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Qual der Dämonen

SCHUBERTS REISE NACH ATZENBRUGG
(Johanna Doderer)

Gesehen am
30. April 2021
(Uraufführung/Live-Stream)

 

Gärtnerplatztheater, München

Wenn man heute mit dem Auto von Wien nach Atzenbrugg reist, dann ist das eine gemütliche Stunde Fahrt. War man zu Lebzeiten Schuberts mit der Kutsche unterwegs, so lag Schloss Atzenbrugg etwa eine Tagesreise von Wien entfernt. 1820 ist Franz Schubert mit mehreren Freunden wohl das erste Mal in Atzenbrugg zu Gast, und bereits im Januar 1821 findet dort die erste „Schubertiade“ statt. Im Juli gibt es einen erneuten Ausflug nach Atzenbrugg, wo Schubert die Atzenbrugger Tänze komponiert. Als 1827 Beethovens stirbt, ist Schubert Fackelträger beim Leichenbegängnis. Im selben Jahr komponiert er die Winterreise. 1828 schreibt Schubert die Sinfonie Nr. 8 C-Dur, die Messe in Es-Dur, mehrere Lieder, Klaviersonaten und das Streichquintett in C-Dur. Er stirbt am 19. November mit nur 31 Jahren an Typhus. Diese Eckdaten sind wichtig für das Verständnis der Oper Schuberts Reise nach Atzenbrugg, die kurz vor seinem Tod stattgefunden haben soll.

Schubert ist gezeichnet von den Folgen einer Syphilis-Erkrankung und der damals üblichen Quecksilberbehandlung, die ihn vergiftete und schwere neurologische Symptome verursachte. Er vergisst, was er komponiert hat, und er fühlt sich im Schatten Beethovens, dem übermächtigen Komponisten, aus dessen Schatten Schubert nicht herauszutreten vermag. „Beethoven komponiert besser als ich“, behauptet Schubert in diesem Stück immer wieder und begründet das auch damit, dass dieser keine „Quecksilberdämpfe“ hat einatmen müssen. Und Schubert ist nicht in der Lage, seine Gefühle zu artikulieren. Seine Liebe zu Josepha von Weisborn kann er nicht mit Worten, sondern nur durch Musik zum Ausdruck bringen. Was nach außen wie eine fröhliche Landpartie unter Freunden aussieht, entpuppt sich schnell als ein Trip zu den Dämonen, denen Schubert sich stellen muss, und das in schweren sozialen Zeiten. Der Biedermeier ist nur Maske, Kostüm, in Wirklichkeit herrschen in der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen Elend, Seuchen, Hunger und schlimmste hygienische Zustände. In diese Reise kumulieren der Librettist Peter Turrini und die Komponistin Johanna Doderer wesentliche Aspekte aus dem Leben Schuberts. „Die schwierige politische Situation ist hier das Gewürz in dieser Oper“, sagt Johanna Doderer. Doderer betont, dass es ihr und Turrini um den Menschen Schubert ging, fernab von den Klischees rund um seine Person.

„Seine Einsamkeit, er der Begnadete, der von allen gefeiert und geliebt wird, kann seine Liebe nicht erklären. Er selbst war ein sehr einsamer Mensch, litt an furchtbaren Krankheiten und war – fast würde man sagen – entstellt. Er litt an Haarausfall, hatte Pockennarben, war unglücklich und ewig sehnsüchtig. In diesem Ringen hat er die prachtvollste Musik geschrieben und das ist eigentlich das, was so interessant ist,“ sagt Doderer.

Der Intendant des Münchner Gärtnerplatztheater, Josef E. Köpplinger, der bei diesem Stück selbst Regie geführt hat, hatte die Komponistin Johanna Doderer bereits 2016 während den Arbeiten zur Oper Liliom, dem ersten Auftragswerk Doderers für das Gärtnerplatztheater, um die Komposition einer Schubert-Oper angefragt. Der Schriftsteller Peter Turrini konnte als Librettist gewonnen werden. „Schubert habe ich selbst am Klavier viel gespielt und da stellte ich mir vor, was dieser Mann alles durchgemacht haben muss. Er konnte sich nie wirklich artikulieren, außer über die Musik, und so bin ich wieder an Johanna Doderer herangetreten“, erzählt Köpplinger zur Entstehung der Oper. Auch Doderer habe sich ihr ganzes Leben lang sehr intensiv mit Schuberts Musik beschäftigt. Über die Herausforderung, eine Oper über Schubert zu komponieren, sagt sie: „In der Musikszene wird er viel zitiert, aber da war ich vorsichtig. Ich bin Komponistin und es ist mir sehr wichtig, dass auch meine eigene musikalische Sprache Platz bekommt. Die Musik dieser Oper besteht aus drei Ebenen: Schubert-Zitate, Musik zwischen Schubert und meiner eigenen Komposition, und es gibt ganz klar meine musikalische Sprache. Eine Oper über einen Komponisten zu schreiben, ist eine unglaubliche Herausforderung. Es ist mutig und etwas frech, aber auch eine wunderschöne Arbeit. Ich bin sehr dankbar für diesen Auftrag.“ So stellt sich die Frage, wieviel Schubert ist in dieser Oper, und wieviel Musik muss man von Franz Schubert intus haben, um die Musik und auch die Geschichte zu verstehen. Da gibt Johanna Doderer Entwarnung: „Man muss überhaupt kein Schubert-Kenner sein, um diese Oper genießen zu können. Natürlich bringt es viel, wenn man die Zitate und die Musik erkennt. Aber zum Großteil beinhaltet das Stück meine eigene Musik. Die Geschichte beinhaltet eine unfassbare Dramatik und einen Wendepunkt, an dem einem vor Spannung der Atem genommen wird. Dabei ist es egal, ob man klassisch gebildet oder zum ersten Mal mit Schubert konfrontiert wird, die Musik und die Geschichte trägt das Publikum. Und obwohl da ein wahnsinniger Aufwand, Handwerk und Können dahintersteckt, geht die Musik immer über unser Wissen hinaus hin zur Emotion. In dieser Oper habe ich mich sehr weit hinausgelehnt, das heißt ich habe mich emotional darauf eingelassen und emotionale Musik geschrieben. Emotionalität ist immer angreifbar, aber auch stark und für mich das Einzige, was sich lohnt.“

Die Reise nach Atzenbrugg ist eine Reise einer fröhlichen, jungen und schönen Gesellschaft. Der Grundton ist heiter: Da wird gefeiert, getanzt, gelacht und gesungen. Das Stück muss ja lustig sein, damit der Ernst klar wird. Es gibt in der Oper die Wegelagerer, die Kriegskrüppel. Die sind immer präsent, ohne eine wirkliche Rolle zu haben. Das eigentlich Interessante ist aber, dass sie Schubert symbolisieren. Dieser ist nämlich, inmitten dieser fröhlichen Reisegesellschaft, zornig auf sich selbst, weil er es nicht schafft, Josepha für sich zu erobern. Da ist er in seiner Stimmung manchmal den Kriegskrüppeln näher als seinen engsten Freunden, die ihn vergöttern und bejubeln, so Doderer. Das Libretto von Peter Turrini, im Wiener Dialekt geschrieben, unterstreicht die dramatischen Passagen der Musik und zeichnet ein Psychogramm eines einsamen, alkoholabhängigen und nervlich und körperlich am Boden liegenden Sonderlings, der nur durch seine Musik sprechen kann und seine Gefühle nicht anders ausdrücken kann.

Die Geschichte dieser Reise ist schnell erzählt. Sie beginnt bei Tagesanbruch am Stadtrand von Wien, wo bettelnde Kriegskrüppel, Überlebende der Napoleonischen Kriege, an der Landstraße herumlungern. Der Sänger Johann Michael Vogl und der Librettist Franz von Tassié, genannt der „schöne Franz“, warten auf den Wagen, der sie und ihren Freund, den Komponisten Franz Schubert, auf einer Landpartie nach Atzenbrugg bringen soll. Zur Reisegesellschaft, die bald mit dem Wagen eintrifft, gehören außer Schubert bereits die Cellistin Caroline Helmer, genannt die „rote Caro“, der Maler Leopold Kupelwieser, der Musikalienhändler Nepomuk Feder, die Kunstpfeiferin Louise Lautner und Josepha von Weisborn. Da kommt Dorothea Tumpel, eine Wurstmacherin, hinzu und bittet darum, bei der kunstsinnigen Gesellschaft mitfahren zu dürfen, eine Idee ihres Vaters, der darum besorgt ist, dass seine Tochter einmal aus der Wurstküche herauskommt und sich mit den hehren Dingen des Daseins befasst. Dorothea wird mit ebenso großem Hallo aufgenommen, wie der wohlgefüllte Proviantkorb, den sie zum Dank mitgebracht hat. Schubert bittet derweil seinen Freund Kupelwieser um Hilfe: Er ist rasend in Josepha von Weisborn verliebt, wagt jedoch nicht, ihr seine Liebe zu gestehen. Die rote Caro, die ein Auge auf Schubert geworfen hat, ist ihm hingegen lästig. Kupelwieser ermutigt Schubert, Josepha eine Liebeserklärung zu machen. Schubert meint aber, er könne höchstens durch seine Musik sprechen, und spielt auf dem Klavier, das auf dem Reisewagen installiert ist. Das macht den Sänger Vogl aufmerksam, der in den abendlichen Salons schon zahlreiche Lieder von Schubert vorgetragen hat. Vogl weiß, dass Schubert seine verborgenen Gefühle ganz in der Musik zum Ausdruck bringt. Er selbst hat seine Frau vor Jahren verloren und fühlt sich durch Schuberts Musik innig mit ihr verbunden. Dieses tiefe Verständnis ist Schubert allerdings peinlich. Noch mehr verstimmt ihn, dass der „schöne Franz“ sofort die erste Gelegenheit ergreift, um mit Josepha zu flirten. Bei der Abfahrt wird der Wagen von Kriegskrüppeln umringt, doch die Reisenden lassen sich dadurch ihre gute Laune nicht verderben. Als unterwegs Station gemacht wird, entdeckt Dorothea Tumpel, dass der von ihr sorgfältig eingeteilte Proviant angetastet wurde. Sie prangert Nepomuk Feder als Wurstdieb an und ist entsetzt, in dieser, wie sie glaubte, höheren Gesellschaft der Künstler solch niedriges Verhalten zu finden. Die Stimmung wird von der Kunstpfeiferin und ihrem künstlichen Vogel aufgefangen.

Schuberts Eifersucht richtet sich nun auf Vogl, der mit Josepha plaudert, während Schubert Kupelwieser anfleht, ein idealisiertes Bild von ihm zu malen, um Josepha günstig für ihn einzunehmen. Kupelwieser lehnt das als absurd ab. Während der Weiterfahrt malt Schubert sich in einem Tagtraum aus, wie er Josepha vor marodierenden Wegelagerern rettet. Beim nächsten Halt sorgt Kupelwieser dafür, dass Josepha und Schubert endlich ins Gespräch kommen und bietet Schubert eine Steilvorlage nach der anderen. Der aber hüllt sich in Schweigen und erklärt endlich nur, dass Beethoven ein besserer Komponist sei als er. Eine neue Vision übermannt ihn: Sein Vater, der Schulmeister, als geigenspielender Tyrann. Schubert überwindet ihn und heiratet Josepha. Doch es ist nur ein Tagtraum. Kurz vor dem Reiseziel versucht der „schöne Franz“ erneut, bei Josepha zu landen. Die möchte Schubert ihre Blumen verehren, aber Schubert denkt nur verzweifelt daran, wie ihn die qualvolle Quecksilberbehandlung, der er sich gegen die Syphilis unterzieht, geistig zerstört. Der „schöne Franz“ umschmeichelt Schubert mit einem neuverfassten Libretto, doch der steigert sich immer mehr in rachsüchtige Vorstellungen hinein, die auch vor der kaiserlichen Familie nicht haltmachen. Alle sind entsetzt, denn überall könnten Spitzel lauern – möglicherweise ist sogar Nepomuk Feder einer. Dorothea Tumpel zieht eine überraschende Parallele zwischen sich selbst und Schubert: Er wird für einen musikalischen Gott gehalten, den Menschen in ihm nimmt keiner wahr. An ihr wiederum bemerkt niemand, wenn sie vom Seelischen reden möchte, da sie nur als dem Leiblichen verhaftete Wurstmacherin gesehen wird. In Atzenbrugg wird in der „Flotten Forelle“ gefeiert. Schubert spielt zum Tanz auf. Kupelwieser rät Schubert, seine Chance zu nutzen, allen durch einen Ländler ordentlich einzuheizen und auf dem Höhepunkt der Stimmung öffentlich seine Liebe zu verkünden. Gesagt, getan. Aber wieder bringt Schubert kein Wort heraus. In die peinliche Stille hinein erklärt Franz von Tassié, Josepha und er hätten sich soeben verlobt. Ein Gewitter bricht los, alle flüchten ins Trockene. Nur Schubert will nichts mehr von den anderen wissen und bleibt allein zurück. Allein mit sich und seinem Leben, mit seiner Musik.

Die Oper hätte schon im vergangen Jahr in München ihre Uraufführung erleben sollen, doch wegen der Corona-Pandemie musste sie abgesagt werden. Nun hat man sich entschlossen, die Oper per Livestream zur Uraufführung zu bringen, allerdings in einer reduzierten kammermusikalischen Fassung. Die Musik fesselt, da sie ständig zwischen mehreren Ebenen hin- und herspringt. Zwischen Original Schubertscher Musik, wie den Atzenbrugger Tänzen oder einem Mix aus Schubert und Doderer, bei Anlehnungen an die Winterreise, bis hin zu atonalen schrillen Klängen, die dann wieder in zuckersüße Harmonien übergehen. Es ist nicht immer leicht, dem Stil zu folgen, verlangt höchste Aufmerksamkeit, denn eingängig ist diese Musik beileibe nicht. Schubert wird eher in grellen Farben dargestellt, aus denen Verzweiflung und Not herausschreien. Das krasse Gegenteil ist Freund Kupel, der sonor und voller Verständnis für den Künstlerfreund mit schon fast Straussschen Harmonien gesegnet ist.

Die Orchestrierung berücksichtigt den Gesang, das Wort hat hier Vorrang, und oft sind es mehr Rezitative, mehr Sprechgesang, die dominieren. Das kommt auch dem Libretto Peter Turrinis zugute. Der demaskiert die Vorstellung des schönen Biedermeier und zeichnet ein schon fast verstörendes Bild dieser Zeit, zu dem die derbe Sprache einfach dazu gehört. Köpplinger hat es sich nicht nehmen lassen, bei der 26. Uraufführung in den letzten neun Jahren seiner Amtszeit selbst Hand anzulegen und Regie zu führen. Mit einem sensiblen Gespür für die Musik und das Libretto stellt er das Psychogramm der kranken Seele Schubert so in den Mittelpunkt, dass man einfach nur Mitleid haben muss mit diesem von Selbstzweifeln so geplagten und von Krankheiten entstellten und aufgezehrten Komponisten. Umso größer wird hier der Respekt vor dem Schaffen des so früh verstorbenen Franz Schubert. Die krankhaften Visionen Schuberts zeichnet Köpplinger in bunten Farben. Einer der Höhepunkte ist die Vision vom tyrannischen Vater Theodor Schubert, der als diktatorischer Geiger mit wirrer Beethovenfrisur erscheint. Diese Szene ist grandios dargestellt, und musikalisch kann Doderer da ihrer ganzen Kompositionskunst freien Lauf gewähren lassen. Das Bühnenbild ist eher minimalistisch, ein alter Heuwagen im Zentrum auf der Drehbühne, der auch schon mal verschwindet, und wenige Requisiten, dazu die Kostüme im Biedermeier-Stil. Rainer Sinell ist für Bühne und Kostüme verantwortlich, während Köpplinger in seiner Inszenierung durch Michael Heidingers Lichtregie und den Videoinstallationen von Meike Ebert und Raphael Kurig bestens unterstützt wird.

Die Uraufführung ist aber auch der Abend eines großartigen Ensembles. Allen voran der Tenor Daniel Prohaska als Schubert. Prohaska hatte schon 2016 bei der Uraufführung Liliom mitgewirkt, und kann jetzt vor allem mit seiner Darstellung des Schubert wieder begeistern. Es ist schon fast ein Seelenstriptease, den Prohaska hinlegt. Großartig die Schlussszene, wo er sich die Perücke und die Kleider vom Leibe reißt, halbnackt allein auf der Bühne steht, nur mit seinen vielen Noten im grellen Lichtschein. Dass seine Stimme bei dieser Rolle keinen Schöngesang zulässt, versteht sich fast von selbst. Für die schönen Gesangsmomente sorgen andere. Mathias Hausmann gibt den Leopold Kupelwieser mit sonorem Bariton und schon fast aristokratischem Spiel. Mária Celeng als die von Schubert angebetete Josepha von Weisborn überzeugt mit schönem lyrischem Sopran, während Alexandros Tsilogiannis mit warmer Tenorstimme als „schöner“ Franz von Tassié das Herz der Josepha erobert. Anna Katharina Tonauer gibt die Cellistin Caroline Helmer mit geschmeidigem Mezzosopran, und Daniel Gutmann weiß mit schmeichelndem Bariton als Nepomuk Feder zu überzeugen. Timos Sirlantzis gibt den Sänger Johann Michael Vogl mit sattem Bass-Bariton, während Andreja Zidarič die Kunstpfeiferin Louise Lautner mit leichtem Koloratursopran darstellt. Ein Extralob hat sich der Bariton Holger Ohlmann mit dem kurzen, aber intensiven Auftritt als Schuberts Vater Theodor verdient. Florine Schnitzel schließlich beeindruckt in der Sprechrolle der Wurstmacherin Dorothea Tumpel mit klar verständlicher Deklamation.

Chor und Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz sind von Felix Meybier und Verena Sarré vorzüglich eingestimmt. Das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz unter der Leitung von Michael Brandstätter sorgt mit differenziertem Spiel und Fingerspitzengefühl für die tückischen Passagen der Partitur, vor allem beim Übergang von atonalen zu harmonischen Phrasierungen, dass da keine Brüche entstehen. Am Schluss, nach etwa 100 Minuten Spielzeit ohne Pause, gibt es großen Jubel für alle Beteiligte von den wenigen hauseigenen Zuschauern, die zugelassen sind. Auch Kameraführung, Bild- und Tonqualität des Livestreams sind vorzüglich. Vor der Uraufführung gibt es ein Gespräch zwischen Köpplinger und Doderer, dem auch Turrini telefonisch zugeschaltet ist und in dem es wertvolle Informationen zur Entstehung der Oper gibt. Online ist auch wieder ein umfangreiches Begleitmaterial verfügbar, um sich ganz in die moderne Oper einarbeiten zu können.

Schuberts Reise nach Atzenbrugg ist keine gefällige oder gar operettenhafte Darstellung eines Musikgenies. Das Stück hat sowohl vom Libretto als auch von der Musik Ecken und Kanten, es fordert den Zuschauer und Zuhörer, sich ganz auf das Seelenspiel des kranken Franz Schubert einzulassen. Wem das gelingt, der wird von diesem Werk begeistert sein. Die Uraufführung im Livestream, der noch bis zum 7. Mai abrufbar ist, ist eine Vorpremiere. Die eigentliche Uraufführung, dann in der Fassung für großes Orchester, soll gespielt werden, wenn die Zuschauer wieder ins Haus dürfen. Es bleibt abzuwarten, ob die große Orchesterfassung das Gesamtbild der Uraufführung noch einmal nachhaltig verändern wird.

Andreas H. Hölscher