Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Alle Fotos © Hans Jörg Michel

Aktuelle Aufführungen

Magere Kost

OPERETTENGALA
(Nationaltheater Mannheim)

Besuch am
15. November 2015
(Premiere)

 

 

Nationaltheater Mannheim

Am Abend zuvor wurde Paris Opfer des Terrors. Für viele Veranstalter ergibt sich tags darauf die Frage, wie damit umgehen. Michael Quast, Moderator der Operettengala im Nationaltheater Mannheim, findet den passenden Schlenker, um sein Publikum im voll besetzten Saal davon zu überzeugen, dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind. Hat doch schon der unvergessliche Karl Kraus dazu die passenden Worte gefunden, und im Übrigen ist die ganze Welt himmelblau.

Also, los geht’s mit Schwung, denn Gastdirigent Markus Huber, Generalmusikdirektor in Pforzheim, lässt die Millöcker-Ouvertüre zum armen Jonathan schmissig aufblitzen, und schon ist das ganze Elend dieser Welt vergessen.  Dann führt Michael Quast, der die Konzeption verantwortet, locker durchs Programm, denn die Pariser Operette, das Wiener Pendant und schließlich der Berliner Abgesang mit nur noch banalen Texten wird durchlaufen. Mit Anekdötchen garniert, allerdings über leicht irritierende Mimik unterstützt; ein Mime will  halt Mime sein.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Insgesamt sind viele Besucher nicht ganz zufrieden, wenn sie die Premiere weniger als Gala, sondern eher als magere Kost empfinden. Das auf der Bühne gruppierte Orchester mag eine Bühnengestaltung verhindert haben, aber ein Kronleuchter im Holzkasten zur Linken und zwei Texteinblendungen auf der Gazewand im Hintergrund sind doch ein bisschen dürftig für einen ganzen Abend.

Foto © Hans Jörg Michel

Das Potpourri aus Hits von Franz Lehár, Jacques Offenbach, Ralph Benatzky, Emmerich Kálmán, Eduard Künneke, Robert Stolz, Franz von Suppé und Carl Millöcker hört sich passabel an, denn die Sopranistinnen Astrid Kessler und Katharina Göres, die Mezzo-Sopranistin Ludovica Bello, die beiden Tenöre Tilmann Unger und Ziad Nehme sowie der Bariton Joachim Goltz bringen ihre unterschiedlichen Stimmfarben und  Charakteristika sehr ordentlich ein in die Couplets, Schlager, süßen Ohrwürmer und Duette, zumal sie mit koketten Spielereien Lockerungsübungen für die Lachmuskeln einbauen. Markus Huber führt die Fäden mit sicherer Hand, und dennoch scheint das Ganze ein bisschen fade.

Schade.

Eckhard Britsch