Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Foto © Fabio Parenzan

Aktuelle Aufführungen

Ein Erzkomödiant namens Dandini

LA CENERENTOLA
(Gioachino Rossini)

Besuch am
12. April 2016
(Premiere am 8. April 2016)

 

 

Teatro Verdi Trieste

Der riesige Ofen qualmt beinahe bedrohlich, und sie muss ständig an diesem herumhantieren. Und sogleich beginnt sich die Bühne mit Tänzerinnen und Tänzern zu füllen. Am Teatro Verdi in Triest wird Gioachino Rossinis La Cenerentola als das gezeigt, was sie ist, als Opera buffa mit ihren tragischen Schlaglichtern, als eine Komödie mit Elementen des Zauberspiels.

Rodula Gaitanu hat flott inszeniert und hält das Tempo beinahe bis zum Finale durch: Mit viel Action, unbeschwerter Komik, etwas Klamauk in den vielen Verwechslungs- und Verkleidungsszenen sowie aufgemotzt mit gekonnt choreografierten zahlreichen Tanzszenen. Aschenputtel haust auf der Hinterbühne eines Varieté-Theaters. Die Bühne hat Simon Corder entwickelt, die Ausstattung insgesamt stammt von der Nationaloper Athen mit den entsprechenden Versatzstücken. Statt des Palastes des Prinzen finden wir uns nach Szenenwechsel im Foyer und Zuschauerraum seines Palace Theatre.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Eigentlich müsste die Oper diesmal Dandini heißen. Denn man erlebt hier Fabio Previati als gleichnamigen Kammerdiener, der darstellerisch und stimmlich alle an die Wand spielt. Mit großer Präsenz und kraftvoll-kernigem Bariton und auch so mancher köstlichen wie auch tänzerischen Einlage hat der Erzkomödiant dann als falscher Prinz die Lacher des Publikums immer auf seiner Seite. Da verblasst neben ihm sogar Josè Maria Lo Monaco als Titelheldin Angelina. Zwar weiß sie die geforderten unzähligen Koloraturen, Legato-Girlanden, Staccato-Ketten gut zu meistern. Ihr Mezzosopran wird von ihr jedoch zu abgedunkelt eingesetzt, so manche halsbrecherische Sprachkaskade ist unhörbar. Leonardo Ferrando ist der Brautschau gehende, richtige, fesche Prinz Don Ramiro. Er ist mit schönem, höhensicherem Tenor ausgestattet und liefert bombensichere Koloraturen ab.

Foto © Fabio Parenzan

Vincenzo Nizzardo ist ein nur bedingt witziger Don Magnifico, der zu sehr auf die Stimme drückt. Seine beiden stimmlich soliden Töchter sind Lina Johnson und Irini Karaiani. Den Philosophen Alidoro gibt Filippo Polinelli stimmkräftig mit wunderbarem, weichem Timbre. Der Chor des Hauses, den Fulvio Fogliazzi gekonnt einstudiert hat, singt meist im Einklang mit dem Graben.

Dort geht George Petrou nicht unbedingt sensibel mit der feinfühligen Partitur Rossinis um. Er begleitet die Sänger zwar teils umsichtig, manchmal allerdings wählt er geradezu mörderische, kaum mehr spiel- und singbare Tempi, was auch Ungenauigkeiten provoziert. Besonders fehlt es im Orchester des Teatro Verdi an Spritzigkeit und virtuoser Leichtigkeit.

Viel Applaus kommt auch vom diesmal auffallend jungen Publikumsanteil für einen unbeschwerten Abend.

Helmut Christian Mayer