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 DVD-Besprechung

Don Pasquale

3.3.2014

 

 

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

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Kurzweiliges Belcanto-Vergnügen

In Zeiten der Theater-Kooperationen kommt es schon mal vor, dass eine Inszenierung nicht nur auf zwei verschiedenen Bühnen zu erleben ist. Auch auf DVD kann sie somit zweimal vertreten sein. Stefano Viziolis Interpretation von Donizettis Oper Don Pasquale ist so ein Fall. Die wurde schon 1994 in der Mailänder Scala mit anderer Besetzung aufgezeichnet, ehe sie 2002 im Teatro Lirico von Cagliari zum zweiten Mal aufgenommen wurde. Dieser Mitschnitt wird nun von Arthaus Musik wieder veröffentlicht und ist nicht nur einfach Mikrowellenessen für den Klassikliebhaber – eben weil eine andere versierte Sängerriege zur Verfügung steht.

Die Inszenierung Stefano Viziolis mag jetzt nicht besonders aufregend sein, hat aber ihren großen Wiedererkennungswert in einer vital-traditionellen Personenführung, die dem Genre einer Opera buffa entspricht. Dankenswerterweise werden Albernheiten recht dosiert eingesetzt und stattdessen auf eine Gute-Laune-Atmosphäre gesetzt. Susanna Rossi Jost fährt ein recht beeindruckendes Bühnenbild auf, das optisch sehr anständig aussieht und zudem noch sehr praktisch ist. Der Wohnraum Don Pasquales, der dem Libretto gemäß am häufigsten benötigt wird, lässt sich zusammenklappen und kann mit den Außenseiten auch die Kulisse der anderen Szenen darstellen – zumal zwei davon auf der Außenseite des Hauses spielen. Roberta Guidi Di Bagno gibt den Sängern angenehme Kostüme mit schönen Farbtönen.

Das ist auch gut so, denn die Aufnahmeregie von Patrizia Carmine sucht sichtlich die Nähe zu den Sängern. Bereits die Ouvertüre wird mit szenischen Bildern der folgenden Handlung untermalt. Carmine weiß genau, welche Details die Kameras auf der Bühne einfangen sollen, wenngleich die Schärfe nicht immer optimal ist. Doch bei einem spielfreudigen Ensemble kommen sowohl die Zuschauer als auch die Kameras auf ihre Kosten. So kann man schön beobachten, wie Norina bei ihrer Cavatine mit dem Orchester flirtet und ihr eine Rose vom Souffleur gereicht wird.

Eva Mei spielt diesen charmant-koketten Charakterzug auch ganz natürlich und frei von Übertreibungen aus. Auch stimmlich ist sie ganz bei sich und singt die Rolle mit sanftem Sopran und sicherer Technik. Eine sehr sympathische Primadonna, die gleich drei Männer um sich schart. Eine von ihnen ist ihr Möchtegern-Mann Don Pasquale, dem sie das kurze Eheleben zur Hölle macht. Alessandro Corbelli ist in Sachen Belcanto und Buffo-Rollen höchst versiert und somit eine Idealbesetzung für den mürrischen Don Pasquale, der noch recht eifrig über die Bühne und durch das italienische Parlando wuselt. Roberto de Candia ist kein übertriebener Intrigant, aber ein eifriger Strippenzieher, an dessen szenischem und vokalem Engagement man durchaus Freude haben kann. Antonio Siragusa schließlich ist mit höchst angenehmem Tenor ein legatoreicher Ernesto und somit ein sehr glaubhafter Liebhaber der Norina. Der Chor des Teatro Lirico in der Einstudierung von Paolo Vero könnte noch eine Spur charmanter klingen, macht aber ansonsten seine Sache als geschwätzige Dienerschaft sehr gut.

Dynamik und Esprit kommen aus dem Orchestergraben, wo das Orchester mit der eleganten Begleitung bestens zu Recht kommt. Gérard Kosten leitet die Aufführung mit guter Übersicht und bereinigt sofort kleine Unsicherheiten. Von der Ouvertüre an überzeugt sein rhythmisch präzises Dirigat, das der Oper einen sehr starken Puls gibt, ohne dass die Aufführung nur rasant voranrattern würde. Auch das Gespür für ruhiges Durchatmen ist vorhanden.

Erfreulich ist auch ein halbstündiger Einblick in die Probenzeit, bei dem man die Alternativbesetzung zu Eva Mei zu hören bekommt. Patricia Ciofi wäre auch eine sehr gute, andere Norina für diese kurzweilige und qualitativ hochwertige Aufführung gewesen. Vom Publikum gibt es dafür freundlichen, aber auch noch ausbaufähigen Applaus.

Christoph Broermann

Fotos: Arthaus Musik