Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Foto © Oliver Berg

Aktuelle Aufführungen

Für Jung und Alt im Münsterland

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)

Besuch am
25. Oktober 2015
(Premiere am 30. November 2014)

 

 

Theater Münster

Mit Fortsetzungen ist das ja im Filmgeschäft so eine Sache. Ob sie besser oder schlechter sind als das Original, ist immer eine heikle Diskussion. Oft werden sie nur gedreht, um das Geld der neugierigen Besucher in die Kassen der Filmstudios zu spielen. Im Theater ist eine Wiederaufnahme ja nichts anderes als eine Fortsetzung und da hat das Theater Münster für seine Verhältnisse eine Goldmine liegen. Kobie van Rensburgs Science-Fiction-Zauberflöte feiert seit der Premiere in 2013 seine zweite Wiederaufnahme. Das kommt selten vor in Münster. Seitdem sind alle Vorstellungen gut bis sehr gut besucht. Es hat sich in Westfalen und Umgebung rumgesprochen, dass man in Münster gut unterhalten wird.

Aber wie in jeder Fortsetzung ist es auch hier etwas problematisch. Denn es hat sich der Schlendrian eingeschlichen. Die Grundidee von van Rensburg ist natürlich noch deutlich erkennbar. Er verlegt die Handlung in die unendlichen Weiten des Weltraums, mischt die großen Science-Fiction-Meilensteine Star Wars und Star Trek – auch in den Kostümen von Dorothee Schumacher und Lutz Kemper – hemmungslos und spricht damit die Zielgruppe von heute an. Das Publikum ist dementsprechend sehr gut gemischt. Eine Zauberflöte für jung und alt im ganzen Land. Dafür braucht es natürlich jede Menge Projektionen, die der Regisseur selber besorgt hat. Meteoriten, Drachen, Sterne, Raumschiff-Displays, Galaxien – ohne den optischen Zauber wäre auf der Bühne von Kerstin Bayer und van Rensburg nicht ganz so viel los. Denn in der Premierenserie waren Mensch und Technik besser verbunden, die Sänger wirken zuweilen sich selbst überlassen. Das ist oft das Schicksal einer Wiederaufnahme, die nicht vom Regisseur selbst geleitet wird.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Zwischenzeitlich hat auch der „Soundtrack“ zum Film etwas gelitten. Mozarts Musik ist zwar relativ unverwüstlich, doch so ganz stellt sich der Zauber dieser Oper nicht ein. Vielleicht liegt es daran, dass der erste Kapellmeister Stefan Veselka zwischen den Premieren von Hoffmanns Erzählungen und Hänsel und Gretel auch diese Produktion betreut. Er und das Sinfonieorchester bleiben ziemlich oberflächlich, es pendelt teilweise sogar in Richtung Lustlosigkeit. Dann aber auch blitzt die Klasse auf, die man in Münster gewohnt ist.

Youn-Seong Shim als Tamino, Juan Fernando als Papageno. Im Hintergrund die drei Damen Katarzyna Grabosz, Lisa Wedekind und Suzanne McLeod. © Oliver Berg

Das berühmte Papagena-Papageno-Duett funkelt wie Sterne an Himmel. Juan Fernando Gutiérrez und Eva Bauchmüller – beide seit der Premiere eingespielt – meistern das halsbrecherische Tempo ohne Probleme. Youn-Seong Shim ist wie immer ein solider Tamino. Auch Gregor Dalal ist von Anfang an dabei und wertet mit Humor und Stimme die kleine Partie des Sprechers auf. Ansonsten gibt es auch einige neue Stimmen auf der Bühne, die aber nicht alle so recht überzeugen können. Antje Bitterlich als Königin der Nacht ist etwas harmloser als die Meteoriten, die sie in ihrer Wut schleudert, hat aber alle Töne dieser heiklen Partie parat. Ralf Rachbauer ist als Monostatos ein Aktivposten. Sebastian Campione bleibt als Sarastro etwas blass. Die intonationsschwache Thérése Wincent scheitert trotz aktiver Darstellung an der Rolle der Pamina. Vielleicht ist es auch nur ein schlechter Abend. Lisa Trentmann, Laura Goblirsch und Tomke Malin Schicht bilden ein gutes Knabenterzett. Das gleiche gilt für die drei Damen von Katarzyna Grabosz, Lisa Wedekind und Suzanne McLeod. Bis auf ein paar Unsicherheiten im Einsatz kann der Chor des Theater Münster unter der Leitung von Inna Batyuk überzeugen.

Durch die vielen jungen Gesichter im Publikum gibt es auch etwas Unruhe während der Vorstellung, aber es hält sich in Grenzen. Die Reaktionen auf die witzigsten Pointen der Inszenierung bleiben nicht aus, und der Applaus am Ende zeigt, dass sich das Publikum gut unterhalten hat. Happy End.

Rebecca Hoffmann