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BENEFIZKONZERT DES HEERESMUSIKKORPS VEITSHÖCHHEIM
(Diverse Komponisten)
Besuch am
11. Dezember 2022
(Einmalige Aufführung)
Seit vielen Jahren spielt das Heeresmusikkorps Veitshöchheim traditionell am dritten Adventssonntag ein Benefizkonzert für die Senioren im Congress Centrum Würzburg. Zwei Jahre konnte das Konzert wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Nun ist es endlich wieder soweit, im mit über 1.000 Menschen vollem großen Saal des Congress Centrums bringt das Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Roland Kahle festlichen Glanz und zeigte ein breites Potpourri seines Könnens. Die Musiker sind in der Zeit der Zwangspause nicht untätig gewesen. Da alle Militärmusiker in ihrer Zweitverwendung Sanitätssoldaten sind, waren viele von ihnen im Sanitätsdienst der Bundeswehr oder auch in Einrichtungen des zivilen Gesundheitssystems, in Gesundheitsämtern, in Impfzentren oder bei der Kontaktnachverfolgung eingesetzt und haben damit einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie und damit einen Dienst an der Gesellschaft geleistet. Seit vielen Jahren unterstützt das Heeresmusikkorps Veitshöchheim mit seinen Benefizkonzerten die Seniorenvertretung der Stadt Würzburg, die mit dem Erlös der Konzerte verschiedene Projekte zugunsten von Senioren unterstützt. In diesem Jahr kam noch die interkulturelle Frauenarbeit des Sozialreferates der Stadt Würzburg hinzu, die mit ihrem Projekt „Blickpunkt“ die Garderobenarbeit aktiv unterstützte.
Foto © O-Ton
Eröffnet wird das Benefizkonzert festlich und feierlich mit Bugler’s Dream von Leo Arnaud, der dann direkt in die Olympic Fanfare and Theme von John Williams übergeht. Dieses Musikstück komponierte der wohl erfolgreichste amerikanische Filmkomponist, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiern durfte, anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles. Und mit John Williams geht es weiter. Zunächst das bekannte Jurassic Park Theme, dann der Marsch aus dem Film 1941, in Deutschland eher bekannt unter dem Titel Wo bitte geht es nach Hollywood? Dieser Marsch erklingt mehr heiter, weniger militärisch. Moderiert wird das Konzert mit viel Humor und manchmal etwas spitzer Zunge, sehr zur Erheiterung des begeisterten Publikums, von Thomas Althöh. Er leitet auch geschickt über zum nächsten Stück, The Legend of Maracaibo von José Alberto Pina. Pina ist ein noch junger, spanischer Komponist und Dirigent, der das etwa zwölf Minuten lange Werk speziell für ein symphonisches Blasorchester komponierte. Es thematisiert die Legende der „Santo Cristo de Maracaibo“ und ihre Seeschlachten vor über 300 Jahren entlang der Ria de Vigo. Es ist eine Komposition voller Energie und Intensität, und mit nur einem Thema entwickelt José Alberto Pina ein rasantes Werk, das vom Heeresmusikkorps mit einem breiten Klangteppich dargebracht wird. Die Musik ist sehr pathetisch mit vielen Bildassoziationen, aber keine Piratenromantik à la Fluch der Karibik.
Von Pina geht es zum nächsten zeitgenössischen Komponisten, Philip Sparke, 1951 in London geboren. Sein Werk Manhattan ist ein zweisätziges Stück für Blasorchester und Solotrompete. Thema ist ein Wochenende in der Weltstadt New York, und der erste Satz ist die Saturday Serenade. Man taucht ein mit Blues-Musik in die rauchgeschwängerte Atmosphäre einer Jazz-Bar, und Mathias M. Müller an der Trompete spielt die Mischung aus lyrischem Blues, garniert mit einer Prise Jazz, höchst virtuos. Zum Abschluss des ersten Teils des Konzertes steht ein klassischer Marsch auf dem Programm, der nicht zu den bekanntesten Märschen zählt, aber eher heiter und weniger preußisch daherkommt. Mit dem Viktoriamarsch von Emil Neumann, einem Berliner Musiker, Kapellmeister und Komponist des 19. Jahrhunderts. Neumann war nach seiner musikalischen Ausbildung Hoboist im preußischen Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 in Berlin. Mit dem Viktoriamarsch gewann Neumann im Marschwettbewerb des Verlags Bote & Bock 1859 den ersten Preis.
Auch der zweite Teil des Konzertes ist zunächst zwei Filmkomponisten gewidmet. Eröffnet wird es heiter und beschwingt mit den Wings of Freedom des niederösterreichischen Komponisten Otto M. Schwarz. Dann gilt es, einen weiteren Geburtstag zu feiern. Der gebürtige Frankfurter Hans Zimmer, der seit vielen Jahren in Hollywood lebt, feierte im Herbst seinen 65. Geburtstag. Mit dem Medley The World of Hans Zimmer ehrt das Orchester den zweifachen Oscar-Gewinner. Es erklingen Ausschnitte aus den Filmen Crimson Tide, Spirit, Gladiator und The Da Vinci Code, und für eine gute Viertelstunde kann man in diese Filmwelt abtauchen. Nur die wahren Kenner der Filmmusiken können die Übergänge in diesem Medley erkennen, aus dem das bekannte Hauptthema aus Gladiator herausragt.
Foto © O-Ton
Einer der bekanntesten deutschen Pop- und Jazzmusiker war der Berliner Roger Cicero. Vor sechs Jahren starb der Musiker mit nur 45 Jahren an den Folgen eines Hirninfarktes, doch seine Melodien und seine Auftritte bleiben unvergessen. Michael Heinlein ist nicht nur ein exzellenter Blasmusiker, er kann auch richtig gut singen, und seine charmante Interpretation von Murphy’s Gesetz und Die Liste macht die Musik von Cicero wieder lebendig. Dann steht der nächste Jubilar auf dem Programm. Die schwedische Popgruppe ABBA feiert in diesem Jahr den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Mit The Best of ABBA erklingen in einem Medley ihre bekanntesten Hits, eingeleitet und abgeschlossen mit Thank you for the Music. Auch hier zeigt das Heeresmusikkorps unter der Leitung von Roland Kahle mal wieder alle Facetten seines breiten Könnens.
Zum Schluss des Konzertes wird es dann doch noch adventlich und weihnachtlich. Moderator Thomas Althöh konnte sich mit einem kleinen Augenzwinkern einen kleinen Seitenhieb auf die Stadt Würzburg und die fehlende Weihnachtsdekoration im Saal nicht verkneifen. Doch das Heeresmusikkorps sorgt dafür, dass Weihnachtsstimmung aufkommt. Mit jeweils zwei Fantasien über Lasst uns froh und munter sein und Macht hoch die Tür, arrangiert von Dominik Schneider, wird die festliche Zeit nun auch musikalisch eingeleitet, die mit dem Jingle-Bell-Rock von Joseph Beal und James Boothe mit herrlichen Swing-Klängen seinen Abschluss findet. Natürlich werden die Musiker an diesem Abend nicht ohne Zugabe entlassen. Zunächst erklingt der Laridah-Marsch von Max Hempel. Hempel trat 1895 als Militärmusiker in die bayerische Armee ein. Ab 1903 absolvierte er ein Studium an der Akademie der Tonkunst in München. Als Musikmeister übernahm er am 1. Juli 1906 die Regimentskapelle des 1. Infanterie-Regiments in München, mit der er auch am 1. August 1914 ins Feld zog. Seine wohl bekannteste Komposition, der Marsch Laridah, entstand im Jahre 1918 in Frankreich. Er geht zurück auf eine altenglische Melodie des Liedes Laridah. Als zweite Zugabe erklingt eine weitere Fantasie des Arrangeurs Dominik Schneider, nämlich über O du fröhliche, die fast wie eine symphonische Dichtung daherkommt. Noch einmal erklingt Macht hoch die Tür, diesmal in der Originalversion, und die Zuschauer im Saal sind eingeladen, zum Abschluss des Konzertes das Weihnachtslied mitzusingen.
Ein festliches Konzert, auf das die Senioren der Stadt Würzburg so lange gewartet haben, zeigt wieder einmal, wie facettenreich und ausdrucksstark die Musiker des Heeresmusikkorps Veitshöchheim spielen können. Und für den dritten Adventssonntag 2023 ist der Saal des Congress Centrums Würzburg schon reserviert, vielleicht dann auch in weihnachtlicher Dekoration.
Andreas H. Hölscher