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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
26. September 2013
(Premiere)

Slowenisches Nationaltheater Ljubljana


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Bildgewalt statt Gefühl

Wenn der bucklige Hofnarr sein totes Kind beweint, sollte eigentlich jedermann tief ergriffen sein. Es ist immerhin jener Schlüsselmoment, wo das eben noch krasse, realistische Drama ins Romantisch-Irreale entrückt wird. Wieder einmal lässt Giuseppe Verdi eines seiner geliebten Geschöpfe entsühnt und befreit mit einer wunderbaren Melodie sterben. Am Slowenischen Nationaltheater Ljubljana, dem Opernhaus der slowenischen Hauptstadt, findet man bei der Neuproduktion des Rigoletto bei der letzten und den anderen, raren Begegnungen des Titelhelden mit seiner über alles geliebten, behüteten Tochter in seiner geheimen Parallelwelt zwar einige starke Momente, aber bei weitem nicht jenes leidenschaftliche Ausmaß, das bei diesem beliebten Musikdrama notwendig wäre.

Diese emotionalen Defizite, die auch dem Titelhelden selbst zuzuschreiben sind, denn er trägt darstellerisch und sängerisch wenig dazu bei, diese zu verbessern, hat in erster Linie Detlef Sölter zu verantworten, der auf eine konsequent gearbeitete Personenführung viel zu wenig Wert legt. Denn er lässt die Szene immer wieder in Statik erstarren und die Protagonisten scheinbar immer nach Gutdünken walten. Trotzdem ist die Geschichte klar erkennbar und wird konventionell ausreichend dargestellt.

Viel wichtiger sind dem deutschen Regisseur und Bühnenbildner bei der Eröffnungspremiere der neuen Saison am Laibacher Opernhaus Bilder, Metaphern und Symbole. Ästhetisch und beeindruckend bildgewaltig wirkt die Szene mit einem Sternen- oder Wolkenhimmel und den nur angedeuteten Kulissen mit offenen Portalen, einem kleinen, umgitterten Vorhof vor Rigolettos Haus, Gildas Gefängnis, und den stilisierten historischen Kostümen, die von „Mousike Drama Workshop“ stammen. Nicht neu, aber immer wieder beeindruckend, wenn zum Finale wie auch hier Gilda engelsgleich emporschwebt.

Und dann sind ein großes, weißes Einhorn mit Flügeln und ein rotes Tuch omnipräsent: Schon beim musikalischen Vorspiel steht diese Art von Pegasus da als Schaukelpferd, strahlend weiß als Symbol der kindlichen Reinheit und Jungfräulichkeit, dann hängend rot, wenn Gilda vom Herzog verführt wird und schließlich liegend zum tragischen Finale mit einem roten Tuch bedeckt. Mit diesem roten Tuch wird Gilda bei ihrer Entführung eingewickelt, dann liegt es bei ihrer Verführung vor dem Schlafzimmer des Herzogs und schließlich wird sie von Sparafucile nach ihrer Ermordung damit umhüllt.

Marko Kobal ist ein stimmgewaltiger Titelheld, der jedoch, wie bereits erwähnt, wenig zu berühren vermag, irgendeine Vaterliebe ist nicht zu erspüren. Er ist ebenso wie Branko Robinšak schon eine jahrzehntelange Institution am Hause und konnte bereits in zahlreichen Rollen hier erlebt werden. Letzterer hat seinen stimmlichen Zenit bereits weit überschritten. Er singt den Herzog zwar sehr routiniert, aber mit enger Höhe und in den oberen Lagen mit viel zu wenig Durchschlagskraft. Darstellerisch will man ihm den Frauen nachjagenden Herzog von Mantua schon überhaupt nicht abnehmen, denn überhaupt nicht draufgängerisch, kaum beweglich, ja fast unbeteiligt ist seine Darstellung. Martina Zadro singt hingegen die Gilda, manchmal etwas zu überlaut und etwas scharf, aber dann wieder sehr mädchenhaft mit seelenvollen Piani und reinsten Koloraturen. Ideal besetzt sind Saša Čano als Sparafucile mit bösem, schwarzen Bass und Nuška Drašček Rojko als sehr erotische, dunkeltimbrierte Maddalena. Die kleineren Partien hört man bestenfalls solide. Makellos und recht homogen singt hingegen der Chor des Hauses.

Loris Voltolini am Pult des Orchesters der Laibacher Oper dirigiert sehr zurückhaltend und viel zu brav. Es fehlt der Interpretation der überreichen, melodischen Erfindungen Verdis vom an sich gut disponierten Orchester letztlich an spannenden Akzenten und aufwühlender, eingängiger Schlagkraft.

Zum Schluss spendet das begeisterte Publikum viel Applaus.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Darja Stravš Tisu