O-Ton

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Foto © Jochen Quast

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Bilder wie aus dem Märchenbuch

MEISTER PEDROS PUPPENSPIEL
(Manuel de Falla)

Besuch am
24. September 2021
(Premiere)

 

Deutsche Oper am Rhein, Opernhaus Düsseldorf

Meister Pedros Puppenspiel: Für eine Oper klingt der Titel sehr familienfreundlich. Und auf diese Klientel richtet die Deutsche Oper am Rhein ihre Neuinszenierung des selten gespielten Stücks von Manuel de Falla auch aus. Dabei stand eine kindgerechte Darstellung der Handlung sowohl in der literarischen Vorlage von Cervantes‘ Don Quijote als auch in der Vertonung de Fallas nie im Vordergrund.

Es geht um eine Episode aus Cervantes Roman, in der der Ritter einem Puppenspiel des Meisters Pedro zusieht, in dem die schöne Melisandra von einem bösen Mauren entführt wird. Ihrem Verlobten gelingt es zwar, sie den Händen des Arabers zu entreißen. Als der ihr jedoch mit großem Gefolge nachjagt, mischt sich Don Quijote in das Geschehen ein, köpft die feindlichen Puppen, zertrümmert das Theater und reißt Meister Pedro in den Ruin.

Manuel de Falla kam mit der 30-minütigen Oper einem Wunsch der Prinzessin de Polignac, der Tochter des Nähmaschinen-Magnaten Isaac Singer entgegen. Der exklusiven Uraufführung in Paris 1923 wohnten unter anderem Paul Valéry, Pablo Picasso und Igor Strawinsky bei. Dass die Rheinoper als Aperitif Strawinskys Danses Concertantes vorschaltet, zu denen pantomimisch der Aufbau des Puppentheaters und Don Quijotes Anreise inklusive des berühmten Kampfs gegen die Windmühlen dargestellt wird, macht Sinn. Steht doch de Fallas Musik mit ihrer etwas trockenen neoklassizistischen Tonsprache Strawinskys damaligem Stil nicht allzu fern.

Foto © Jochen Quast

Damit erhöht sich die Spieldauer auf 45 Minuten, womit auch Kinder ab sechs Jahren nicht überfordert werden dürften. Entsprechend zahm geht das Regieteam mit der Handlung um. Selbst das finale Gemetzel dürfte kein noch so sensibles Kind verschrecken. Interessant, dass de Falla die Oper mit einem von Federico Garcia de Lorca gegründeten Puppentheater und einem von dem Dichter ebenfalls zusammengestellten Kammerorchester kreierte. Ursprünglich als reines Puppenspiel gedacht, verband man in späteren Aufführungen das reale Spiel der Sänger und Schauspieler mit dem Marionettenspiel. Was sich mit den technischen Mitteln von heute noch verfeinern lässt. In Düsseldorf arbeitet Torge Möller mit der sogenannten Green-Screen-Technologie: Vor einer grünen Wand stehend, wird die Figur Don Quijotes in die Videoaufnahmen der Puppenbühne eingeblendet, wodurch sich reale und fiktive Ebenen ideal vermischen lassen.

Für den optischen Blickfang sorgen allerdings vornehmlich die liebevoll und pittoresk ausgeführten und virtuos geführten Marionetten von Anton Bachleitner und Anna Zamolska vom Düsseldorfer Marionettentheater, die auch die hübsche Puppenbühne kreierten. Es entstehen Märchenszenarien wie aus dem Bilderbuch.

Das Auge bekommt viel zu tun. Simultan zu sehen sind das reale Handeln Don Quijotes, das Puppenspiel, dessen Video-Übertragung, die Green-Screen-Technologie und die deutschen Übertitel, wobei im Interesse der Kinder auch auf Deutsch gesungen und gesprochen wird.

Ein amüsanter, von Ilaria Lanzino bisweilen etwas aufgesetzt kindgerecht inszenierter Augenschmaus, den Ralf Lange mit den Düsseldorfer Sinfonikern versiert, aber nicht sonderlich delikat untermalt. Die kleinen Gesangsrollen sind bei Sergej Khomov als Meister Pedro, David Fischer als dessen Sohn und Richard Šveda angemessen aufgehoben.

Freundlicher Beifall für einen kurzen Opernspaß, der sich mit de Fallas etwas gehaltvollerer Oper La Vida Breve zu einem veritablen Theaterabend erweitern ließe.

Pedro Obiera