O-Ton

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Foto © Thilo Beu

Aktuelle Aufführungen

Oper im Taschenformat

MINA ODER DIE REISE ZUM MEER
(Anno Schreier)

Besuch am
20. März 2022
(Uraufführung)

 

Oper Bonn

Der Corona-bedingte Aufführungsstau beginnt sich aufzulösen, wodurch sich der Aachener Komponist Anno Schreier über gleich drei Uraufführungen seiner Werke innerhalb weniger Wochen freuen darf. Nach der Eifel-Tragödie Unter dem Schnee in Roetgen wurde jetzt im Bonner Opernhaus seine Oper Mina oder Die Reise zum Meer aus der Taufe gehoben. Und am 22. April steht die mehrfach verschobene Uraufführung seines Chorstücks Der Anfang im Aachener Dom an.

Mina ist eine in jeder Hinsicht kleine Oper für kleine Menschen ab fünf Jahren. Ganz bewusst so sparsam dimensioniert, dass sie sich als mobile Oper für Gastspiele in Grundschulen eignet. Ein Angebot, für das sich bereits 25 Bonner Schulklassen angemeldet haben. Eine Oper im Taschenformat und damit ein Kontrapunkt zum jüngsten Jugendopern-Projekt der Kooperation Junge Opern Rheinland, das derzeit am Dortmunder Opernhaus und später in Bonn und an der Deutschen Oper am Rhein gezeigt wird. Für Avner Dormans Oper Die Kinder des Sultans wird in den überwältigend opulenten Dekorationen von Tatjana Ivschina alles aufgeboten, was Oper an technischer Magie und Personal zu bieten hat.

Foto © Thilo Beu

In der Oper Anno Schreiers geht es bescheidener zu. Das Libretto von Alexander Jansen handelt von der abenteuerlichen Reise Minas mit Hilfe eines schwarzen Schäfchens ans Meer, um dort nach dem Tod ihres Vaters ihr Glück zu finden. Mina ist stumm und vermag sich nur auf ihrer Flöte zu artikulieren, womit sie alle Gefahren überwinden kann. Sally Beck hat auf ihrer Flöte einen 45-minütigen anspruchsvollen Monolog zu absolvieren, den sie souverän meistert, wobei sie ihre Rolle zugleich mit großem darstellerischem Engagement ausfüllt. Wasser spielt auf der Reise und im Ziel des Abenteuers eine große Rolle, so dass Anno Schreier der Flöte vielfältige, teilweise hochvirtuose Läufe und Tonkaskaden abverlangt. Allesamt altersgemäß sanft ausgerichtet, so wie auch die bedrohlichen Gefahren deutlich, aber nicht brutal ausgespielt werden.

Als Bühnenbild reicht ein von Kristopher Kempf bunt ausgestattetes Bett, aus dem sich eine blaue Folie als Dekoration für die Wasserlandschaften löst. Der spielfreudige Bariton Frederik Schauhoff schlüpft in mehrere Rollen, am einprägsamsten in die des hilfreichen schwarzen Schäfchens, wozu ihm eine originelle Handpuppe genügt.

Der 21-jährige Regisseur Ruben Michael sorgt für einen lebendigen und einfühlsamen Ablauf der Handlung. Eine einfühlsame Arbeit des gebürtigen Paderborners, der an der Bonner Oper als Regieassistent reiche Erfahrungen sammeln konnte, die er durch seine Arbeit mit der von ihm selbst gegründeten Kammeroper Detmold ständig vertieft.

Bei der erfolgreich aufgenommenen Uraufführung im Bonner Opernhaus waren die Kinder noch in der Minderheit, was sich bei den Schulaufführungen ändern wird.

Pedro Obiera