O-Ton

Kulturmagazin mit Charakter

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Aktuelle Aufführungen

Ein Blumenstrauß beliebter Melodien

WENN ICH TRÄUME, DU LIEBST MICH
(Diverse Komponisten)

Besuch am
3. Juli 2021
(Premiere)

 

Haus-Stapel-Konzerte 2021, Havixbeck

Offenbar haben die Veranstalter der romantischen Liederabende auf Haus Stapel nahe Havixbeck einen guten Draht zum Wettergott: Bei angenehmen Temperaturen zeigt sich das Münsterland von seiner gastfreundlichen Seite und bietet alle Voraussetzungen für ein Open-air-Picknick-Konzert in der freundlichen Atmosphäre des Innenhofes eines ehemaligen Herrensitzes. Haus Stapel gilt als eines der größten Wasserschlösser Westfalens, wurde im 16. Jahrhundert Adelssitz und 1827 fertiggestellt. Besitzer war lange Zeit die Familie M. von Kerckerinck. Die heutige Besitzerin, Freifrau Raitz von Frentz, stellt seit 2011 jährlich mehrmals die Burg für Konzerte zur Verfügung, mal im eingefriedeten Innenhof, mal im historischen Festsaal.

Die knapp 200 Zuhörer sind bestens für ein Picknick-Konzert vorbereitet. Vom Sitzkissen und einer wärmenden Decke bis zum im Münsterland unentbehrlichen Regenschutz packen Besucher ihren Campingtisch aus, verteilen vorbereitetes Fingerfood und lassen sich Rotwein und Sekt schmecken – man ist unter sich. Nach den Programmschwerpunkten vorheriger Konzerte wie Gustav Mahler, Robert Schumann, Richard Strauss bis zu Chopin und Beethoven steht heute eher „leichte“ Kost auf dem Programm. Die künstlerische Leiterin und Sopranistin Heike Hallaschka hat für den ersten Teil des Konzertes beliebte und bekannte Opernarien von Mozart und Wolf ausgesucht, im zweiten Teil erklingen Melodien von Ravel, Richard Rogers und Gershwin aus bekannten Musicals.

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Mit Heike Hallaschka, Sopran, und Thomas Laske, Bariton, begleitet von Clemens Rave am Klavier, präsentieren zwei erfahrene und ausgewiesene Solisten das Programm. Der erste Teil des Nachmittags ist bis auf eine Arie von Hugo Wolf bekannten und beliebten Opernarien von Mozart gewidmet. Im Duett bringen Hallaschka und Laske aus Le nozze di figaro die bekannte Arie des Figaro. Aus Don Giovanni folgt La ci darem la mano, bekannt auch als Champagnerarie im Duett. Laske bringt eine sehr lebendige Vogelfänger-Arie. Schließlich folgt das lebhafte Duett von Papagena und Papageno, das den Sängern offensichtlich viel Freude macht und den Innenhof mit fröhlichen Klängen füllt. Rave gibt eine stark zurückgenommene Begleitung am Klavier, lediglich gegen Ende des ersten Teils hat er Gelegenheit, mit einem Monostatos-Intermezzo hervorzutreten.

Im zweiten Teil des Konzertes wird es moderner. Bei Ravels Don Quichotte kann Laske seine Nähe zur Oper nicht leugnen, Hallaschkas Poulenc wirkt getragen, besinnlich und romantisch. Laskes Geschichte vom „unglückhaften Mann“ klingt wie eine gesungene Geschichte, auch Hallaschka bringt die Lorelei-Arie Ich weiss nicht als Erzähllied. Mit Lehars Da geh ich zu Maxim und Lippen schweigen klingen Operettenklänge an, der Schlussteil erinnert mit Songs aus My Fair Lady, Caroussel  und Porgy and Bess an die veränderten Klangfarben der Musicals.

Mit der Zugabe Wunderbar fassen die Musiker selbst einen gelungenen Nachmittag zusammen, dessen lockere, wenig formelle Atmosphäre durch die eifrig zwitschernden Vögel der umliegenden Felder und Waldstücke eine natürliche Beigabe erhält. Dass die Zuhörer zu  solch einem lockeren Nachmittag gern wiederkommen, versteht sich von selbst. Sie bedanken sich für dieses Open-Air-Picknick-Konzert mit anhaltendem Beifall und schauen etwas betrübt auf ihre nun leeren Flaschen …

Horst Dichanz