Triumph und Hoffnung des Gesangs
"New Voices 2005" in Gütersloh
Sprühend vor Lebensfreude, glitzerndes Belcanto, spielerische Effekte: so präsentiert sich die Gewinnerin des 11. Wettbewerbs „Neue Stimmen“ der Bertelsmann-Stiftung anno 2005 in Gütersloh – Maria Virginia Savastano aus Argentinien, gerade mal 22 Jahre alt! Doch der weltumspannende Concours ist kein Talent-Wettbewerb, sondern die Gala junger Sänger der (kommenden) Weltklasse. Und so sind die sieben Finalisten die creme de la creme von mehr als 1000 Kandidaten weltweit, von 43 Teilnehmern in Gütersloh. Sie dokumentieren das leidenschaftliche Engagement des Jury-Präsidenten Gerard Mortier, Singen nicht zu instrumentalisieren, Seelenkräften Ausdruck zu verleihen, Neugier auf Neues zu wecken, individuelle Gefühlsprozesse freizusetzen und damit auch einen entlastenden Beitrag für die gesellschaftliche Balance zu leisten. Diese ermutigende Philosophie bestimmt die Präsentation der Finalisten – selbstbewusst ohne Selbstüberschätzung, orientiert am Mythos der großen Werke.
Alexey Kudrya singt sanft-hintergründig Lenskis schmerzvolle Arie aus Eugen Onegin, variabel-melodiös Alfredos „Lunga de lei“ aus der Traviata. Anna Aglatova beweist mit ihren individuellen Händel- („Morgane“ aus Alcina) und Verdi-Interpretationen (Traviata) ihre stupende Fach-Breite; eine Stimme mit Wärme und Leuchtkraft.
Jane Archibald singt die Cleopatra-Arie aus Händels Giulio Cesare und eine Arie der Königin der Nacht (Zauberflöte) mit markanter Intonation und subtiler Phrasierung.
Xiaolin Zhou gewinnt mit emotional-bewegendem Vortrag den Publikumspreis, präsentiert sich vor allem als Charpentiers Louise als wahres Phrasierungswunder, lässt die Opernarie zu einem Glanzstück der Liedkunst werden.
Emma Vetter beeindruckt mit beseelter Dynamik als Strauss’ Ariadne und als voluminös-dramatisch-helle Elsa.
Jurgita Adamonyte interpretiert prickelnd, intensiv-klangvoll sowohl die Dorabella als auch den Gluck-Orfeo.
Für die Jury galten die Kategorien Stimmqualität, Technik, Vortrag (Phrasierung), Persönlichkeit. Die schlussendliche Entscheidung fand die Zustimmung des kundigen Publikums: Theatermenschen, Agenten, intensive Connaisseurs.
Und es gab Ovationen für das „begleitende Orchester“: die Duisburger Philharmoniker leisteten Großartiges. Im permanenten Wechsel von Händel zu Tschaikowsky zu Donizetti zu Gluck zu Wagner zu Strauss traf das Orchester in staunenswerter Imagination die speziellen Klang-Spezifika – und Jonathan Darlington leitete nicht nur das engagiert mitgehende Orchester, sondern kommunizierte mit den jungen Sängern mit hingebungsvoller Identifizierung!
Die Jury: Gérard Mortier; Francisco Araiza; Brian Dickie; Anthony Freud; Siegfried Jerusalem; Jürgen Kesting; Gustav Kuhn; Bernd Loebe; Edith Mathis; Edith Wiens.
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