Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Foto © Graf

Aktuelle Aufführungen

Arien im Schloss

ARIEN FÜR DEN KAISER
(Valer Sabadus)

Besuch am
19. Juli 2016
(Einmalige Aufführung)

 

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik,
Schloss Ambras, Spanischer Saal

Die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck veranstaltet seit 40 Jahren die Festwochen der Alten Musik und konzentriert sich dabei in der Programmgestaltung auf Komponisten und Werke des 15. bis 17. Jahrhunderts. Die Epoche, in der die Stadt ein Zentrum des höfischen Lebens und damit auch der Musik nördlich der Alpen war. Im Schloss Ambras finden noch länger die gefeierten Schlosskonzerte in einmaliger Renaissance-Umgebung des Spanischen Saales statt.

In den letzten Jahren wurde viel über die Zukunft und insbesondere über die Organisation der Festwochen öffentlich auf der politischen Bühne diskutiert. Am Ende wurde die Selbstständigkeit geopfert und das Festival dem Tiroler Landestheater untergeordnet. Man muss die Entwicklung in den nächsten Jahren beobachten, in wie weit die Qualität und Vielfalt darunter leiden wird. Noch wird von den Verantwortlichen, allen voran Alessandro de Marchi, gute Laune gezeigt. Die offiziellen Gründe lassen die Sparpolitik erkennen, viel Freude zeigt niemand an der Lösung.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Aber an diesem Abend scheinen alle Diskussionen vergessen, und das Eröffnungskonzert der Ambraser Schlosskonzerte ist gleichzeitig der erste Höhepunkt der diesjährigen Festwochen. Countertenor Valer Sabadus präsentiert sich mit einem umfangreichen, anspruchsvollen Programm barocker Arien. Begleitet wird er an diesem Abend vom jüngst gegründeten Ensemble Nuovo Aspetto, das ein klares und eindrucksvolles Zeichen seiner Qualität gibt. Laut Programmheft ist die Gruppierung deutscher Musiker um ein ungewöhnliches Repertoire mit ungewöhnlicher Besetzung bemüht. Letzteres verleiht dem Abend unbenommen einen besonderen Glanz. Besonders das Salterio hört man selten in Barockkonzerten. Zu Deutsch ist das Instrument als Hackbrett bekannt und erinnert gleich an die ländliche Adventsmusik. Oftmals vergessen ist die Bedeutung und Verbreitung dieses Instrumentes im Barock, so dass selbst Könige und Kaiser dessen Spiel erlernten. Dazu kommt die Chalumeau oder Schalmei, die mit ihren Klang verzaubert. Der Lautenist Michael Dücker hat das Ensemble gegründet und führt es auch. In mehreren Orchesterstücken verzaubern die engagierten Musiker mit ihren Klangfarben, munterem und schwungvollem Spiel und gekonnten Interpretationen.

Valer Sabadus - Foto © Graf

Ebenso professionell und wohl ausbalanciert musizieren sie mit dem Solisten Valer Sabadus. Der sympathische, bescheiden wirkende, junge Countertenor packt das Publikum mit seinem makellosen, aber außergewöhnlichen Gesang. Seine Stimme reicht tief in den Alt. Sie zeigt eine ausnehmende Breite, von der klaren Höhe bis in eine satte Tiefe, alles mit viel Wärme unterlegt. Nichts wirkt metallen oder hart. Mit jugendlicher Leichtigkeit gleitet Sabadus in die Höhe, intoniert präzise, setzt die Töne von oben an, öffnet auch mal schmachtend im Text vertieft seine Stimme und gießt wahrlich seine Arien in den Saal. Beeindruckend die Stimm-, aber auch seine Atemtechnik. Mühelos zieht er Stimmbögen in die Länge, setzt zu klaren Koloraturen an und dehnt am Ende seine Laute. Kaum merklich holt er Luft, und so wirkt sein Gesang schwerelos und ohne Brüche. 

Die meisten Programmpunkte stammen von Antonio Caldara, der, geboren in Venedig, vom Chorsänger und Geiger zum Wiener Hofkomponisten avancierte und für seine Opern, aber insbesondere seine Arien mit konzertierenden Instrumenten berühmt war. Durch die Da-Capo-Form werden diese Werke mit instrumentaler Einleitung, Zwischenspiel und Wiederholung zu echten Konzertstücken. Trotz sommerlicher Hitze spendet Sabadus und Nuovo Aspetto drei Zugaben, die das begeisterte Publikum bereitwillig aufnimmt und sich lautstark für den eindrucksvollen und gelungenen Abend bedankt.

Helmut Pitsch