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Nachruf

Abschied von Hartmut Bauer

Im Alter von 79 Jahren ist Opernsänger Hartmut Bauer nach langer, schwerer Krankheit in Eutin gestorben. Ein persönlicher Nachruf von Michael S. Zerban

Hartmut Bauer 2015 am Timmendorfer Strand – Foto © O-Ton

Als wir uns kennenlernten, war eigentlich schon klar, dass es eine Bekanntschaft auf Zeit sein würde. Da kämpfte Hartmut bereits gegen sein Krebsleiden. Aber wir hatten beide keine Lust, uns über Krankheiten zu unterhalten. Schließlich waren wir als Juroren zum Gesangswettbewerb am Timmendorfer Strand eingeladen, und da sollten die jungen Stimmen der norddeutschen Musikhochschulen im Vordergrund stehen. Der Nachwuchs war dem Bassisten Hartmut Bauer immer wichtig, für den hatte er sich schon in seiner beruflich aktiven Zeit eingesetzt. Erzählte er in einem unserer Gespräche, aus dem später ein Beitrag entstand. Beim anschließenden Fototermin gelang es mir, seine Ausstrahlung einzufangen. Diese Mischung aus Würde und Humor, die ihn auf Anhieb so sympathisch erscheinen ließ, ja, Hartmut zeigte Haltung im Angesicht eines Schicksals, das am Ende so ungerecht wirkte.

Am 25. Februar 1939 in Kassel geboren, studierte Bauer an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Von 1965 bis 1968 sammelte er erste Erfahrungen am Stadttheater Augsburg, ehe er an das Landestheater Coburg wechselte. Bereits 1970 wurde er als Erster Bassist an die Oper Wuppertal berufen, der er 34 Jahre lang die Treue hielt und an der Sohn Jochen heute noch im Chor wirkt. Vater Hartmut wurde dort zum Ehrenmitglied ernannt. Vom Wohnort Elberfeld trieb es ihn immer wieder in die weite Welt, nicht zuletzt nach Bayreuth. Dort sang er in den 1970-er Jahren drei Jahre lang. Auf die ganz große Karriere verzichtete er. Stattdessen schenkten ihm Festanstellung und Familie Sicherheit und mehr Glück, als es manchem „großen Künstler“ beschieden ist. Über die Jahre erarbeitete er sich ein unglaubliches Repertoire von der Barockoper bis zur Zwölftonmusik. Als er 1990 ein erstes Engagement zu den Eutiner Festspielen annahm, das er über 20 Jahre lang aufrechterhalten sollte, entdeckte er die geeignete Welt für den Ruhestand. Mit Ehefrau Renate zog er nach Fissau in ein Haus mit Blick auf den Kellersee.

Im vergangenen Jahr blieb Hartmut zum ersten Mal der Jury fern. Sein Lebensrhythmus stünde einer Teilnahme entgegen, erzählte Rainer Wulff, Künstlerischer Leiter des Wettbewerbs, auf Hartmuts Wunsch. Am 27. Februar, zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag, ist Hartmut Bauer von uns gegangen. In die Trauer mischt sich die Erinnerung an einen wunderbaren Menschen, der gedanklich noch lange mit uns am Jurorentisch sitzen wird, weil er mit seinem Gesang nicht nur viel Freude in die Menschheit getragen hat, sondern auch gezeigt hat, dass es im Sängerberuf mehr Erfüllung gibt als die „ganz große Karriere“. Danke Hartmut dafür, danke, dass es Dich gab.

Michael S. Zerban