Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

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Alle Fotos © Iko Freese

Aktuelle Aufführungen

One-woman-Show

DIE ZIRKUSPRINZESSIN
(Emmerich Kálmán)

Besuch am
20. Dezember 2015
(Premiere)

 

 

Komische Oper Berlin

Die Komische Oper Berlin setzt ihren Zyklus mit konzertant aufgeführten Operetten von Emmerich Kálmán in dieser Saison mit Die Zirkusprinzessin aus dem Jahr 1926 fort. Das mit effektvollen Musiknummern nur so wuchernde Werk spielt im Artistenmilieu in St. Petersburg. Die Fürstin Fedora verliebt sich in den mysteriösen Dressurreiter Mr. X, der in Wahrheit der Neffe ihres verstorbenen Gatten ist. Die beiden werden ein Paar, durch Intrigen kurz nach der Hochzeit aber entzweit. In Wien finden die beiden zusammen, und nicht nur sie. Auch der Hotelbesitzersohn Toni und die Artistin Mabel geben sich das Jawort.

Den überdrehten Inhalt erzählt in der Komischen Oper Désirée Nick, herausgeputzt als Dompteuse. Was heißt hier erzählt? Die Entertainerin, mit Auftrittsapplaus begrüßt, liefert eine One-woman-Show ab. Sie führt durch die Handlung so schrill, wie man es von ihr erwartet. Mal völlig übertrieben, dann wieder richtig witzig, mal kräftig ordinär, dann wieder herrlich schlagfertig. Sie tanzt, schäkert mit dem Publikum und lässt es sich selbstverständlich nicht nehmen, selbst zu singen. Natürlich nicht ein kleines Chanson, nein, das koloraturgewürzte Couplet der Adele aus der Fledermaus muss es sein, das sie einigermaßen treffsicher von sich gibt.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Für den waschechten, stilsicheren Operettengesang sind dann aber doch die beiden Solistenpaare zuständig. Alexandra Reinprecht gibt die große Diva, Julia Giebel die kesse Soubrette. Zoltán Nyári ist der robuste wie charmante Tenorheld, Peter Renz der treffliche Buffo, zu denen sich noch der intrigante Prinz von Ivan Turšić gesellt. Sie alle sind tadellos bei Stimme und dazu sichtbar mit ganz viel Vergnügen bei der Sache.

Zoltán Nyári als Mister X und Alexandra Reinprecht als Fürstin Fedora Pallinska - Foto © Iko Freese

Was sich auch vom musikalischen Leiter Stefan Soltesz sagen lässt. Der aus Ungarn stammende Dirigent schwingt den Taktstock für die Ohrwürmer seines Landsmannes Kálmán mit ebenso viel Gefühl wie Temperament und überträgt seinen Enthusiasmus auf die Chorsolisten und das Orchester der Komischen Oper. Und da im Rang eine Zirkuskapelle zusätzlich aufspielt, stellt sich sogar echtes Manegen-Flair ein.

Viel Jubel für alle Beteiligten. Barry Kosky hat bereits die nächste Kálmán-Operette angekündigt. In der kommenden Speilzeit gelangt Marinka zur europäischen Premiere, seine einzige am Broadway uraufgeführte Show.

Karin Coper