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Buchbesprechung

10 Jahre Beethovenfest


Ilona Schmiel (Hrsg.)



Ilona Schmiel wurde 1967 in Hannover geboren und studierte Gesang, Schulmusik, Altphilologie sowie Kultur- und Medienmanagement in Berlin, Bö und Oslo.

Nach verschiedenen Stationen als Leiterin von Festivals wurde sie 2004 als Intendantin des Beethovenfestes Bonn berufen. Heute ist sie Intendantin der Tonhalle Zürich.


Kaufinformationen

Ilona Schmiel (Hrsg.): 10 Jahre Beethovenfest

Math. Lempertz

ISBN 978-3-943883-41-1

Gebunden, 170 Seiten, 20 Euro


Points of Honor                      

Buchidee

Stil

Erkenntnis

Preis/Leistung

Verarbeitung

Chat-Faktor


 

 

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Abschiedsgeschenk für eine Intendantin

Kaum einem Festival ist es mit seinem internationalen Flair gelungen, sich so tief in der ausrichtenden Stadt zu verankern, wie dem Beethovenfest in Bonn. Zu verdanken ist das in erster Linie im vergangenen Jahrzehnt der Intendantin Ilona Schmiel und ihrem Team. „Hinter Ilona Schmiel stand in den vergangenen zehn Jahren ein starkes Team. Engagement, Begeisterung und Sinn für Beethovens Eigensinn haben die Musik im Team ins Beethovenfest Bonn getragen“, schreibt Stefanie Kneer. Inzwischen hat Schmiel das Beethovenfest verlassen, um in der Tonhalle Zürich die Intendanz zu übernehmen. Nicht aber, ohne vorher Bilanz eines Jahrzehnts ziehen und diese in ein rund 170 Seiten starkes, reich bebildertes Buch einfließen zu lassen: 10 Jahre Beethovenfest lautet der wenig einfallsreiche Titel des hochwertig gearbeiteten Werkes.

Vielleicht wäre der Titel Ilona Schmiel passender gewesen – dann hätte der Name auch noch Platz auf dem Buch gefunden. Ein Blick ins Impressum zeigt, dass Schmiel selbst als Herausgeberin verantwortlich zeichnet. Ihr zur Seite besorgt die Münchner PR-Arbeiterin Stefanie Kneer die Redaktion, und die Gestaltung wurde von einer Münchner Werbeagentur vorgenommen. In einer solchen Konstellation fehlt schon mal die Einsicht, auf das eine oder andere Danke schön zugunsten einer erträglicheren Lesbarkeit zu verzichten. Also eine Werbebroschüre, die auf die Rutsche des Kollegen Dennis Scheck gehört? Mitnichten.

Sieht man nämlich von der Selbstbeweihräucherung ab, findet man wohl kaum eine bessere und kurzweiligere Dokumentation von zehn Jahren Beethovenfest in Bonn. Kein Aspekt, der unbeleuchtet bleibt. Eingestreut sind Interviews mit „Weggefährten“, wobei offen bleibt, wessen Weggefährten hier gemeint sind. Da finden sich Namen wie Paavo Järvi, Jens Neundorff von Enzberg, Martin Grubinger oder Irmgard Nordbrock. Letztgenannte ist übrigens die Dame vom Brezelstand der Beethovenhalle Bonn. „Das Beethovenfest ist fester Bestandteil meines Lebens geworden. Seit ich auch am Brezelkorb verkaufe, ist es Fest und Alltag zugleich. Eigentlich bin ich immer überflüssig, aber immer mit besonderer Nähe zum Brennpunkt. Ich sehe mich als kleinste Beethoven-Botschafterin“, sagt sie. Damit liegt sie aber wohl falsch. Denn zu Schmiels Verdiensten gehört es, alle Altersgruppen angesprochen zu haben.

Darüber hinaus gelang es Schmiel, unter dem Dach des Beethovenfestes den weiten Bogen von Beethoven bis zur zeitgenössischen Musik zu schlagen. Wie man das hinbekommt, ist in dem Buch ausführlich und anschaulich nachzulesen.

Dass ein solches Festival offenbar heute nicht mehr ohne massives Sponsoring zu finanzieren ist, wird auch in dem Buch deutlich. Aber darüber kann man getrost hinweglesen und -sehen. Bedenklich ist diese aufdringliche Verquickung dennoch.

In zehn Jahren hat Schmiel gezeigt, wie man ein Festival nicht auf wenige Bühnen für Eingeweihte oder Anhänger beschränkt, sondern in die Stadt hineinträgt. Internationales Flair, Konzerte auf öffentlichen Plätzen, Public Viewing und ein Programm für möglichst viele Anspruchsgruppen scheinen geeignete Methoden, mit einem Festival nicht nur Wissenschaftler und Kritiker anzuziehen, sondern auch Bürgerinnen und Bürger nicht nur der Stadt, sondern der ganzen Welt zu begeistern. Insofern können von diesem Buch Kulturmanager lernen. Vor allem aber findet hier das Publikum, das nicht nur zufällig ein oder zwei Konzerte besucht, einen wunderbaren Zugang zum Festival – und zu Beethoven.

Michael S. Zerban, 1.4.2014