Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Foto © Nadir Bonazzi

Aktuelle Aufführungen

Von Straßen und Hunden

LEGO/RAIN DOGS
(Giuseppe Spota, Johan Inger)

Besuch am
26. Oktober 2016
(Einmaliges Gastspiel)

 

 

Tanzwochen Neuss, Stadthalle

Es spricht für das Neusser Publikum, dass sich die stattliche Stadthalle zum Auftakt der 34. Internationalen Tanzwochen Neuss fast bis auf den letzten Platz füllt. Dass man in den hinteren Reihen, noch dazu in Nähe eines mächtig brummenden Beamers nicht jedes Detail wahrnehmen kann, muss man dann wohl in Kauf nehmen.

Sechs Tanzcompagnies aus sechs Ländern gastieren bis zum Februar in der rheinischen Stadt. Und zwar aus Brasilien, Frankreich, den USA, Großbritannien und Kanada. Den Premierenabend bestreitet das italienische Tanztheater Aterballetto aus Reggio Emilia mit zwei denkbar unterschiedlichen Choreografien von Giuseppe Spota und Johan Inger. Ein Programm, das die Vielfalt des Repertoires der 1979 gegründeten und seitdem international aktiven Compagnie entspricht.

POINTS OF HONOR
Musik
Tanz
Choreografie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Lego nennt der Choreograf Giuseppe Spota seine 40-minütigen Impressionen zu imaginären Straßenszenen, die Künstler des ebenfalls in Reggio Emilia ansässigen 000PStudios mit bizarren Videoeinblendungen und sanften, auf Dauer narkotisierenden, elektronischen Klängen garnieren. Die 17 überwiegend in Weiß und Rot gekleideten Tänzerinnen und Tänzer agieren dazu in unterschiedlichen Formationen mit schlangenhaft weichen Bewegungen, für die der Choreograf eine reiche Palette von Bewegungsformationen entwickelt hat. Eine ruhige, tänzerisch anspruchsvolle Studie, die den Tänzern dankbare Aufgaben bereithält.

Foto © Nadir Bonazzi

Wesentlich ruppiger geht es in Rain Dogs des schwedischen Gastchoreografen Johan Inger zu. Der Titel entspricht einem Album des Sängers Tom Waits, und Songs des Künstlers mit der Reibeisenstimme bilden auch die musikalische Basis des halbstündigen Stücks. Ein streunender Hund, der sich verlaufen hat, bildet den roten Faden der lockeren Handlung. Er begegnet Menschen und anderen Tieren, denen Inger mit Witz und viel Temperament auf die Sprünge hilft. Ungeachtet des tristen Titels verbreitet das Stück viel Farbe und Aktivität bis hin zu swingartigen Einlagen. Eine unterhaltsame Arbeit, die die neun Tänzerinnen und Tänzer mit entsprechender Spielfreude auf hohem Niveau ausführten.

Das Publikum reagiert mit großer Begeisterung auf beide Werke.

Pedro Obiera