O-Ton

Kulturmagazin mit Charakter

The Earlkings - Foto © Christian Leopold

Hintergründe

Musik allerorten

Soll ein Festival möglichst viele Menschen in einer Stadt erreichen, macht es Sinn, wenn es an vielen Spielstätten stattfindet. Dieser Erkenntnis folgt die Tonhalle in Düsseldorf mit dem diesjährigen Schumannfest, wenn sie ihre Aufführungen vom 5. bis zum 30. Juni an dreizehn verschiedenen Spielorten im Stadtgebiet ausrichtet. Intendant Michael Becker und Festivalleiterin Maja Plüddemann haben das neue Programm vorgestellt.

Maja Plüddemann und Michael Becker – Foto © Susanne Diesner

Sie alle freuen sich, dieses Jahr beim Schumannfest dabei und Gastgeber eines oder mehrerer Konzerte zu sein. Dank dieser großartigen Kooperationen wird sich das Festival so stark in der Stadt ausbreiten wie nie zuvor und noch mehr Menschen auch außerhalb der Tonhalle erreichen“, äußert sich Maja Plüddemann, Festivalleiterin des Schumannfestes 2025, begeistert über die Tatsache, dass das diesjährige Festival der Tonhalle an dreizehn Standorten stattfinden wird. Erwartungsgemäß öffnet und schließt sich der Kreis in der Tonhalle, dem Konzertsaal am Düsseldorfer Rheinufer, und umfasst exotische Spielstätten über den Dächern der Stadt ebenso wie Spielorte, die die Bürger aus anderen Zusammenhängen kennen. Ein durchdachtes Konzept. Berührungsängste mit dem von vielen immer noch als elitär empfundenen einstigen Planetarium werden unterlaufen, ungewöhnliche Orte sorgen neben der musikalischen Aufführung für Neugier und Einrichtungen der so genannten Freien Szene bieten theoretisch Raum für alternative Konzertformate.

„Das Schumannfest hat über die Jahrzehnte viele Gestalten angenommen. Mittlerweile ist es rund, eigenständig, eigensinnig, vielfältig und attraktiv“, verspricht Michael Becker, Intendant der Tonhalle. Das Eröffnungskonzert in der Tonhalle bestreitet die Klarinettistin Sharon Kam mit dem Jerusalem-Quartett unter anderem mit Brahms‘ Klarinettenquintett. Das Palais Wittgenstein wird Schauplatz kammermusikalischer Konzerte. So verbindet das Signum-Quartett Werke Schumanns und Janáčeks mit neuen Stücken südafrikanischer Komponisten – eine Hommage an das Ende der Apartheid vor 30 Jahren. Das Trio Boulanger erzählt eine Geschichte mit beiden Schumanns, Schubert und Wolfgang Rihm als Protagonisten. Der junge Cellist Michiaki Ueno, der zuletzt mit Bach-Aufnahmen von sich reden machte, beweist seine Liebe für Beethoven, Chopin und Schumann. Tenor Julian Prégardien lässt bei einem Liederabend um Schumanns Dichterliebe die romantische Sehnsucht des Meisterwerks lebendig werden – und wird darüber hinaus Wünsche des Publikums erfüllen und Lieder von Schubert auf Zuruf singen. Außerdem lockt ein Kammermusikfest der besonderen Art: Neun Ensembles der Düsseldorfer Symphoniker bringen Werke unter anderem von Clara und Robert Schumann, Brahms und Bruch zur Aufführung.

Marie Seidler – Foto © Janina Laszlo

Zu den neuen Spielstätten gehört die Jazz-Schmiede. Hier lassen The Earlkings Lieder Schumanns und Schuberts mit Gesang, Gitarre, Cello, Tuba, Schlagzeug und Vibrafon in neuem Gewand erscheinen. Ihre englischsprachige Interpretation der Kunstlieder gilt als ungemein charmant, lustig und tiefsinnig. Die Pianistin Johanna Summer spielt gemeinsam mit Malakoff Kowalski Jazz und Miniaturen klassischer Komponisten, die sie mit gesungenen Gedichten des Beat-Lyrikers Allen Ginsberg paart. Weiter geht es im Malkasten, dem inzwischen legendären Künstlerverein an der Jacobistraße. Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie spielen in ihrem Programm Evergreen? Werke von japanischen und amerikanischen Komponisten, die sich mit dem Umgang mit der Natur beschäftigen.

Mezzosopranistin Marie Seidler und Bariton Äneas Humm führen in der Klavierbegleitung von Shushan Hunanyan im Forum Freies Theater Brahms‘ einzigen Liederzyklus Die schöne Magelone gemeinsam mit einem Schauspielerpaar auf. Robert Zeigermann sorgt für Text und Regie. In der so genannten Freien Szene geht es dann im Tanzhaus NRW weiter. Das Orchester im Treppenhaus kreiert mit seinem Programm Disco ein „groovendes Klangerlebnis“, das klassische Musik in „tanzbare Beats“ verwandelt.

Als magnetischer Anziehungspunkt haben sich in den vergangenen Jahren die „Skyline-Konzerte“ erwiesen. Dreh- und Angelpunkt der diesjährigen Ausgabe ist der Cellist Alban Gerhardt, der in verschiedenen Besetzungen in den obersten Etagen verschiedener Hochhäuser der Stadt auftritt. Neben einem Solokonzert werden Pianist Markus Becker und Geigerin Veronika Eberle sowie das Alliage-Quintett erwartet.

In der Tonhalle beschließt Geiger Frank Peter Zimmermann das Festival mit seiner Interpretation von Brahms‘ Violinkonzert in Begleitung der Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Andris Poga. Das vollständige Programm ist hier nachzulesen.

Michael S. Zerban