O-Ton

Kulturmagazin mit Charakter

Foto © Susanne Schulte

Aktuelle Aufführungen

Wenn Funken sprühen

SPARK
(Diverse Komponisten)

Besuch am
2. Juli 2022
(Einmalige Aufführung)

 

Summerwinds Münsterland im Schloss Ahaus, Ahaus

Schon ihr Auftritt lässt die Funken sprühen: Drei Damen, in nuancenreichem Rot gewandet und mit Glitzerpunkten verziert, lassen mit Flöte, Klarinette und Oboe die ersten Töne erklingen, bei den Herren im seriösen Schwarz leuchten goldene Tupfer auf dem Oberhemd. Und dann sind da noch die ebenso sprühenden Töne, die dieses Ensemble seinen Holzblasinstrumenten entlockt, gelegentlich unterstützt durch ein Horn und ein Piano.

Das Ahauser Barockschloss, als Sommer- und Jagdschloss für den Fürstbischof von Münster 1718 fertig gestellt, bietet mit seinem halbrunden Konzertsaal den perfekten Rahmen diesmal nicht für ein klassisches Kammerorchester, sondern für ungewöhnliche Kompositionen der jungen Moderne. Mehrere Reflektoren über der Bühne verteilen die Klänge der Instrumente zuverlässig im Raum.

Paloma Kouider – Foto © Béatrice Cruveiller

Das Ensemble Breeze beginnt den Konzertabend mit dem Stück Blow up des französischen Komponisten Karol Beffa, das er 2008 komponierte. In der Besetzung Klarinette, Oboe, Flöte, Fagott und Piano präsentieren die Musiker durchaus ungewohnte Klänge, in denen die Flöte die Führung hat. Schrille Passagen und fremde Geräusche gehören mit zum Tonrepertoire der Flöte. Im zweiten Stück, komponiert vom Franzosen Jean Françaix, treten Hörnerklänge hinzu. Schnelle Rhythmen, häufige Stakkato-Passagen und Tempus-Wechsel bieten bunte, leicht verspielte Klänge. Beim dritten Stück, das der Franzose Guillaume Connesson unter dem Titel Techno Parade 2002 komponierte, tritt die Pianistin Paloma Kouider am Piano zu Flöte und Klarinette hinzu. Sie greift im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur in die Tasten, sondern zupft die Saiten des Klaviers zu einem ungewohnten, lebhaften Klang.

Mancher Zuhörer dürfte Maurice Ravels Le Tombeau de Couperin, M.68 wiedererkannt haben, es erklang bereits auf einem der anderen Konzerte der Summerwinds-Reihe. Hierbei tritt das Horn in den Vordergrund, die Holzbläser betonen einen leicht tänzerischen Rhythmus. Mit Francis Poulencs Sextett C-Dur, op. 100 für Bläser und Piano beendet das Ensemble sein vielseitiges Programm. Nach einem langsamen Satz, in dem die Oboe im Vordergrund spielt, steigert sich die Gruppe in Tempo und Ausdruck zu einem Fortissimo, um mit Horn und Fagott einen markanten Schlussteil zu einer kraftvollen Bass-Passage zu setzen.

Françaix will seine Musik „pour faire plaisir“ komponieren – und bald überträgt sich die Spielfreude der Musiker auf die Zuhörer. Das begeisterte Publikum spendet so lange Beifall, bis das Ensemble zu einer Zugabe bereit ist. Selbst die sommerlich mehr als 30 Grad Hitze können es davon nicht abhalten. Die Besucher erleben einen Konzertabend, der an Originalität und technischer Brillanz seinesgleichen sucht.

Horst Dichanz