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Buchbesprechung

Die chinesische Sonne scheint immer von unten


Achim Dunker


Achim Dunker ist Diplom-Fotoingenieur, Regisseur, Buchautor und Mitinhaber der Zwo-Filmproduktion. Er produziert Auftragsfilme für Industrieunternehmen und arbeitet als Hochschuldozent.


Kaufinformationen

Achim Dunker: Die chinesische Sonne scheint immer von unten - Licht- und Schattengestaltung im Film

UVK

ISBN 978-3-86764-394-8

Broschur, 224 Seiten, 18 Euro


Points of Honor                      

Buchidee

Stil

Erkenntnis

Preis/Leistung

Verarbeitung

Chat-Faktor


 

 

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Güldnes Licht umfließt ihr Haar

Man kann sich in eine Aufführung setzen und sie einfach genießen. Also konsumieren. Oder man setzt sich mit einer Aufführung auseinander – und entdeckt all die Feinheiten, die sich Regisseure, Kostüm- und Bühnenbildner wie auch Lichtbildner für eine Inszenierung überlegt haben. Da mag jeder für sich entscheiden, was ihm das Bessere ist. Das Werk Die chinesische Sonne scheint immer von unten ist für die, die sagen: „Ich möchte verstehen, was ich erlebe.“ Geschrieben ist es von Achim Dunker, erschienen ist es in der Reihe Praxis Film in der UVK Verlagsgesellschaft in der sechsten, überarbeiteten Auflage. Ein Klassiker also. Was sich also als Leitfaden für die Praxis anbietet, ist auch für die geeignet, die sich mit der Wirkung von Licht in einer Aufführung auseinandersetzen wollen. Denn Licht- und Schattengestaltung im Film, so der Untertitel des rund 220 Seiten starken Buchs, betrifft selbstverständlich nicht nur den Film, sondern genauso szenische Aufführungen.

Die Wirkung des Lichts wird bis heute weit unterschätzt. Wer das nicht glaubt, überzeuge sich in Programmheften von Theater- und Opernhäusern, in denen man oft genug vergeblich nach dem sucht, der für die Einrichtung des Lichts verantwortlich ist. Auf der anderen Seite spricht ein Großteil an Tanzaufführungen Bände davon, wie schädlich die Abwesenheit der richtigen Beleuchtung ist. Da saufen die Tänzerinnen und Tänzer ab, sprich: sie verschwinden im Schatten. Was den einen als Dramatik und Spannung erscheint – häufig den Machern – verärgert die anderen maßlos – meist sind das die Zuschauer, denen die Hälfte der Leistung auf der Bühne entgeht.

Dunker erzählt – halbwegs – leicht verständlich, wie Licht zustande kommt, welche Wirkungen der richtige Einsatz von Licht und Schatten hat und erläutert es an zahlreichen Filmbeispielen. Dass er im ersten Teil seines Buchs die verschiedenen Leuchtmittel erklärt, mag manchem als überflüssig erscheinen. Wen interessiert schon, wie viel Kilowatt Leistung ein bestimmter Scheinwerfer verbraucht. Im weiteren Verlauf allerdings wird deutlicher, warum das von Bedeutung ist. Und nach der Lektüre wird es kaum mehr einen Zuschauer geben, der nicht mindestens einen Blick zum Theaterhimmel richtet, um den einen oder anderen Scheinwerfer zu identifizieren. Das ist amüsant und entlarvt doch auch so manche Szene der Scharlatanerie.

Was ist Spitzlicht, Grundlicht oder ein Verfolger? Dunker erklärt geduldig und oft mehrfach, welche Wirkungen entstehen. Zahlreiche vierfarbige Abbildungen und Skizzen verdeutlichen die Erläuterungen. Dass die Erklärungen bisweilen verkürzt und durch kryptische Bildchen ersetzt werden, ist dann schon die Lektüre für Fortgeschrittene. Da hält der zukunftszugewandte Leser das Smartphone auf die Bildchen und gelangt so zu weiterführenden Interneteinträgen. Ist das der Weg in die Zukunft des Buches? Denkt man das weiter, werden Bücher überflüssig. Es reichen dann Listen solcher Logos, die lediglich mit dem Smartphone abzuarbeiten sind. Vorerst ist es eine Spielerei, die man nicht wahrnehmen muss. Eindeutig aber ist es ein Medienbruch. Wenn ein Medium auf ein anderes verweist, löst das beim Nutzer Misstrauen aus. Ähnlich der Dauerwerbung in den Nachrichtensendungen, die auf Internetinhalte der Sender hinweisen. Warum erfahre ich im Fernsehen nicht mehr die Hintergründe? Ein ähnliches Gefühl entsteht, wenn ein Buch auf ein Smartphone angewiesen ist. So wird „Mehrwert“ zur Falle. Im vorliegenden Werk ist es ebenfalls überflüssig.

Keineswegs überflüssig sind die Interviews, die das Buch abschließen und das erworbene Wissen noch einmal vertiefen. Ein Sach- und Namensregister runden das Lehrbuch ab.

Wie viel Licht also braucht der Mensch, braucht die Aufführung, benötigt die Filmszene? „Amateure sorgen sich um die richtige Ausrüstung, Profis sorgen sich um das Budget, und Meister sorgen sich um das richtige Licht“, sagt Dunker.

Michael S. Zerban, 4.5.2014