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Buchbesprechung

Tanz Film - Intermediale Beziehungen zwischen Mediengeschichte und moderner Tanzästhetik


Autorin



Claudia Rosiny studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Pädagogik. Von 1991 bis 2007 Co-Direktorin der Berner Tanztage. 1997 Promotion am Institut für Theaterwissenschaft der Uni Bern. Von 1997-2003 Präsidentin der Bernischen Kantonalen Kommission für Theater und Tanz. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. Ab 2012 Verantwortliche für Tanz und Theater im Bundesamt für Kultur der Schweiz.


Kaufinformationen

Claudia Rosiny: Tanz Film - Intermediale Beziehungen zwischen Mediengeschichte und moderner Tanzästhetik

Transcript Verlag

ISBN 978-3-8376-2329-1

Kartoniert, 362 Seiten, 33 Euro


Points of Honor                      

Buchidee

Stil

Erkenntnis

Preis/Leistung

Verarbeitung

Chat-Faktor


 

 

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Wenn Tanz und Film eine Liaison eingehen

In der Reihe TanzSkripte, herausgegeben von den beiden Tanzwissenschaftlerinnen Gabriele Brandstetter und Gabriele Klein, ist der 27. Band im Transcript Verlag erschienen: Tanz Film – Intermediale Beziehungen zwischen Mediengeschichte und moderner Tanzästhetik. Claudia Rosiny beschreibt darin auf 362 Seiten verschiedene intermediale Beziehungen von Tanz und Film. Dem Duktus einer wissenschaftlichen Arbeit folgend, stellt sie theoretische und methodische Überlegungen zur Bearbeitung des Spannungsfeldes Tanz und Filmproduktion an den Anfang. Es schließt sich ein Analyseteil an, der den Hauptteil der Schrift ausmacht: Aufgegliedert in sechs Themenfelder werden hier verschiedene Medieneinflüsse auf die Tanzästhetik, Medieneinsatz auf der Bühne, verschiedene mediale Genrebildungen zwischen Tanz und Film respektive Fernsehen, Videotanz, Tanz und digitale Technologien sowie die Ästhetik des Tanzes im Internet dargestellt.

Um bei solcher Fülle an Informationen einen roten Faden verfolgen zu können, werden alle Erscheinungsformen von Tanz und Film an den Parametern Bewegung, Zeit und Raum gemessen. Diese Methode dient jedoch nicht nur der besseren Lesbarkeit, sondern zeigt auch die Unterschiede in den jeweiligen Entwicklungen auf. Jedes der sechs Themenfelder ist mit mehreren Beispielen unterfüttert. So werden unter anderem die Serpentinentänze von Loïe Fuller, Bollywood-Filme, YouTube-Clips, aber auch neuere technische Entwicklungen wie Augmented Reality besprochen. Das dient Rosiny dazu, die Konvergenz von Tanz und Film zu erforschen. Der Band schließt mit einem Anhang, der die Geschichte der Tanzstile kurz und umfassend umreißt. Eine Liste der besprochenen Produktionen ist ebenfalls beigefügt. Trotz des stringenten Aufbaus ist es laut Rosiny möglich, „den Band wie ein digitales Medium auch in netzartigen Strukturen zu nutzen und einzelne Abschnitte herauszugreifen“.

Der Autorin gelingt es einerseits, aus der schier unersättlichen Fülle von Produktionen, die im Spannungsfeld Tanz und Film stehen, die auszuwählen, die Leuchtturm-Funktion haben, andererseits verliert sie nie ihren Leser aus dem Blick. Durch das Dickicht der vielen möglichen Beispiele für die Verschmelzung von Tanz und Film schlägt sie einen Pfad, den der Leser im eigenen Tempo erkunden kann. Auf dem Spaziergang durch diesen dichten Wald begegnet man Gewächsen, die man für gewöhnlich, wenn nicht sogar primitiv hielt: Durch Rosinys Ausführungen erscheinen diese Gewächse in einem anderen Licht. Der Leser bekommt aber auch Beispiele vorgestellt, die ihm bis dato vielleicht unbekannt waren und die er auf diesem Wege für sich entdecken kann.

Mit dem vorliegenden Band ist ein Kompendium erschienen, das, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen, eine Lücke in der Forschung schließt. Gleichzeitig zeigt es aber auch weitere Forschungsfelder auf und lässt so Wissenschaft lebendig und luzide scheinen. Tanz und audiovisuelle Medien stehen im stetigen Austausch. Welche ästhetischen Konzepte hierbei entstanden sind und noch entstehen werden, das wird die Wissenschaft noch lange beschäftigen und hoffentlich zu solch spannenden Texten inspirieren, wie es in diesem der Fall geschehen ist.

Obwohl es sich um einen wissenschaftlichen Text handelt und viel Inhalt vermittelt wird, braucht auch der interessierte Laie vor diesem Band nicht zurückzuschrecken. Rosiny beschreibt in einfachen, klaren Worten worum es ihr geht. Verquaste Wissenschaftssprache wird man in diesem Buch nicht finden.

Jasmina Schebesta, 10.7.2013