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Oper für acht Bläser und einen Kontrabass

MOZART HARMONISCH!
(Wolfgang Amadeus Mozart)

Gesehen am
31. Januar 2021
(Premiere/Livestream)

 

Deutsche Oper am Rhein, Opernhaus Düsseldorf

Mozarts Musik kann in den kulturarmen Zeiten des Dauer-Lockdowns noch heilsamer und balsamischer auf ausgehungerte Seelen wirken als in normalen Zeiten. Auch in digitalen Formaten und in kleiner Besetzung. Die zahlreichen dankbaren Kommentare aus nahezu aller Welt zur jüngsten Präsentation der Deutschen Oper am Rhein mit ihrem knapp einstündigen Programm Mozart harmonisch! sprechen für sich. Dankbarkeit vermischt sich allerdings mit der Sehnsucht nach Kulturdarbietungen in voller Besetzung und gefüllten Zuschauerreihen.

Insofern hinterlassen auch hochwertige Produktionen unter den aktuell gebotenen Bedingungen einen bitteren Beigeschmack. So attraktiv und geschmackvoll Mozarts Opern als Harmoniemusiken wirken mögen, so hörenswert das musikalische Niveau der Darbietungen sein mag. Auf leerer Bühne vor leerem Parkett verstärkt sich die trostlose Situation der derzeitigen Theaterszene eher noch. Allerdings zeigen solche Produktionen auch, dass hinter den Kulissen weiter fleißig geübt und geprobt wird, so dass man den kurzen Einführungsworten von Operndirektor Marvin Wendt glauben darf, wenn er versichert, dass die Deutsche Oper am Rhein spielbereit sein wird, wenn sich die Theater wieder öffnen dürfen.

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Mozart harmonisch! nennt sich das ansprechende Programm mit Ausschnitten aus den drei da-Ponte-Opern und Mozarts vorletzter Oper, La Clemenza di Tito. Ein Titel, der auf die Besetzung mit Harmonieinstrumenten hinweist, also auf Holzblasensembles, wie sie zu Mozarts Zeiten sehr beliebt gewesen sind. Neun Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker präsentieren ein kurzweiliges Programm mit Harmonie-Bearbeitungen aus den Federn moderner Komponisten und Arrangeure wie Andreas N. Tarkmann und dem langjährigen ehemaligen Klarinettisten des Orchesters Adolf Münten. Auf Arrangements der Mozart-Zeitgenossen Johann N. Wendt und Josef Triebensee hat man verzichtet, die hauptsächlich Quintett-Bearbeitungen angefertigt haben. Eine Standardformation, die Tarkmann und Münten bis auf Nonett-Stärke aufstockten. Wobei die Verstärkung vor allem der Klarinetten und Fagotte einen besonders samtenen und abgedunkelten Klang erzielen. Dass Mozart die Klarinette besonders liebte, ist bekannt und schlägt sich in Mozarts eigenhändigem Arrangement des berühmten Duetts La ci darem la mano aus dem Don Giovanni nieder, das Mozart für drei Bassetthörner setzte und in sein Divertimento KV 439b einfügte.

Ansonsten herrschen in den verwendeten Bearbeitungen Formationen für sechs bis neun Bläser vor. Den Hauptteil nehmen Ausschnitte aus Mozarts vorletzter Oper La Clemenza di Tito ein. Angefangen von der Ouvertüre bis zu großen Arien und Terzetten, wobei Adolf Münten zwei Höhepunkte der Oper für Gesang und Bläser-Nonett arrangierte, bei denen auch die hauseigenen Sängerinnen Luiza Fatyol und Valerie Eickhoff zum Zuge kommen. Und zwar mit der Arie des Sesto Parto, parto!, die die Mezzosopranistin Valerie Eickhoff ebenso engagiert, ausdrucksvoll und wohltönend zum Klingen bringt wie die Sopranistin Luiza Fatyol das Rondo der Vitellia Non piu di fiori. Einfühlsam unterstützt durch die Bläser der Düsseldorfer Symphoniker, von denen Wolfgang Esch die anspruchsvolle Klarinettenpartie in der Sesto-Arie auf der heikel zu spielenden Bassettklarinette souverän begleitet. Auch die Flötistin Lilja Steininger glänzt durch anspruchsvolle Soli. Wichtiger aber noch ist das homogene Zusammenspiel des Ensembles, in dem sich die reichen Erfahrungen aus der Orchesterpraxis fruchtbar widerspiegeln.

Insgesamt ein Projekt, das ein sanftes, warm abgedunkeltes Licht in den Lockdown bringt und zugleich den Appetit auf Kultur im gewohnten Modus verstärkt.

Pedro Obiera