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 DVD-Besprechung

César Franck - Vater der Orgelsymphonie

11.1.2015

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

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Der Orgelspezialist

Es ist schon erstaunlich, mit welchem Aufwand die Fugue State Films ausgerechnet eine Orgelsymphonie auf gleich zwei DVDs und zwei CDs präsentiert. Es müssen wohl der Komponist und sein herausragendes Orgelwerk sein, die solch einen Aufwand rechtfertigen. César Franck, wichtigster französischer Komponist des 19. Jahrhunderts, wird als Vater der Orgelsymphonie vorgestellt, der außerhalb von Frankreich in dieser Funktion nur Kennern und Liebhabern bekannt ist. Umfangreiche, meist mehrsätzige Kompositionen symphonischer Art entstanden im 19. Jahrhundert in Frankreich und blieben aufgrund ihrer speziellen Anforderungen an die Orgelinstrumente, insbesondere ihrer Registrierungen, weitgehend eine französische Spezialität. Bekannt geworden ist neben Franck noch der spätere Charles Camille Saint-Saëns.

So ist es folgerichtig, wenn dieser CD/DVD-Pack umfangreiche Informationen zum Komponisten, seinem Orgelwerk und den hier präsentierten zwölf großen Orgelkompositionen anbietet und damit den fachkundigen Zuhörer mit wichtigen Grundlagen und detailreichen Einführungen in die einzelnen Kompositionen und in das Hauptinstrument der Orgel von St. Clotilde in Paris versorgt. Vor allem die musikalischen Erläuterungen des Organisten David Nöel-Hudson gehen sehr ins Detail, stellen einzelne Themen der Kompositionen und ihre symphonische Weiterverarbeitung Stück für Stück vor. Joris Verdin erläutert knapp und kenntnisreich Merkmale der Orgel in St. Clotilde, auf der eine Reihe der auf der CD erscheinenden Kompositionen entstanden sind. Für den Orgel- und Franck-Kenner werden das wichtige Hinweise zum Verständnis der Stücke wie zur Einordnung der unterschiedlich eingesetzten Orgeln sein, es kommen insgesamt acht verschiedene Orgeln und ein Harmonium zum Einsatz. Die einzelnen Instrumente werden genau beschrieben und im Beiheft sogar mit ihren jeweiligen Registern vorgestellt. Um bei der klanglichen Präsentation der CDs die Klänge der unterschiedlichen Instrumente zu unterscheiden, sind allerdings zusätzliche Erfahrung und Sachverstand erforderlich. Für der Orgel weniger zugeneigte Ohren erfordert schon die Aufnahme der verschiedenen Kompositionen erhebliche Konzentration und Anspannung.

Für insgesamt elf Kompositionen aus der Zeit von 1860 – 1890 reichen die zwei CDs bei gut zweieinhalb Stunden Orgelmusik nicht aus, einen Teil enthält die zweite DVD. Die Kombination CD/DVD erweist sich für dieses Thema als durchaus praktisch und informativ. So wechseln in der musikalischen Erläuterung Musik und Optik häufig den Blickwinkel, die Kamera fängt einige der unterschiedlichen Atmosphären der jeweiligen Kirchen auf, ohne den Klang zu zerreißen. Eric Lebrun als Sprecher gibt den CDs und DVDs in französischer Sprache einen angenehmen, kommentierenden Rahmen, ohne Bild und Ton zu überladen. Die wahlweise in zahlreichen Sprachen verfügbaren Subtitel unterstreichen das Interesse des Verlages, ein internationales Fachpublikum zu erreichen. Hierfür haben bei der Produktion Produktionsleiter Will Fraser, Kameramann Simon Still und David Hinitt als Klangverantwortlicher einen soliden, musikwissenschaftlich gut gesicherten Rahmen geschaffen. Diese zwei DVDs und zwei CDs sind für musikwissenschaftliche Spezialisten und Franck-Liebhaber zweifellos eine Bereicherung. Nöel-Hudson betont den Doppelcharakter der Franckschen Musik, einerseits „das intellektuelle Vergnügen der musikalischen Organisation“, andererseits „die Metaphorik und Gefühlswelt“. Das Paket bietet beide Sichtweisen.

Horst Dichanz

Fotos: Fugue State Films