der Loggia dei Lanzi in Florenz im Auftrag des italienverliebten, bayerischen König Ludwig I errichtet.

In diesem prachtvollen Ambiente, nach Eintritt der Dämmerung in raffiniert magisches Licht getaucht, was von der Kamera immer wieder wunderbar visualisiert und mit Schwenks über den Platz festgehalten wird, erleben in etwa 8000 Klassikfans am 6. Juli 2013 ein Konzert der Superlative, bei dem überwiegend Populäres mit einigen Raritäten, vornehmlich von den beiden Jahreskomponisten Verdi und Wagner, gemischt werden, wobei die Kameras, in der Videoregie von Michael Beyer, der kürzlich erschienenen DVD des Labels Major immer die Brennpunkte des Geschehens ideal einfangen. Den Ton bei Freiluftaufführungen immer richtig ausbalanciert zu erwischen, stellt stets ein gewisses Risiko dar. Aber dank der exzellenten Tontechniker gelingt ein fein abgemischter Klang.

Dafür sorgen auch zwei exquisite Sänger: Rolando Villazón, der sich mit großer Leidenschaft in jede Arie emotional voll hineinwirft, sich nie schont und immer so singt, als ob es um sein Leben ginge. Sei es etwa bei Ah! Tout est bien fini… O souverain, o juge, o père aus Jules Messenets Le Cid oder bei Ciel, che feci! aus Giuseppe Verdis Opernerstling Oberto, conte di San Bonifacio als schmerzlich Leidender mit bewusst extrem lang ausgehaltenen Spitzentönen. Bariton Thomas Hampson, nur manchmal zu zurückhaltend, mit balsamischer Weichheit, feiner Kultiviertheit und edler Noblesse, wie etwa bei O du mein holder Abendstern aus Richard Wagners Tannhäuser oder Ce breuvage pourrait…Vision fugitive aus Jules Massenets Héroiade. Und beide gemeinsam beim berühmten Freundschaftsduett aus Verdis Don Carlos.

Aus dieser Oper kann man ebenso das Autodafé hören, bei dem die Homogenität und Ausgeglichenheit des klangschön singenden Chores des Bayerischen Rundfunks, der von Peter Dijkstra einstudiert wurde, zu bewundern ist wie auch beim Zigeunerchor aus Verdis Il trovatore und beim unsterblichen Gefangenenchor Va, pensiero aus Nabucco, der geheimen Nationalhymne Italiens, der als Zugabe zur Freude des Publikums gesungen wird.

Die Chöre und Solisten werden mit großer Einfühlsamkeit, vielen dynamischen und farbigen Schattierungen, subtilen Tönen aber auch packendem Verve begleitet. Die auch solistisch exzellent spielenden Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter dem energischen Yannick Nézet-Séguin wissen auch bei Instrumentalstücken wie Maurice Ravels La Valse, bei der Ouvertüre aus Verdis Les Vepres siciliennes zu begeistern. Wagners Vorspiel aus dem ersten Akt von Lohengrin gerät überhaupt zum Ereignis, es erklingt in ätherischer Schönheit.

Das Booklet gibt in erster Linie Informationen über die Konzerte am Odeonsplatz und den Platz selbst. Werksbeschreibungen gibt es kaum, auch über die Künstler ist nicht viel zu finden.

Das begeisterte Publikum reagiert mit grenzenlosem Jubel.

Helmut Christian Mayer

Fotos: C Major Entertainment