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 DVD-Besprechung

Salzburger Festspiele – Wiener Philharmoniker – Nina Stemme – Mariss Jansons

3.10.2013

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

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Perfekte, genussreiche Symbiose

Es ist schlichtweg ein Genuss, ihn aus verschiedenen Perspektiven beobachten zu können, besonders von vorne, so wie man ihn als Konzertbesucher sonst nie zu Gesicht bekommen kann. Denn wie der charismatische Mariss Jansons bei einem Konzert der Salzburger Festspiele aus 2012, das jetzt eben auf einer DVD bei EuroArts Music erschienen ist, musizieren lässt, ist einzigartig: Mit nie erlahmender Energie, mit einem immer animierenden Enthusiasmus und vor allem einer stets erspürbaren Liebe zur Musik und dabei völlig immer organisch modellierend. Und wie ein Spitzenorchester wie die Wiener Philharmoniker ihm dabei bedingungslos und auf jede Geste unmittelbar reagierend folgen, ist wohl Ausdruck einer perfekten Symbiose.

Sei es bei Richard Strauss jugendlichem Geniestreich Don Juan, dessen Interpretation von kraftvoller, in Sinnesfreuden schwelgender Diesseitigkeit, von stürmischer Tatkraft und überschäumendem Temperament nur so strotzt. Man merkt hier die große Meisterschaft, weil viele farbliche und dynamische Eigenheiten bis ins letzte ausgelotet werden. In dieser Rondoform werden in einer endlosen Kettenreaktion Töne und Klangfarben von einer Instrumentengruppe zur nächsten geschickt, ideal abgemischt und lassen die ganze Sinnlichkeit des Orchesterklangs wunderbar erleben.

So auch bei Richard Wagners Wesendonck-Liedern, einer Vertonung von Gedichten von der von ihm so verehrten Mathilde Wesendonck: Samtig, reich an Schattierungen und immer von großer Wortdeutlichkeit geprägt, kann hier Nina Stemme mit ihrem prächtigen, großen Sopran faszinieren. In diesen fünf Liedern blitzen immer wieder Motive aus dem Tristan durch, an dem Wagner damals gerade arbeitete. Dabei legen die Wiener Philharmoniker unter dem lettischen Ausnahmedirigenten der schwedischen Sopranistin einen subtilen, fein aufgefächerten Klangteppich zu Füßen: Ein Ereignis!

Und sei es schließlich bei der „Ersten“ Symphonie von Johannes Brahms in c-Moll, mit der der Komponist weit über ein Jahrzehnt haderte, weil ihm der symphonische Übergott Beethoven unerreichbar schien, und die auch wegen thematischer Ähnlichkeiten gerne als Beethovens 10. bezeichnet wird. Hier erklingt ungemein warme Farbigkeit und eine nie nachlassende, aufregende Spannung und Leidenschaft.

Enthusiastisch reagiert das Publikum und spendet frenetischen Applaus mit Ovationen.

All dies, wie auch das hochkonzentrierte Musizieren fängt die Kamera oft in Großaufnahme ein und ist mit vielen interessanten Details immer am Brennpunkt des Geschehens. Auch die Tonqualität ist brillant und makellos.

Ausreichend informativ ist auch das Begleitheft über die Werke, wenngleich auch Biographien über die Künstler wünschenswert gewesen wären.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Ali Schafler/Silvia Lelli