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Balletthaus Düsseldorf - Foto © O-Ton

Hintergründe

Dialogbereit

Demis Volpi wird im kommenden Jahr neuer Ballettdirektor und Chefchoreograf der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg. Am 15. März unterzeichnete er seinen Vertrag, der bis zum Ende der Spielzeit 2023/24 läuft. Damit dürfte es Generalintendant Christoph Meyer gelungen sein, eine Wende im Ballett auf hohem Niveau herbeizuführen.

Demis Volpi – Foto © O-Ton

Es klingt nach einer guten Entscheidung, was Generalintendant Christoph Meyer da am Freitagnachmittag im Düsseldorfer Foyer der Deutschen Oper am Rhein verkündet. Eine Stunde zuvor hatte der Aufsichtsrat formal beschlossen, wer die Nachfolge des nach Wien scheidenden Martin Schläpfer antreten soll. Neuer Ballettdirektor und Chefchoreograf der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg wird Demis Volpi. Sein Vertrag beginnt 2020 und läuft bis 2024.

Der Aufsichtsrat hatte Meyer und Hans-Georg Lohe, Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf, offiziell mit der Kandidatensuche beauftragt. Dabei war von Anfang an klar, dass keine Schläpfer-Kopie gesucht wurde, sondern ein Neuanfang. Lohe betonte die Ergebnisoffenheit der Suche, die mit einer langen Kandidatenliste begann, auf der gleichermaßen Frauen wie Männer vertreten gewesen seien. Allerdings, sagt Meyer, sei das Geschlecht kein Kriterium für die Findung gewesen. Und so sei man schließlich bei dem 33-jährigen Choreografen und Regisseur Demis Volpe vorstellig geworden, der nicht nur bereits mehr als 40 Werke choreografiert, sondern auch bereits drei Opern inszeniert habe: Don Giovanni, Tod in Venedig und Medea. Der Intendant nennt das einen ausgesprochenen Glücksfall und will auch nicht ausschließen, dass Volpi Gelegenheit bekommen werde, am Haus zu inszenieren. „Demis Volpi ist einer der spannendsten, kreativsten und vielversprechendsten Choreografen und Regisseure der jungen Generation“, sagt er.

Im Vordergrund steht aber die Arbeit mit dem Ballett. Bereits am Vormittag hatte sich Volpi der Compagnie im Balletthaus vorgestellt und war dort mit kräftigem Applaus begrüßt worden. Auch Schläpfer zeigte sich erfreut über die Berufung Volpis und hieß ihn im persönlichen Gespräch herzlich willkommen. Bereits ab April wird der neue Chefchoreograf seine Arbeit in Düsseldorf aufnehmen. „Es wird um die Pflege des neoklassischen Repertoires, die Einbindung wichtiger zeitgenössischer Choreografen und Künstler sowie die Erweiterung des Freiraums für neue choreografische Sprachen geben“, erklärt Volpi seine Aufgabe. Allerdings freue er sich auch darauf, eigene Akzente zu setzen, zum Beispiel mit der Kreation eigener abendfüllender Handlungsballette zur weiteren Entwicklung des Repertoires und des Profils der Compagnie. Berührungsängste zeigt der international erfahrene Choreograf, der seit 2013 nicht mehr selbst tanzt, keine. Ein erstes Gespräch mit dem Tanzhaus NRW sei bereits in Planung und darüber hinaus sehe er mit Spannung der hochkarätigen freien Tanzszene in Nordrhein-Westfalen entgegen.

International erfahren, weltoffen und dialogbereit

Demis Volpi wurde in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Er begann bereits im Alter von vier Jahren zu tanzen und erhielt Unterricht bei renommierten Lehrern wie Andrea Candela, Wilhelm Burmann, Mario Galizzi, Silvia Bazilis und Loipa Araujo. Nachdem er ein Jahr am Instituto Superior de Arte del Teatro Colón verbracht hatte, absolvierte er Canada’s National Ballet School in Toronto mit Diplom und Auszeichnung. Zwischen 2002 und 2004 besuchte er die Stuttgarter John-Cranko-Schule und absolvierte dort sein Diplom als staatlich geprüfter Klassischer Tänzer. Er wurde direkt im Anschluss als Eleve ans Stuttgarter Ballett übernommen und bekam im darauffolgenden Jahr eine Anstellung im Corps de Ballet, dem er bis 2013 angehörte. Während dieser Zeit studierte Volpi sowohl das klassische als auch das moderne Repertoire der Kompanie. Seither hängt sein Herz eher an der kreativen Entwicklung als an der tänzerischen Umsetzung. Mit Erfolg. Zahlreiche Preise würdigen seine internationalen Arbeiten. Sein erstes abendfüllendes Ballett war Krabat, eine Choreografie, die sich zum größten Kassenschlager des Stuttgarter Balletts der vergangenen Jahre entwickelte und ihm die Stellung eines Hauschoreografen einbrachte, die er bis 2017 wahrnahm.

Nun heißt also die nächste Station Düsseldorf respektive Duisburg. Eine echte Herausforderung. Sich zur Stadt und den Kulturinstitutionen zu öffnen, Kinder und Jugendliche wieder ins Ballett zu bringen, das Handlungsballett zu reaktivieren und ganz nebenbei noch ein paar alte Zöpfe abzuschneiden: Nur Beispiel für die Arbeit, die vor Volpi liegt. Dem ersten Eindruck nach, den er bei seiner Vorstellung vermittelte, ist er dafür der richtige Mann. Denn er ist international erfahren, weltoffen, fähig und willens, genreübergreifend zu denken und zu arbeiten und dialogbereit. Es spricht einiges dafür, dass das Ballett der Deutschen Oper am Rhein aufregenden Zeiten entgegengeht.

Michael S. Zerban