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Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Flegelhaft"
Die Mecklenburgische Staatskapelle betont unter der aufmerksamen Leitung
von Hans Urbanek die stillen, einfühlsamen Momente der Verdi-Komposition,
ohne die Heftigkeiten der Sturmszene oder die Ausbrüche Otellos zu harmonisieren.
Das Regiekonzept Henry Akinas mit Jago als "Krebszelle menschlichen Verderbens",
Otello als Unfähigen zur Liebe und Desdemona als "Angebot der Erlösung"
geht auf, zeigt im klaren Bühnenbild Olaf Zumbecks (zunächst ein verhüllter
bühnenfüllender Quader, der sich als venezianischer Löwe entpuppt, schließlich
zerstört wird) die Tragödie der Zerstörung.
Kyung Suk Hans eher "sanfter" Jago passt in dieses Konzept schleichender
Subversion, ebenso wie der allmählich entfesselte Otello von Lawrence
Bakst (man erinnert sich an seine Wuppertaler Zeit und einen faszinierenden
Tannhäuser in Halberstadt) und die anrührende Desdemona von Rosita Kekyte
- drei Solisten mit der Erfüllung hoher Phrasierungskunst, sicher in ihren
hochdramatischen Rollen, ohne Probleme mit den geforderten Tessituren:
grandios!
Das Schweriner Publikum - darunter viele aus der Lübecker Region - bejubelt
Orchester, stimmlich voluminösen Chor und sich steigernde Solisten nach
dem ersten und dritten Akt.
Nach unerträglichen Störungen in der "Mittelloge" habe ich die Aufführung
nach Otellos absolutem Bruch (3. Akt, 3. Szene) verlassen; bleibt zu hoffen,
dass die phantastischen Sängerdarsteller und die Mehrheit des begeisterungsbereiten
Publikums von dieser Belästigung verschont blieben. (frs) |
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