Tradition, Tradition!
Abstraktes Weiß beherrscht die weiße Bühne im "Shakespeare-Theater", der schönen Ausweichspielstätte der Deutschen Oper am Rhein. Aber Gian Maurizio Fercionis Ausstattung steuert auch nicht das Geringste dazu bei, Rossinis "Barbier" für Kinder attraktiv zu machen: zu abstrakt, zu leblos, zu wenig imaginativ.
Tobias Richters Regie ist offenbar begründet in der Idee, Kindern "klassische Oper" zu vermitteln: der Witz ist altbacken, die Handlung verworren, die jungen Zuschauer bleiben in ihrer "Bedeutungssuche" allein gelassen. Richter sieht offensichtlich kleine Opern-Afficionados als Besucher - ignoriert kindlich-lustvolle Erlebnis-Wünsche.
Heikki Kilpeläinen als Barbier, Theresa Plut als Rosina, Fabrice Farina als Almaviva singen ihre Rollen mit gebremster Leidenschaft, stimmlich eindrucksvoll - Michael Milanov reißt mit einem brillant-intriganten Basilio das Ensemble aus der kultivierten Lethargie. Insgesamt: Gesungen wird so, wie Rossini gesungen werden sollte; agiert wird so, wie es sich Rossini in artifiziellen Als-ob wohl nicht vorstellen konnte - und wie es das jugendliche Publikum nicht erreichte.
Unter Ville Enckelmann begleiten die Düsseldorfer Symphoniker das lähmende Geschehen mit angepasster Routine.
"Wie langweilig" ist ein oft gehörter Kommentar kindlicher Opern-Kompetenz: Man fragt sich nach den Gründen für den offensichtlichen Misserfolg bei der "Zielgruppe". In der äußerst schwach besuchten ROM (RheinOperMobil), dem eigentlich animierenden Globe-Provisorium, ist die Reaktion dürftig. Wer nach den Gründen fragt, sollte auch über das durchaus indifferente Image der DOR nachdenken. (frs)
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