O-Ton

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Album

Es klingt alles wie selbstverständlich

Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht. Sie sind sehr brillant – angenehm in die Ohren. Hie und da können auch Kenner allein Satisfaction erhalten – doch so, dass auch die Nichtkenner damit zufrieden seyn müssen – ohne zu wissen warum …“ So schrieb Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1782 in einem Brief an seinen Vater Leopold über die neu entstandenen Klavierkonzerte KV 413 bis 415. Daraus wird deutlich, dass sie rein einem kommerziellen Ziel folgten und für die rasche Aufführung in Wien gedacht waren.  Kenner und Nichtkenner sollten mit der Klangschönheit zufriedengestellt werden. Damit eröffnet Mozart die Reihe der so bedeutsamen Wiener Konzerte. Diese Klavierkonzerte veröffentlichte Mozart im Jahr 1783 in Wien, sie entstanden quasi in der Übergangszeit in seine späte Phase, mit denen das symphonische Instrumentalkonzert auf einen ersten Höhepunkt der Musikgeschichte geführt wurde.

In der vorliegenden Aufnahme wird auf die von Mozart ausdrücklich autorisierte Version zurückgegriffen, die Partituren aller drei Konzerte ohne die später hinzugefügten Bläserstimmen zu realisieren, was vielleicht etwas von ihrer klanglichen Farbigkeit nimmt. Noch fehlen darin jene die späteren Konzerte so prägenden Dialoge zwischen dem Klavier und den Holzbläsern. Im Prinzip sind sie Konzerte für Klavier und Streichorchester. Insgesamt sind sie helle, freundliche Werke, nur manchmal wird die durchgehend heiter-konzertante Stimmung um ein nachdenklicheres Moment bereichert.

Die von der Bayerischen Kammerphilharmonie unter ihrem Konzertmeister und Leiter Gabriel Adorján eingesetzten dreizehn Streicher reagieren mit großer Flexibilität und Spontaneität und begleiten ohne Dirigenten ungemein luftig und duftig, unbeschwert und leicht.

Mit perlenden Läufen, feinsten Nuancen, vollendeter Eleganz und Perfektion bei der Kunst des Dialogisierens weiß Alexander Schimpf bei allen drei Konzerten als Solist zu glänzen. Obwohl für alle drei Konzerte die Originalkadenzen des Komponisten überliefert sind, hat der Pianist, so wie es früher eigentlich Tradition war, eigene Kadenzen geschaffen, die der Mozartschen Klangwelt mehr oder weniger verpflichtet bleiben. Dabei nutzt er sie, um Mozarts ausschließlich gewählte originale Dur-Themen in einer Moll-Variante erscheinen zu lassen. Dass Schimpf mit der Bayerischen Kammerphilharmonie seit Langem eine freundschaftliche Zusammenarbeit verbindet, spürt man in jedem der Konzerte. Und das Wichtigste ist: Alles klingt, so wie es bei Mozart sein soll, absolut selbstverständlich.

Das Album erschien beim Label CAvi-music mit reichlichen Informationen zu den Stücken und den Künstlern. Durch und durch transparent und brillant ist der Ton.

Der 38-jährige und in Göttingen geborene Alexander Schimpf ist nach bedeutenden Wettbewerbserfolgen in Bonn, Wien und Cleveland ein gefragter Solist weltweit. Auftritte erfolgten solistisch und mit bedeutenden Orchestern – allein in den USA mit 30 verschiedenen –  in bedeutenden Konzertsälen wie Wien, Berlin, St. Petersburg, Frankfurt, Bonn, Köln, München, Paris, Madrid, New York, aber auch in Asien und Südamerika. Daneben spielt Schimpf auch viel Kammermusik, hat bereits drei Solo-Alben herausgebracht und hat eine Professur in Hannover inne.

Helmut Christian Mayer