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Fakten zur Aufführung 

HEIMATLOS - KLEINER LORD REMI
(Gisle Kverndokk)
18. März 2012
(Premiere)

Staatstheater am Gärnterplatz, München


Points of Honor                      

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Vorbildliche Jugendarbeit

Seit 2008 bietet das Gärtnerplatztheater im Rahmen der theaterpädagogischen Arbeit Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren die Möglichkeit, selbst im Rampenlicht zu stehen und an einer Produktion mitzuwirken. Holger Seitz, Leiter des Jungen Theaters am Gärtnerplatz, führt nun auch Regie in dem Musical-Mammutprojekt, das als Münchner Erstaufführung in Kooperation mit dem musischen Pestalozzi-Gymnasium und der städtischen Musikschule üppig ausgestattet auf die Bühne gebracht wird.

Im Orchestergraben leitet Liviu Petcu die ausschließlich aus Schülern bestehende Band, auf der Bühne tummeln sich die jungen Solisten als kindliche und tierische Hauptdarsteller und als großes, bewegungsfreudiges Ensemble neben den Profis des Hauses. Das Stück ist eine Adaption des berühmten Romans Sans Famille von Hector Malot, der auch in diversen Filmversionen verarbeitet ist. Die epische Länge von drei Stunden Spieldauer geht sicherlich an die Grenzen der Konzentrationsfähigkeit von Kindern ab acht Jahren, für die das Stück angeboten wird. Auch die Grausamkeiten in der Handlung, wie der Tod der tierischen Freunde und des Ziehvaters Vitalis, oder die zotigen Szenen des Bösewichts Harry, machen eine erklärende Begleitung für Kinder notwendig. Letztlich ist der Stoff dennoch hoch spannend und absolut bühnenwirksam mit seinen zahlreichen schillernden Figuren und wechselnden Schauplätzen.

Bühnenbildner Herbert Buckmiller schafft mit wandelbaren, klar sprechenden Elementen die unterschiedlichsten Spielräume vom englischen Landsitz über das städtische Paris bis zur von Wasser überfluteten Kohlegrube. Wirkungsvoll benutzt er die Projektionen impressionistischer Malereien im Hintergrund und schafft so immer genug Platz auf der Bühne für die von Fiona Copley lebendig choreografierten zahlreichen Tanznummern, die als Höhepunkte in Erinnerung bleiben.

Die junge Hauptdarstellerin Giulia Goldammer in der Rolle des Remi rührt durch ihre natürliche Darstellung und erstaunliche Agilität, hat allerdings sängerisch in der Höhe noch kleine Defizite. Die fallen deshalb auf, weil ihre singenden Bühnenpartner allesamt Spitzenkräfte des Hauses sind. Sebastian Campione glänzt als guter Vater Vitalis, Milica Jovanovic und Mario Podrečnik als Gaunerpaar Driscoll dürfen alle Register ihres Könnens als Vollblut-Musicaldarsteller ziehen, und auch Franziska Rabl als elegante Lady Milligan und Daniel Fiolka als fieser Onkel überzeugen.

Die Balance des verstärkten Orchesters und der Sänger ist aufgrund der technischen Mängel des nun in die Renovierungsphase gehenden Hauses nicht optimal, aber auch die Musik der norwegischen Autoren bietet wenig herausragende Elemente. Auffällig ist die immer wiederkehrende Verwendung von altbewährten typischen Musical-Sounds: eingängig, aber auch flüchtig. So bleibt der optische Eindruck dieser vor Energie sprühenden Produktion auch dank der Kostüme von Julia Buckmiller und Barbara Kloos der überzeugendste, abgesehen von der Hochachtung für die Leistung des jungen Ensembles und seiner Leitung.

Bei diesem Jugend- und Familienmusical sind viele Mitschüler und Familienmitglieder bei der Premiere, die insbesondere ihre Favoriten lautstark bejubeln. Intendant Peters würdigt zum Abschluss in einer Rede das große Engagement und die Hingabe der Mitwirkenden.

Ingrid Franz

 







Fotos: Hermann Posch