O-Ton

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Foto © Georg Witteler

Hintergründe

25 Jahre Spannungen

Am 18. Juni öffnen sich die Pforten des RWE-Kraftwerks in Heimbach für das traditionsreiche Kammermusikfestival Spannungen. Nach 25 Jahren zum ersten Mal ohne Lars Vogt, den Gründer und die künstlerische Seele des Festivals. Es war der ausdrückliche Wunsch von Vogt, aber auch seiner Familie, dass das Festival, das ihm so sehr am Herzen lag, nach seinem frühen Tod mit der gleichen Energie und Qualität fortgesetzt werden soll.

Im Hintergrund Lars Vogt bei seinem letzten Auftritt in Heimbach – Foto © Georg Witteler

Für die Musiker der „Heimbach-Familie“ wie auch für den organisatorisch federführenden Arbeitskreis Spannungen im Kunstförderverein Düren war es eine Selbstverständlichkeit, dem Wunsch nachzukommen. Und so kann jetzt auf einer Pressekonferenz am Indemann ein Programm für die Woche vom 18. bis 25. Juni vorgestellt werden, das in seiner Vielfalt und seinen Ansprüchen die lange Erfolgsgeschichte des Festivals nahtlos fortschreiben kann.

Neun große Konzerte, ausgeführt von 20 namhaften Musikern, stehen an, dazu ergänzende Angebote für Kinder und Schüler. Erstmals nach der Pandemie werden auch wieder Probenbesuche auf der Heimbacher Burg angeboten. Werkeinführungen sind online abrufbar.

Die künstlerische Leitung übernimmt in diesem Jahr ein Dreiergremium, bestehend aus drei Musikerinnen, die dem Festival seit langen Jahren besonders eng verbunden sind: die Klarinettistin Sharon Kam, die Geigerin Antje Weithaas und die Bratschistin Barbara Buntrock. Sie stellten in kurzer Zeit ein Programm zusammen, das nach den Worten von Sharon Kam „nachdenklich, aber nicht zu traurig“ gestimmt ist. In Gedenken an Lars Vogt wird Johannes Brahms, einer seiner musikalischen Hausgötter, mehrfach vertreten sein. Und den Abschluss bildet eines seiner besonderen Lieblingsstücke, das ebenso tiefgründige wie hoffnungsvoll tönende Quartett vom Ende der Zeiten von Olivier Messiaen. Ein Werk für Klavier, Klarinette, Violine und Violoncello, das wiederholt in Heimbach erklang. Mit Lars Vogt und Sharon Kam gleich im ersten Jahr 1998.

Eine weitere einzigartige Hommage an Vogt durchzieht die gesamte Woche. Denn zu jedem Konzert gehört die Uraufführung eines kurzen Werks, das namhafte, Vogt und dem Festival eng verbundene Komponisten eigens zu seinem Gedenken geschaffen haben. Mit von der Partie sind so namhafte Komponisten wie Jörg Widmann, Olga Neuwirth, Manfred Trojahn und Olli Mustonen.

Acht Uraufführungen, dazu eine große Neuschöpfung der „Composer in Residence“, der englischen Komponistin Charlotte Bray, signalisieren ein Alleinstellungsmerkmal des Festivals, das sich nur durch die enge Verbindung der gewachsenen und gut vernetzten „Heimbach-Familie“ innerhalb weniger Monate realisieren ließ.

Barbara Buntrock und Sharon Kam – Foto © O-Ton

In der familiären, aber für neue Gesichter immer offenen Verbundenheit der Mitwirkenden und nicht zuletzt in der einzigartigen Atmosphäre des Kraftwerks am Rursee sehen Sharon Kam und Barbara Buntrock die wichtigsten Gründe für die Beliebtheit des Festivals. Es sei auch unter den besonderen Umständen überhaupt kein Problem gewesen, genügend Kollegen für die diesjährige Festwoche zu gewinnen, sagt Buntrock.

Und das Andenken an Vogt wird nicht zuletzt durch seine älteste Tochter Isabelle wachgehalten, die sowohl im Arbeitskreis Spannungen mitwirkt als auch als Rezitatorin eine Aufführung von Joseph Haydns Streichquartett Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze mitgestalten wird.

Die Organisation liegt in den bewährten Händen des Arbeitskreises Spannungen und einem großen Team ebenso ehrenamtlicher Helfer. Der Vorsitzende Hans-Joachim Güttler, der in den letzten Jahren bereits mit den Problemen des Lockdowns zu kämpfen hatte, hat nie im Entferntesten, auch nicht nach dem Tod von Lars Vogt, um den Fortbestand des Festivals gebangt. „Wir haben die Pandemie besser überstanden als vergleichbare Veranstalter und der feste Wille der Musiker, das Festival im Sinne von Lars Vogt weiterführen zu wollen, ließ nicht die geringsten Zweifel aufkommen“, sagt Güttler.

So dürfen sich alle Beteiligten und Musikfreunde auf eine spannende Woche mit einem abwechslungsreichen Programm und 20 erstklassigen Interpreten freuen, die zum größten Teil zum Stamm der „Heimbach-Familie“ gehören. Neben dem Leitungs-Team sind Christian und Tanja Tetzlaff, Martin Helmchen, Kiveli Dörken und Gustav Rivinius vertreten, um nur einige zu nennen. Hoffnungsvoll sieht auch Landrat Wolfgang Spelthahn in die Zukunft. Durch Angebote wie die Spannungen erhofft er sich eine Stärkung des Tourismus in der Region.

Der Kartenverkauf startet am 25. März um 10 Uhr. Karten können nur noch online bestellt werden.

Pedro Obiera