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Das Treffen in Dortmund
Da gibt es permanent vehement emotional-bewegende neue „Opern“; da ist der state of the art relativ einmütig fokussiert; da sind Lehren aus den Irrwegen elitärer Musikästhetik gezogen worden; und da gibt es Menschen, die die Prinzipien von Konstruktion und Dekonstruktion im Musiktheater in ihrer kommunikativen Funktion vermitteln; und da gibt es mittlerweile ein gespanntes Publikum, das auf neue kommunikative Erfahrungen wartet: unvoreingenommen, offen für emotionales Erleben.
Und dann so etwas: Eine Musik wie aus dem Eisschrank der Eingeweihten; gesangliche Vorgaben, die wie verunglückte Parodien auf „modernes“ Singen wirken; eine klischeehaft argumentierende Dramaturgie; der untaugliche Vergleich, komplexe historische Zusammenhänge ebenso komplex umzusetzen. Umberto Eco: Das Buch ist das Buch; der Film ist der Film (Der Name der Rose). Mayer/Willaschek ignorieren diese Erkenntnis, ignorieren die Leistungen z.B. Enjott Schneiders (Bahnwärter Thiel), Lachenmanns (Das Mädchen mit den Schwefelhölzern) oder Glanerts (Scherz, Satire, Ironie) usw. usf. und drehen die Uhr des Musiktheaters brutal-ignorant zurück.
Man kann gespannt sein, wie in Dortmund nach den weihevoll eingestimmten Oberstudienräten für die Verrätselung von Literatur und ihrer musiktheatralischen Unkenntnis das Publikum in den folgenden Vorstellungen reagiert. Schließlich wird Oper gemacht, um Menschen zu faszinieren, nicht um ihnen ihre Unfähigkeit zum Verstehen abgehobener Kompositionstheorien zu demonstrieren.
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