Anspruchsvoll
War die Aufführung im ROM-Domizil (vgl. hier) nur von wenigen Jugendlichen besucht, so ist das Duisburger Haus gut besetzt mit erwartungsvollen Kindern.
Auf der Guckkasten-Bühne funktioniert die mediterrane Bühnenarchitektur Gian Maurizio Fercionis handlungsbestimmender als in der ROM-Version: die Spielräume sind offener, es entwickelt sich mehr Aktion – doch die weiß-kühle Abstraktion von Bühne und Kostümen vermittelt wenig Leidenschaft.
Und Tobias Richters Regie bleibt weiterhin einer Musiktheater-Didaktik verpflichtet, die offensichtlich mehr an Opern-Konventionen orientiert ist als an den lebendigen Emotionen der zu erreichenden Kinder: Es ist nicht ihre Geschichte, es ist nicht ihre Sprache, es ist nicht ihre Musik, es ist nicht ihr „Humor“, vor allem sind es nicht ihre „Rituale“ und nicht ihre Probleme – es ist die Begegnung mit einer fremden, einer fernen Welt; vielleicht bleibt bei einigen die Erinnerung an ein „Wunder“.
Dabei singt das DOR-Ensemble auf höchstem Niveau: Heikki Kilpeläinen als artikulationsstarker Figaro, Romana Noack als koloraturenreiche Rosina, Fabrice Farina als tenoral-glänzender Almaviva, Daniel Djambazian als stimmlich variabler Bartolo, Michail Milanov als kernig-ausdrucksvoller Basilio – alle (wie auch die comprimarii) auf dem anspruchsvollen Niveau eines großen Opernabends.
Und Ville Enckelmann produziert mit den exzellenten Duisburger Philharmonikern einen locker-konzentrierten Rossini-Klang voller Verve und kalkulierter Spontaneität, weitab von allen Klischees einer „Maschinenmusik“.
Aber kollektive Spannung will sich nicht einstellen, die individuellen Reaktionen der unbefangenen kindlichen Erlebniswelten wollen sich nicht zu disparat-gemeinsamer Atmosphäre bündeln. Es liegt eben am „rezipienten-abstinenten“ Konzept! (frs)
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