O-Ton

Kulturmagazin mit Charakter

Foto © Joschua Voßhenrich

Schumannfest 2022

Großer Aufwand für kleines Publikum

KLAVIERDUO SCHUCH ENSARI
(Diverse Komponisten)

Besuch am
25. Juni 2022
(Einmalige Aufführung)

 

 

In der Stadt ist es plakatiert: Das Kölner Klavierduo Herbert Schuch und Gülru Ensari besucht das Schumannfest in der Düsseldorfer Tonhalle. Wie schön. Dass sie Bestandteil einer Schüleraufführung sind, steht da nicht. Immerhin wird im Ankündigungstext auf die Teilnahme von Schülern und Studenten hingewiesen. Dem Publikum reicht das offenbar aus, der Aufführung fernzubleiben.

Dabei ist die Idee eigentlich gut, und der Aufwand, der betrieben wird, enorm. Im Untertitel heißt der Abend Malerschule reloaded – also Malerschule neu geladen. Ja, fantasievoll ist was anderes, aber es beschreibt den Grundgedanken, der hier aufgegriffen werden soll, vermutlich für die Teilnehmer ganz passend. Von 1850 bis 1854 hielt sich die Familie Schumann in Düsseldorf auf. Robert Schumann nahm in der Zeit die Stelle des Städtischen Musikdirektors wahr. Und er traf auf jede Menge anderer Künstler, insbesondere die der Düsseldorfer Malerschule, die zu dieser Zeit ihre Hochblüte erlebte. Daran knüpft die heutige Aufführung an.

Foto © Joschua Voßhenrich

Auf der Bühne stehen zwei Flügel, die seitlich gegeneinander auf fahrbaren Podesten aufgestellt sind. Darüber liegt ein weißes Textilband, das später stellvertretend für Leinwände stehen wird. Gülra Ensari und Herbert Schuch nehmen an den Flügeln Platz und eröffnen ihr Programm mit dem ersten Teil von Le sacre du printemps von Igor Strawinsky. Währenddessen betreten die Schüler aus der Theater-AG der Lore-Lorentz-Schule, einem städtischen Berufskolleg im Stadtteil Eller, die Bühne. Regisseurin Katrin Sedlbauer sieht ihr Hauptaugenmerk darin, die jungen Darsteller in Bewegung zu halten. Dabei ist ihr Inge Sauer behilflich, die Skizzen und Gemälde der Maler jener Zeit aufgetrieben hat und sie als Projektionen zeigt, die zunächst vom Nachwuchs-Ensemble nachgestellt werden. Zeitgleich ist Fotografin Susanne Diesner auf der Bühne und bedient die Live-Kamera, die Bilder auf die Leinwände wirft. Zwischendurch werden die Klaviere unmotiviert durch die Gegend geschoben. Von Franz Schubert erklingt inzwischen das Rondo A-Dur für Klavier zu vier Händen. Es folgen die Variationen Clara Schumanns über ein Thema von Robert Schumann. Die Schüler haben inzwischen Masken aus Pappe übergezogen, die von der Studentin Anastasia Trifonenko aus der Kunstakademie sternförmig entworfen wurden. Inzwischen sind die Variationen über ein Thema von Robert Schumann von Johannes Brahms zu hören, Auszüge aus den Kinderszenen von Robert Schumann folgen. Hier läuft alles durcheinander, nebeneinander, nur selten miteinander.

Mit dem Vortrag von Ludwig Uhlands Das Schloss am Meere kehrt ein wenig Ruhe ein, ehe von Schuch und Ensari einen Finalpunkt mit dem zweiten Teil von Le sacre du Printemps setzen.

Ja, der Jubel der übersichtlichen Gruppe Zuschauer ist groß. Was wäre bei einer Schüleraufführung auch anderes zu erwarten, bei der Eltern, Angehörige und Lehrer im kleinen Rund sitzen? Und die Schüler haben ja wirklich ihr Bestes gegeben, auch den Pianisten ist nichts vorzuwerfen. Die visuelle Überfrachtung, die Unentschlossenheit zwischen theatraler Aufführung und der Bedeutung der Musik haben sie nicht zu verantworten. Aber auch ein opulentes Programmheft täuscht nicht darüber hinweg, dass hier wenig zusammenpasst. Nach einer Stunde ist die Veranstaltung vorbei, und man ist froh, wieder an die frische Luft, unter die vielen Menschen am Rheinufer zu kommen. Ja, wenn man die Stimmung hier so erlebt, kann man sich schon viel eher vorstellen, wie die Künstler im 19. Jahrhundert zueinander und ins Gespräch gefunden haben.

Michael S. Zerban