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Nachruf

Nachruf auf Kurt Horres

Opernintendant und Regisseur Kurt Horres ist am 2. Januar im Alter von 90 Jahren in Düsseldorf gestorben.

Kurt Horres – Foto © Stefanie Horres

Als „Moderner guten alten Stils“ wurde Kurt Horres einmal bezeichnet. Horres, der jetzt im Alter von 90 Jahren in seiner Geburtsstadt Düsseldorf gestorben ist, verschrieb sich früh dem Theater und gilt als einer der bedeutendsten Regisseure und Intendanten des Musiktheaters. Wuppertal und die Deutsche Oper am Rhein haben ihm Phasen ihrer Theatergeschichte zu verdanken, in denen er den Häusern zu überregionalem Ansehen verholfen hat.

Nach Studien von Theaterwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln und Düsseldorf arbeitete sich Horres mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit von der Pike auf als Regieassistent von Walter Felsenstein in Ost-Berlin bis zum gefragten Theaterleiter hoch. Nach einer Zwischenstation in Lübeck setzte er in Wuppertal und Darmstadt nachhaltige Akzente, bevor er von 1986 bis 1996 zehn Jahre lang die Geschicke der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg lenkte. Horres suchte die Begegnung mit dem modernen Musiktheater. Dass er das Theater gleichzeitig als „moralische Anstalt“ verstand, empfand er nicht als Widerspruch. Der Wille zur Aufklärung und ein waches Geschichtsbewusstsein sah er als Voraussetzungen, um mit modernen Mitteln auf alte Fragen nach einer besseren Welt antworten zu können.

Auch in den zehn „Reifejahren“ seiner Intendanz an der Rheinoper ist er diesem Konzept treu geblieben. Das klassische Repertoire behandelte er etwas stiefmütterlich. Umso intensiver kümmerte er sich um die – gemäßigte – Moderne, die Das Schloss von Aribert Reimann ebenso einbezog wie mit Jacobowsky und der Oberst Schlüsselwerke von Giselher Klebe, Udo Zimmermanns Der Schuhu und die fliegende Prinzessin und Wolfgang Fortners Bluthochzeit. Besondere Akzente setzte er mit maßstäblichen Produktionen des frühen 20. Jahrhunderts. So mit Korngolds Die tote Stadt, für die er seinen Schützling Günter Krämer als Regisseur gewinnen konnte, und Die Gezeichneten von Franz Schreker.

Zu den extremen Kraftakten seiner rheinischen Regentschaft gehörte auch eine Neuinszenierung von Wagners Nibelungen-Ring, die auf geteiltes Echo gestoßen ist. Er selbst bekannte freimütig, dass ihm die Götter und Heroen Wagners erst dann nahekommen, wenn sie menschliches Format annehmen. Entsprechend gesplittet fiel seine Sicht des Rings aus.

Kurt Horres ist Träger des Von-der-Heydt-Kulturpreises der Stadt Wuppertal, des Musikpreises der Stadt Duisburg und unterrichtete auch an der damaligen Folkwang-Hochschule in Essen. Er arbeitete nach seiner Zeit an der Rheinoper noch einige Jahre erfolgreich als freier Regisseur. Die letzten Jahre verbrachte er in einem Pflegeheim in Düsseldorf. Der Stadt, in der er geboren wurde und als Intendant am längsten und nachhaltigsten wirkte. Durch seinen Sohn Gregor und seine Tochter Bernarda, die beide als Regisseure in seine Fußstapfen getreten sind, bleibt der Name Horres auch dem aktuellen Musiktheater erhalten.

Pedro Obiera