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Hintergründe
Unabhängig von der Diskussion über die Sinnhaftigkeit, dieser Tage Masken zu tragen, besteht offenbar ein riesiger Bedarf an Schutzkleidung. Die Herstellung läuft in vielen Theatern und Opernhäusern auf Hochtouren, teilweise arbeiten die Werkstätten im Akkord. Auch an der Oper Leipzig werden so die freigewordenen Kapazitäten höchst sinnvoll genutzt.
Foto © Patricia Grünzweig
Wie alle Theater in Deutschland ist auch die Oper Leipzig von der Corona-Pandemie betroffen und aufgrund der derzeit gültigen Verordnungen des Landes Sachsen und der Stadt Leipzig geschlossen. Wie viele andere Theater in Deutschland in diesen Tagen unterstützt auch die Oper Leipzig mit ihren vorhandenen Ressourcen. Auf Anfrage der Stadt Leipzig, ob die Oper Leipzig Behelfsmasken und -kittel produzieren könnte, zeigte sich die Flexibilität und Kreativität der MitarbeiterInnen der Kostüm- und Theaterwerkstätten der Oper Leipzig. Da die Kostümwerkstätten nicht nur für die Oper Leipzig, sondern auch für das Leipziger Schauspielhaus und das Theater der Jungen Welt produzieren, waren aufgrund der vorübergehend eingestellten Theaterproduktionen freie Kapazitäten vorhanden. Zusätzlich zur Damen- und Herrenschneiderei in den Kostümwerkstätten wurden im Malsaal der Theaterwerkstatt zwei Nähstrecken so angelegt, dass alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen einschließlich eines ausreichenden Sicherheitsabstandes gegeben sind. Auch das Ausbildungszentrum der sächsischen Lehmbau-Gruppe stellt derzeit den Mitarbeitern der Oper eigene Werkstatträume und Maschinen zur Verfügung. Es sind rund 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an inzwischen drei Standorten beschäftigt. Und es sind nicht nur die geübten Schneiderinnen und Schneider, die sich an dieser Aktion beteiligen, auch Bühnenmaler und Plastiker, Mitarbeiter der Tischlerei, Konstrukteure, Assistenten vom Schauspiel und Theater der jungen Welt, Ankleider und sogar die Souffleuse vom Theater der Jungen Welt sowie freiwillige und ehemalige Mitarbeiter sind mit im Boot.
Für die Damen und Herren der Schneiderei war es keine Frage, ob sie dem Mangel an Schutzkleidung abhelfen können. Sie seien froh, in der jetzigen Situation einen sinnvollen Beitrag leisten zu können. Für die Fachleute war es auch kein Problem, sich auf die neuen Gegebenheiten umzustellen. Die Muster für Kittel und Maske wurden nach Originalvorbildern und in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmedizinischen Dienst in Leipzig, der Universitätsklinik und dem Klinikum St. Georg erarbeitet. Das Material ist kochfeste Baumwolle, so dass Masken und Kittel mehrfach verwendet werden können. Vor ihrem Einsatz werden sie zentral gewaschen, sterilisiert und gebügelt. Derzeit werden pro Woche etwa 10.000 Masken und 700 Kittel gefertigt. Es sind zwar keine zertifizierten medizinischen Schutzmasken, aber sie können sinnvoll in vielen Bereichen, wie in der Branddirektion, im Gesundheitsamt, im Ordnungsamt und den sozialen Diensten, aber auch in Kliniken und Einrichtungen der Pflege und Betreuung eingesetzt werden.
Schutzkleidung wird in der ganzen Stadt gebraucht
Die Schutzkleidung, die in den Werkstätten genäht wird, geht an den Arbeitsmedizinischen und Sicherheitstechnischen Dienst der Stadtverwaltung, der sie an die städtischen Ämter verteilt. Ein Teil, der nicht in der Verwaltung benötigt wird, geht auch an Kliniken und Sozialeinrichtungen. So konnten erst vor wenigen Tagen 2.600 Behelfsmasken an die Leipziger Brandinspektion übergeben werden. Auch das Gesundheitsamt hat vom Sozialministerium inzwischen eine kleinere Lieferung Masken und Schutzkleidung bekommen. In den Theaterwerkstätten, in denen sonst fantasievolle Kulissen für Oper- und Schauspielproduktionen gebaut werden, werden jetzt auch so genannte „Spuckschutzblenden“, wie man sie inzwischen von diversen Supermarktkassen kennt, hergestellt. Sie sind ebenfalls für den Einsatz in den städtischen Ämtern vorgesehen, so in den Bürgerämtern, im Standesamt, in den Übernachtungshäusern für wohnungslose Frauen und Männer oder in der Stadtkasse und in den Städtischen Bibliotheken.
Nicht jeder, der mit dem Coronavirus infiziert ist, bemerkt das auch. In der Regel sind Betroffene bereits mit sehr leichten Symptomen ansteckend. Manche Infizierte erkranken gar nicht, könnten den Erreger aber trotzdem ausscheiden. In diesen Fällen könnte das vorsorgliche Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung dazu beitragen, das Übertragungsrisiko zu vermindern. Für die optimale Wirksamkeit ist es wichtig, dass eine Mund-Nasen-Bedeckung korrekt sitzt, bei Durchfeuchtung gewechselt wird, und dass während des Tragens keine – auch keine unbewussten – Berührungen daran vorgenommen werden. Das Tragen einer Maske in der Öffentlichkeit kann mithelfen, andere vor einer Ansteckung zu schützen. Dabei sollte weiterhin die Abstands-, Husten- und Niesregeln beziehungsweise die Händehygiene nicht vergessen werden. Alle, die gern für sich und andere eine einfache Maske nähen möchten, finden die Schritte der Näherinnen aus den Theaterwerkstätten hier.
Andreas H. Hölscher