O-Ton

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Foto © Ludwig Olah

Aktuelle Aufführungen

„Maximal toll“

ABSCHIEDSKONZERT JOANA MALLWITZ
(Gustav Mahler et al.)

Besuch am
28. April 2023
(Einmalige Aufführung)

 

Meistersingerhalle, Nürnberg

Es ist noch eine Stunde bis zum Konzert. Der große Parkplatz vor der Meistersingerhalle in Nürnberg ist schon voll, Menschenmassen strömen zum Eingang. Auf dem Konzertplan steht das sechste Philharmonische Konzert des Staatstheaters Nürnberg mit der 4. Symphonie in G-Dur von Gustav Mahler. Eine wunderbare Symphonie, aber ein Massenauflauf eine Stunde vor Konzertbeginn ist in Nürnberg doch eher ungewöhnlich. Nun, es ist kein normales Konzert, denn die Dirigentin Joana Mallwitz verabschiedet sich an diesem Abend nach fünf Jahren als Generalmusikdirektorin des Staatstheaters Nürnberg von ihrem Publikum. Ab der kommenden Spielzeit geht sie als Chefdirigentin und künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters nach Berlin. Das Nürnberger Publikum liebt Mallwitz, das Konzert ist seit langem ausverkauft. Mallwitz weiß das und ist sich nicht zu schade, 45 Minuten vor Konzertbeginn bei der Einführung in das Werk persönlich im Foyer dabei zu sein und einige Fragen zu beantworten. Die meisten der etwa 2.000 Zuschauer sind da schon versammelt, um sich auf Mahler und vor allem auf Mallwitz einzustimmen.

Gustav Mahler komponierte die 4. Symphonie in den Sommermonaten der Jahre 1899 und 1900, die Reinschrift beendete er am 5. Januar 1901. Der Kompositionsprozess umfasste lediglich drei Sätze, da das Finale bereits feststand. Dafür verwendete Mahler das Lied Das himmlische Leben aus den von ihm vertonten Liedern Des Knaben Wunderhorn. Das Lied war bereits 1892 während der Arbeit an der 2. Symphonie entstanden. Ursprünglich plante Mahler, seine 4. Symphonie als sinfonische Humoreske zu konzipieren. Hierbei sollten vokale Elemente wesentlich großzügiger integriert werden, als es letztlich geschah. Drei der geplanten sechs Sätze sollten aus Wunderhorn-Liedern bestehen, wie der früheste Satzplan von 1896 ausweist. Die tatsächliche Umsetzung hat jedoch mit diesem Plan nur noch die Tonart G-Dur und den Finalsatz gemeinsam. Die Uraufführung der Sinfonie fand am 25. November 1901 mit dem Kaim-Orchester und der Sopranistin Margarete Michalik unter der Leitung von Gustav Mahler in München statt. Das Werk fiel durch und rief Befremden bei den Zuhörern hervor. Der im Vergleich zu den beiden vorherigen WunderhornSymphonien weniger groß angelegte und pompöse Duktus enttäuschte das Publikum. Auch sorgte die Abkehr vom romantischen Pathos für Verwirrung. Nur wenige Kritiker erkannten den fortschrittlichen Wert des neuen Werkes. Mahlers Freund Ernst Otto Nodnagel rühmte die Uraufführung als „erstes wirkliches musikalisches Ereignis im 20. Jahrhundert“. Theodor W. Adorno äußerte später: „Ein Meisterwerk wie die vierte Sinfonie ist ein Als-Ob von der ersten bis zur letzten Note“.

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Die Symphonie Nr. 4 gehört zu Mahlers bemerkenswertesten Werken. Sie ist die letzte der drei Sinfonien, welche Gedichte aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von Arnim vertonen. Mahler bezeichnet alle drei Symphonien als inhaltlich zusammenhängend. Die beiden vorangegangenen Symphonien Nr. 2 und 3, auch als Wunderhorn-Symphonien bezeichnet, unterscheiden sich jedoch formal stark von der 4. Symphonie. Die ist wesentlich kürzer gehalten, hält die klassische viersätzige Form ein und verlangt ein kleineres Orchester, was im Falle der Nürnberger Aufführung immerhin gut 80 Musiker bedeutet. Die 4. Symphonie weist in einigen Punkten schon auf Mahlers 9. Symphonie hin, welche den endgültigen Beginn der neuen musikalischen Epoche darstellt. Mahler schrieb selbst über seine 9. Symphonie, dass sie „am ehesten der Vierten an die Seite zu stellen“ sei. Einige inhaltliche Gemeinsamkeiten sind in den beiden Werken tatsächlich festzustellen. So wird in diesen Symphonien die Thematik von Abschied und Übergang vom irdischen zum himmlischen Leben vertont. Auch enthalten beide Symphonien ein Scherzo von groteskem Humor, der für Mahlers Tonsprache typisch ist. Die Solovioline wird hier um einen Ton heraufgestimmt, um nach einer „Totenfidel“ zu klingen. Somit stellt die 4. Symphonie Verstörendes und Heiteres fast schon provozierend nebeneinander. Das Nebeneinander von Gebrochenheit und Idylle wird eindrucksvoll hörbar. Besonders auffällig an der Konzeption der 4. Symphonie ist jedoch die starke thematische Verknüpfung der vier Sätze untereinander und die alleinige Ausrichtung des musikalischen Geschehens auf den Finalsatz. Das ist einmalig in Mahlers Sinfonien.

Als Joana Mallwitz dann die Konzertbühne im eleganten Schwarz-Weiß-Dress betritt, brandet bereits großer Applaus auf. Die Spannung, aber auch die Erwartungshaltung vor dem Konzert sind förmlich greifbar. Der erste Satz trägt die Überschrift „Bedächtig. Nicht eilen.“ Und Mallwitz nimmt die Anweisung wörtlich. Waren Ihre Symphonien von Beethoven, Brahms und Mendelssohn-Bartholdy in den Expeditionskonzerten meist von einem sehr zügigem Tempo charakterisiert, lässt sie es bei Mahler tatsächlich ruhig und bedächtig angehen, baut von Anfang an einen großen Spannungsbogen auf. Das initiale Flötenmotiv mit dem pochend-rhythmischem Klang von Schellen wird durch das tänzerische Hauptthema der Streicher fortgesetzt. Es wirkt zunächst heiter und unbeschwert. Dann ertönt bei den Holzbläsern ein Motiv, welches an das Kinderlied Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann erinnert. Mahler, der das dem Finale zu Grunde liegende Lied Das himmlische Leben als kindlich empfand, lässt diesen Duktus immer wieder in das Werk einfließen. Kurz darauf intonieren die Streicher das zweite Thema, das von weihevoller Stimmung ist und bereits auf den dritten Satz hinweist. Das „Bi-Ba-Butze-Thema“ steht wie ein Leitmotiv dominant in diesem Satz, in der Mitte desselben wird es durch ein großes Fortissimo umhüllt, dem die Schellen immer wieder unerbittlich folgen. Der Satz verklingt mit einer langsamer werdenden Bearbeitung des Hauptthemas, wie ein kurzes Adagio, bevor sich kurz vor dem Ende das Geschehen wieder beschleunigt und mit heiter klingenden Akkorden im Forte endet. Mallwitz dirigiert den ersten Satz mit großer Hingabe, die Augen teilweise geschlossen, ganz in den Mahlerschen Musikkosmos eingetaucht. Ihr Gestus ist anmutig, geschmeidig, elegant, alles sieht so leicht bei ihr aus. Und für ihr Orchester hat sie immer ein Lächeln auf den Lippen.

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Für den zweiten Satz, der die Überschrift „In gemächlicher Bewegung. Ohne Hast“ trägt und wie ein spukhaftes Scherzo daherkommt, hat Konzertmeister Manuel Kastl die Violine gewechselt. Die zweite, um einen Ton höher gestimmte, benötigt er für den dissonanten Klang des „Totengefidel“, das eine schreiende, rohe Verkörperung des gespenstischen leibhaftigen Todes darstellt. Das Horn beginnt mit einem Begleitmotiv, auf dem die Solovioline diese unheimliche und verzerrte Melodie entfaltet, von Manuel Kastl sehr ausdrucksstark gespielt. Das Scherzo endet mit verhaltenen Tönen der Holzbläser, die eine ungewisse Stimmung zurücklassen. Mahler hat in diesem Scherzo Verstörendes direkt neben Schönes gestellt und so die Doppelbödigkeit von Gebrochenheit des Weltlaufs und Idylle eindrucksvoll hörbar gemacht.

Das Adagio des dritten Satzes trägt die Überschrift „Ruhevoll“, und genauso beginnt er.  Es stellt eine weihevolle und ergreifende Stimmung neben bedrohliche Abgründe der Musik. Thematisch weist er schon auf das berühmte „Adagietto“ von Mahlers 5. Symphonie hin. Der Satz beginnt mit dem weihevollen und gesanglichen Hauptthema der Streicher. Die Kontrabässe begleiten die anderen Streicher mit Pizzikati. Der dahinfließende, ergreifende Gesang singt sich immer weiter aus, schließlich treten auch die Holzbläser hinzu. Zu tiefen Klängen der Harfe verklingt der Gesang langsam und ein klagendes Oboen-Motiv wird intoniert. Es entfaltet sich und lässt mit Hilfe der begleitenden Streicher und eines abfallenden Motivs der Blechbläser eine tiefgehende und teilweise abgründige Dramatik entstehen. Schließlich steigert sich das Geschehen durch Tutti-Akkorde des Orchesters und kommt zu einem Höhepunkt, der zum kurzzeitigen Stillstand führt. Ein kurzes, bedrohliches Motiv des Cellos wirkt wie resignierte Hoffnungslosigkeit. Die nun von den Holzbläsern aufgenommenen Pizzikati des Beginns sorgen für neue Bewegung. Eine heitere und bewegte Variation des Hauptthemas schließt sich an. Nach einem völlig überdreht wirkenden volksliedhaften Melodiefragment stellt sich die weihevolle Stimmung des Beginns wieder ein und der Satz verklingt im piano. Der Schluss ist schon fast eine Elegie des Verströmens, mit farbvollen Kontrasten, in einem harmonischen Miteinander von Streichern und Harfe.

Es folgt ein nahtloser Übergang zum vierten Satz, der die Überschrift „Sehr behaglich“ trägt. Die Sopranistin Julia Grüter hat schon in der kurzen Pause nach dem zweiten Satz auf der Konzertbühne Platz genommen. Der vierte Satz vertont in vier Strophen den von Mahler geringfügig geänderten Text des Gedichtes Der Himmel hängt voll Geigen aus Des Knaben Wunderhorn und trägt den bezeichnenden Namen Das himmlische Leben. Den Satz eröffnet ein orchestrales Vorspiel mit dem kindlich-naiv wirkenden Melodiethema, da Mahler den Text als naiv anmutende Vision des Paradieses auffasst. Zwischen den Strophen wird das Anfangsmotiv mit den dominierenden Schellen des ersten Satzes zitiert. Hier jedoch erscheint es in einer stürmischen und aufpeitschenden Gestalt, die den sakral anmutenden Strophenenden fast schon diametral entgegengesetzt ist. In der zweiten Strophe nimmt Mahler den dramatisch vorwärtsdrängenden Duktus auch in die Begleitung des Orchesters auf, da der Text quasi eine solche Steigerung verlangt: „Johannes das Lämmlein auslasset, der Metzger Herodes drauf passet“. Zwischen der dritten und vierten Strophe folgt ein längeres, pastoral wirkendes Zwischenspiel. Die letzte Strophe soll anschließend „sehr zart und geheimnisvoll bis zum Schluss“ vorgetragen werden. Die letzten Worte der vierten Strophe „Keine Musik ist ja nicht auf Erden“ werden wiederholt, bevor die Musik langsam und ruhevoll erstirbt.

Grüter sing das Lied sehr lyrisch und mit einer schönen Innigkeit, aber sie besitzt schon den Furor in der Stimme, um sich in den dramatischen Ausbrüchen auch kraftvoll und mit sauberen Höhen gegen das Orchester durchsetzen zu können. Ein kurzer, aber bewegender Auftritt der jungen Sopranistin, die gerade am Staatstheater in Nürnberg mit der Partie der Susanna in Mozarts Le nozze di Figaro gefeiert wurde.

Schöne und wunderbare 55 Minuten gehen zu Ende, und nach einer Stille von fast zehn Sekunden, die das Publikum innehält, während Mallwitz ganz langsam den Dirigentenstab senkt, brandet der Applaus auf, der sich schnell zu einem großen Jubelsturm entfacht und neben der Dirigentin, die natürlich im Mittelpunkt steht, auch Julia Grüter, die Staatsphilharmonie Nürnberg und den Konzertmeister Manuel Kastl einschließt. Es ist eine beeindruckende Darbietung, die Mallwitz und ihr Orchester zeigen und eine Verbeugung vor dem großen Gustav Mahler.

In der Pause hat man Zeit sich zu überlegen, welche Stücke Mallwitz im zweiten Teil des Konzertes spielen wird. „Herzensstücke“ sind im Programmheft angekündigt, mit Höhepunkten aus ihrer fünfjährigen Amtszeit als Generalmusikdirektorin der Nürnberger Staatsphilharmonie. Bestimmt was aus den Expeditionskonzerten, die sie so engagiert durchgeführt hat. Vielleicht der Finalsatz aus Beethovens 7. Symphonie oder den berühmten ersten Satz aus seiner 5. Symphonie? Vielleicht das Vorspiel zum dritten Aufzug Lohengrin, den sie in Nürnberg so grandios dirigiert hat? Oder die Ouvertüre zu Mozarts Le nozze di Figaro, ihre letzte Opernproduktion in Nürnberg, für die sie gerade auch wieder überschwänglich gefeiert wurde. Oder überrascht Mallwitz das Publikum mal wieder mit einer ganz anderen Auswahl? Die Vorfreude auf den zweiten Teil, den sie auch moderieren wird, ist nach dem grandiosen Mahler jedenfalls riesig. Mit großem Beifall wird Mallwitz zum zweiten Teil empfangen. Sie erklärt, dass dieses Konzert ja noch nicht ihr Abschied aus Nürnberg sei, aber ihr letztes philharmonisches Konzert. Nach einem herzlichen Dank an das Publikum für die Treue und Unterstützung in den vergangenen fünf Jahren sagt sie, dass die Stücke, die sie jetzt im zweiten Teil spielt, zu ihren absoluten Lieblingsstücken zählen oder mit denen sie besondere Momente in ihrer Nürnberger Zeit verbindet.

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Eröffnen wird sie den zweiten Konzertteil mit der Ouvertüre zu der Oper Krieg und Frieden von Sergei Prokofjew, ihre allererste Bühnenproduktion am Staatstheater Nürnberg. Das Werk, so Mallwitz, sei aktuell wie eh und je und stehe wie viele andere Kunstwerke dafür, dass wir solche Werke immer auch durch den „Filter unserer eigenen Zeit betrachten“. Die Ouvertüre ist große symphonische Musik, hat schon fast den Charakter moderner Filmmusik, und erzeugt eine große Emotion. Dann spricht Mallwitz über ihre letzte Produktion in Nürnberg. Das sollte eigentlich Wagners Parsifal gewesen sein. Doch durch die Pandemie, den Lockdowns, kam alles durcheinander und vieles musste verschoben werden, der Parsifal kam in der Spielzeit nicht mehr zur Produktion, so dass ihre letzte Opernpremiere Mozarts Le nozze di Figaro war, über die sie sich auch mit Begeisterung auslässt. Doch statt der zu erwartenden Ouvertüre dieses herrlichen Werkes verkündet Mallwitz, dass sie nicht gehen könne, ohne eine Kostprobe des Parsifal gespielt zu haben, und so erklingt zur großen Freude der Karfreitagszauber. Sehr innig, verzaubernd und berührend spielt die Staatsphilharmonie die orchestrale Fassung, und Mallwitz beweist auch an dieser Stelle, dass sie zu der Spitze der Dirigenten gehört und sich vor keinem verstecken muss. Eine bewegende Interpretation des Ausschnittes aus dem dritten Aufzug von Richard Wagners Bühnenweihfestspiel. Der Musikgenuss wird durch einige Bronchialrüpel gestört, die besonders bei den leisen Stellen ihre Huster laut und nachhaltig einsetzen.

Das nächste Stück, das Mallwitz ankündigt, ist eines ihrer absoluten Herzenswerke und ein Grund, warum sie in jungen Jahren schon Dirigentin werden wollte und das sie als Teenagerin „umgehauen“ habe. Es ist die Symphonie in H-Moll D 759, genannt Die Unvollendete, von Franz Schubert. Leider habe es nicht geklappt, in den fünf Jahren das Werk mit der Staatsphilharmonie Nürnberg aufzuführen. Und wie schon vorher beim Parsifal will Mallwitz nicht gehen, ohne etwas von diesem Stück zu präsentieren, vielleicht wäre ihre Amtszeit sonst auch unvollendet. Mit berührendem Ausdruck und viel Tiefgang präsentieren Mallwitz und die Staatsphilharmonie den zweiten Satz. Zurecht gibt es nach dem Satz großen Applaus und Jubel.

Bevor sie zum letzten Stück des Abends kommt, bedankt sich Mallwitz mit einer emotionalen Dankesrede bei Ihrem Orchester für die „fünf tollen Jahre“ und schließt ihre Lobrede mit den Worten „Sie sind maximal toll!“ Das letzte Stück, das sie präsentiert, ist wieder von Sergei Prokofjew, nämlich seine Symphonie classique, die Symphonie Nr. 1 in D-Dur, opus 25. Diese Symphonie war das allererste Werk, das Mallwitz mit der Staatsphilharmonie Nürnberg vor fünf Jahren aufführte, quasi als musikalische Visitenkarte. Nun schließt sich der Kreis und sie präsentiert heiter, beschwingt und mit einem Augenzwinkern den erfrischenden und ganz kurzen ersten Satz der Symphonie. Danach gibt es großen Jubel, stehende Ovationen für Mallwitz, die sichtlich berührt und überwältigt ist von der Publikumsreaktion. Das Publikum will nicht loslassen, und nach einer kurzen Verständigung mit Konzertmeister Kastl gibt es noch eine Zugabe, nämlich den Finalsatz der Symphonie classique. Damit endet ein für Nürnberg bedeutsamer Konzertabend, der neben den vielen musikalischen Glücksgefühlen auch Wehmut hinterlässt.

Die Staatsphilharmonie hat an diesem Abend eine wahrliche Sternstunde, selten hat man die Musiker so konzentriert, so hoch motiviert auf höchstem Niveau spielen hören. Das ist Weltklasse an einem Abend, der so schnell nicht wiederkommen wird. Mallwitz, die in Berlin sicher den nächsten großen Schritt in ihrer bislang schon beeindruckenden Karriere gehen wird, hinterlässt eine große Lücke in Nürnberg und Bayern, menschlich wie musikalisch. Ihr designierter Nachfolger Roland Böer steht dann ab der nächsten Spielzeit vor der großen Herausforderung, mit der Staatsphilharmonie seinen eigenen Weg zu gehen und ein neues Kapitel aufzuschlagen. Es bleibt der Dank an Joana Mallwitz, die die Staatsphilharmonie in den vergangenen Jahren gefordert und zu einem Spitzenorchester weiterentwickelt hat. Nürnberg wird sie vermissen.

Andreas H. Hölscher