Absolutes Welttheater
Manchester ist Fußball-Klischee, ist – weitgehend unbeachtet – die Modellstadt mulikultureller Existenz und städtebaulicher Innovation. Nach zwei Jahren ist das Manchester International Festival auf Augenhöhe mit dem Holland Festival; der weltläufige Alex Poots versammelt die Avantgarde aktueller Theater-Performance in spektakulären Venues: In The Lowry – einem spektakulären ultramodernen Bau mit Galerien und Theatern in den alten Docks – ist das highlight der EIGHTEEN EXTRAORDINARY DAYS zu erleben: Life and death of Marina Abramamovic.
Das Todes-Sehnen der Performance-Künstlerin wird spektakulär nachvollzogen – beginnend mit ihrer quälenden Kindheit. mit ihr selbst als beherrschender Mutter – eine doppelbödige Vorstellung, mit charismatisch-gebrochener Ambivalenz. Robert Wilson setzt auf permanente Redundanz, lässt die Akteure imaginativ-ambivalent agieren. Antony verkörpert bedrohlich-emotionalisierende Gemütslagen, singt mit raumgreifendem Sound, wird zum ideen-stimulierenden Klang. Willem Dafoe ist als erklärender Moderator mit phantastischer Sprach-Melodik ein Sprach-Star sui generis.
Auf der Wilson-Bühne mit ihren kommunikativen Ebenen entwickelt sich mit den Lichteffekten A.J. Weissbards ein Totentanz humaner Existenz, demonstriert am (Überlebens-) Weg der (noch) lebenden Marina Abramovic.
William Basinski schafft eine Musik, eklezistisch aus Elementen Gerhardtscher Choräle und Songs à la Musical mit serbischen Glaubens-Klängen von Svetlana Spanjic versetzt: Serbisches Leiden und Selbstbewusstsein wird im fiktiven Tod der Marina Abramovic aktuell!
Bei der Dernière ist das riesige Auditorium besetzt mit einem selbstverständlich heterogenen Publikum: Manchester ist offen für alle , bietet avancierte Kunstformen für alle: Demonstriert hohe Kunst – wie die Ruhrtriennale, was Wunder: Gerard Mortier ist einer der Inspiratoren des Manchester International Festval! Nach Bayreuth, Salzburg, Holland Festival gehört Manchester die Zukunft!
Franz R. Stuke
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