O-Ton

Kulturmagazin mit Charakter

Michael S. Zerban - Foto © Klaus Handner

Kunststücke

Die neue Rubrik Kunststücke

Liebe Besucher,

vielen Dank für Ihr Vertrauen. Im Jahr 2000 entstand die Idee der Rezensionsplattform Opernnetz in einem Seminar von Franz R. Stuke an der Ruhr-Universität Bochum. Neben der Idee, seine Studenten für die Oper zu begeistern, lag ihm vor allem viel daran, dem Geschwurbel der Kritiken in den Feuilletons der Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Magazine eine neue Form der Kritik entgegenzusetzen. Deshalb ließ er seine Studenten Kategorien entwickeln, nach denen eine solche Kritik aufzubauen sei. Wer sich heute Kritiken, Besprechungen, Rezensionen durchliest, wird schnell feststellen, dass die meisten inzwischen diese Form übernommen haben. Als die Studenten in die Welt hinausschwärmten, war damit auch meist das Ende ihres Engagements für Opernnetz gekommen. Der Professor für Publizistik hatte das längst vorausgesehen und etablierte Rezensenten für die Plattform gewinnen können, die allmählich übernahmen. Stuke sah sich selbst stets als Ideengeber. Und so wurden im Laufe der Jahre zwei Dinge zur Pflicht: die journalistische Qualität und die Weiterentwicklung. Dabei musste im Gegensatz zu den gedruckten Medien nicht nur das Erscheinungsbild allmählich angepasst werden, sondern auch die Weiterentwicklung des Internets im Auge behalten werden.

Foto © Peter E. Rytz

Es waren immer gleitende Übergänge, weil das Rad nicht neu erfunden werden sollte. So berichtete Opernnetz zunehmend auch über Menschen und Aufführungen, die nicht unmittelbar mit der Oper zu tun hatten. Zeitgenössischer Tanz, Ballett, Konzert und Theater wurden zunehmend Gegenstand der Berichterstattung. Als Stuke in den Ruhestand ging, hinterließ er eines der wichtigsten Kulturmagazine des deutschsprachigen Raums. 2017 kam es zum bedeutendsten Sprung in der Entwicklung. Aus Opernnetz wurde das Kulturmagazin O-Ton, das nun auch schon wieder fünf Jahre alt wird. Damit ging auch ein philosophischer Wechsel einher. Neben den „großen“ Ereignissen, die in anderen Medien bejubelt werden, fällt der Blick seither auch auf die kleinen Veranstaltungen, die oft mehr Kreativität – und Unterhaltung – bieten. Eine Entwicklung, die von Ihnen, wenn man nach den Besucherzahlen geht, für gut befunden wird.

Jetzt sehen wir die Zeit gekommen, den nächsten Schritt zu gehen. Die Rubrik „Kurzgeschichten als Hörspiele“ wird beendet. Es mangelte nicht am Besucherinteresse, sondern überraschend am Interesse der Autoren. Wir haben einfach keine Angebote bekommen. Offenbar sind da die öffentlich-rechtlichen Medien interessanter. Und obwohl das Internet ja über unendlichen Platz verfügt, wollen wir Sie nicht mit Friedhöfen langweilen. Was also mit diesem Platz anfangen? Ein Experiment durch ein anderes ersetzen? Warum nicht? Aus der Kategorie wird deshalb „Kunststücke“. Auch hier wollen wir Sie für die Kultur – nur eben über das Musiktheater hinaus – begeistern und Berührungsängste abbauen. Berichte über Ausstellungen, die Sie nicht im Mainstream finden, Gespräche mit Künstlern, von denen Sie vielleicht noch nie gehört haben oder nie wieder hören werden, Ideen haben wir viele. Wir wissen so gut wie Sie, dass sich der Kunstmarkt längst in einen Kapitalmarkt entwickelt hat, aber muss man das eigentlich hinnehmen? Wir hoffen, dass wir abseits profitorientierter Märkte Künstler und Ausstellungen finden, über die es sich trotzdem und gerade deswegen zu berichten lohnt. Die Idee ist, für Sie den Künstler und die Ausstellung zu finden, die Sie gerne mal besuchen und kennenlernen möchten, auch ohne erst ein Kunststudium absolviert zu haben. Ob uns das gelingt, wissen wir nicht. Aber wir sind frohen Mutes.

Und wir freuen uns darauf, wenn Sie uns dabei begleiten, ungewöhnliche, originelle und bodenständige Kunstwelten zu entdecken. Immer getreu dem Motto: Keine Angst vor Kunst! Es gibt einen guten Grund, mit dem Schwerpunkt Fotografie einzusteigen. Angesichts zunehmender Bilderfluten mag sich mancher fragen, ob es sich überhaupt noch lohnt, eine Foto-Ausstellung zu besuchen. Aber auch danach zu fragen, ob man selbst noch fotografieren soll und womit. Es wird also auch ganz praktische Tipps geben, wie Sie mit dem Thema Fotografie umgehen können. Lassen Sie sich überraschen.

Herzlichst,

Ihr Michael S. Zerban
Chefredakteur O-Ton