Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Foto © Foto Hofer

Aktuelle Aufführungen

Spritziges, witziges Tier

DIE FLEDERMAUS
(Johann Strauß)

Besuch am
24. Juli 2016
(Premiere am 16. Juli 2016)

 

 

Léhar-Festival, Bad Ischl

In unserem Gefängnis gibt es eine größere Promidichte als bei der TV-Sendung Seitenblicke“: Mit solchen und vielen weiteren, aktuellen politischen, spaßigen Ansagen, etwa über die Wiederholung der österreichischen Bundespräsidentenwahl, hat der Gefängnisdiener Frosch von Anbeginn die Lacher auf seiner Seite. Oliver Baier, der in Österreich sehr bekannte TV- und Radio Moderator, hat selbst die Zusatztexte verfasst. Jedoch kommen die althergebrachten, im Originaltext vorkommenden Texte und Gags insgesamt viel besser an. Baier, der in letzter Zeit vermehrt auf den Schauspielbühnen zu finden ist, spielt den ständig Schnaps trinkenden Beamten zwar mit viel Witz, aber auch mit viel zu großer Hektik.

Auch sonst haben Michaela Ronzoni und Volker Wahl die in die 1920-er Jahre verlegte Fledermaus von Johann Strauß bei den Lehár-Festspielen in Bad Ischl mit vielen guten Gags angereichert, spritzig inszeniert und dabei ordentlich aufs Tempo gedrückt. Bereits während der Ouvertüre wird die Vorgeschichte erzählt, in der gezeigt wird, wie Eisenstein seinen Freund Dr. Falke, damals als Fledermaus verkleidet, in aller Öffentlichkeit blamiert hat. Nun folgt also Die Rache der Fledermaus in sehr einfachen Kulissen. Auch die Eisensteins leiden unter der bevorstehenden Währungsreform, weswegen bei ihnen im Haus das gesamte Mobiliar gepfändet wird. Beim Fest im Hause Orlowskys, das eher einem Nachtclub und Spielsalon gleicht, wird ordentlich Glückspiel betrieben, die Reise nach Jerusalem statt der Balletteinlage gespielt, Shisha geraucht und bei dem populären Lied Brüderlein und Schwesterlein im Takt Kokain geschnupft.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Nicht bestmöglich sind diesmal alle Charaktere ausgesucht. Neben dem nicht immer idealen Frosch ist Matjaz Stopinsek zwar ein kraftvoller, höhensicherer Eisenstein, verfügt allerdings darstellerisch mit viel zu wenig Eleganz. Regina Riel ist eine wunderbare Rosalinde mit blühendem Sopran. Jevgenij Taruntsov ist der viel schmelzige Italianità verströmende Sänger Alfred, fallweise mit etwas engen Höhen. Alice Waginger singt das Stubenmädel Adele federleicht, Rita Peterl ist ein idealer Prinz Orlowsky. Tobias Greenhalgh als Dr. Falke hat einen wunderbar weichen Bariton. Florian Resetarits als Notar Dr. Blind hört man kaum. Josef Forstner als Gefängnisdirektor Frank kann seine vielen komischen Momente köstlich und ungeniert auskosten.

Foto © Foto Hofer

Frei von Kitsch und Walzerseligkeit erlebt man das Lehàr-Orchester unter László Gyükér. Unter seinem durchaus mit Energie gestalteten Dirigat bringt er die populäre Musik sehr luftig und spritzig zum Klingen.

Großer Jubel herrscht zum Schluss wieder im vollen Saal eines sich prächtig amüsierenden Publikums.

Helmut Christian Mayer