Kulturmagazin mit Charakter
Kunststücke
Die Arbeiten von zwölf Künstlern präsentiert Galerist Bernd Lausberg im Park des Schlosshotels Hugenpoet im Essener Stadtteil Kettwig. Anlass ist das 70-jährige Bestehen des Luxushotels, das mit einem Sommerfest auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Während die Medien weiter an ihren Drohkulissen von Hitze-, nein Glutwellen, basteln, feiern die Menschen an der Ruhr bei Landregen und 16 Grad.
Foto © Michael Zerban
Vor Angst zitternd sitzen die Redakteure in den Sendeanstalten und Zeitungsverlagen, beschwören Klimakatastrophen und verwechseln dabei beständig Wetter und Klima. Nach drei Tagen, in denen das Thermometer über 30 Grad kletterte, herrschen im Rheinland 16 Grad und Regen. Und das ist ziemlich ungerecht. Denn schließlich hat das Schlosshotel Hugenpoet im Essener Stadtteil Kettwig für den Sonntag ein Sommerfest mit Tag der offenen Tür geplant. Das Anwesen gibt es seit dem Mittelalter, das Schlosshotel seit 70 Jahren. Seitdem sich Eigentümer Maximilian Freiherr von Fürstenberg 2014 selbst des Hotelbetriebs annahm, geht es wieder bergauf. Heute zählt das Fünf-Sterne-Plus-Hotel zwischen Essen und Düsseldorf, unmittelbar an der Ruhr gelegen, zu den ersten Adressen in Deutschland. Und es hat sich fein herausgeputzt an diesem Feiertag. Im Innenhof des Anwesens sind einige Imbiss-Stände aufgebaut, ein Automobilhersteller hat zwei seiner überteuerten Karossen aufgestellt.
Im mondänen Umfeld hat Galerist Bernd Lausberg eine Skulpturenausstellung eingerichtet. Da gibt es zum einen die Skulpturen von zwölf Künstlern im Schlosspark, aber auch eine Auswahl an Miniaturen im Wintergarten des Hotels. Der Landregen trübt die Sicht auf den Park. Zudem gibt es weder einen Lageplan noch einen Rundgang. Das hat es etwas von einem Osterspaziergang, sich auf die Suche nach den Skulpturen zu begeben. Wenn man ehrlich ist, macht es sogar Spaß, sich im frischen Grün zu bewegen. Und die Neugier wird schon im Eingangsbereich vor dem Hotel geweckt. Denn hier findet man eine Anzahl von Cortenstahl-Figuren von Herbert Mehler, die aus einer früheren Ausstellung neu arrangiert wurden. Von der Terrasse aus fällt der Blick auf die Säule IV A von Jürgen Knubben, die halbrechts auf einer Art Plateau aufgestellt ist. Geradeaus ist Grad # 1 von Faxe Müller erkennbar, eine geschwungene Figur aus Cortenstahl. Viel mehr ist vom trockenen Refugium aus nicht zu erkennen.
Foto © Michael Zerban
Also geht es die Stufen hinab zu den im satten Grün strahlenden Rasenflächen. Sehr prominent ist die Figurengruppe Anmutung von Anja Schubert auf dem großen Rasen im Mittelpunkt der Anlage positioniert. Aus dem Werkstoff Acrystal und damit in strahlendem Weiß wirken die schmalen Figuren, die an Aliens erinnern, als sie hier gerade ein UFO gelandet. Sicher ein optischer Höhepunkt der Ausstellung. Und nein, der Baum am Rand trägt seine rote Ummantelung nicht, weil er sich einen lebensbedrohlichen Käfer eingefangen hat und vom Gärtner einer besonderen Behandlung unterzogen wurde. Vielmehr hat Susanne Neunast die Stämme mit dem auffälligen Stoff überzogen, um sie Anamorphis Trees Red zu nennen.
Unter Strauchwerk entdeckt man ihre farbigen Edelstahl-Spiegel unter dem Titel Rose-Colored Glasses, die sich als schmückendes Beiwerk eines Gartens empfehlen. Wer es gern noch farbenfroher mag, ist sicher mit Sunset Slap von Eelke van Willegen gut aufgehoben, einer Stahlskulptur, die auf ihrer Innenfläche mit gelben Farbpigmenten überzogen ist. Auch die Endlosschleifen von Sonja Edle von Hoeßle in Cortenstahl finden sich noch im Garten und laden immer noch ein, sich in großen Gartenanlagen wiederzufinden. Bei Drill von Axel Kreiser mögen sich die Geister scheiden, hat er seine Stahlskulptur doch mit Dickschichtlacken überzogen, die die Einfügung in die Natur durchbrechen. Das Werk Zweiflächler gesockelt von Rüdiger Seidt erlaubt, mit einem Ring auf einem Sockel, den besonderen Fokus in den Mittelpunkt zu rücken. Hans Schuele hat korrodierten Stahl in Ringe getrieben, die seiner Skulptur eine besondere Transparenz verleihen.
Mehr Werke erschließen sich beim raschen Durchgang nicht, aber die Erkenntnis bleibt, dass auch bei Landregen insbesondere der Corten-Stahl eine gute Figur macht. Wer sich mal etwas Besonderes gönnen möchte, für den gibt es noch zwei Termine: Am 3. und am 24. August hat Lausberg jeweils ab 14 Uhr ein Picknick geplant, um die besondere Kombination von Natur und Kunst unmittelbar zu erleben. Anmeldung und nähere Informationen gibt es hier.
Michael S. Zerban