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Fakten zur Aufführung 

DAS LETZTE EINHORN
(Christian Gundlach nach Peter S. Beagle)
27. November 2011
(Uraufführung am 18. November 2011)

Theater für Niedersachsen,
Hildesheim


Points of Honor                      

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Akrobatisch im Reich des Bösen

Die Geschichte vom Einhorn, das auf der Suche nach den Artgenossen ist und sich dabei gegen den roten Stier durchsetzen und allerhand Unwägbarkeiten überstehen muss, ist dank der bezaubernden Zeichentrickverfilmung aus den frühen 90-er Jahren des lezten Jahrhunderts einem Millionenpublikum bekannt. Weitgehend unbekannt ist der Roman von Peter S. Beagle aus dem Jahr 1968.

Dem Komponisten und Musical-Autor Christian Gundlach ist es gelungen, Peter S. Beagle von seiner Bühnenumsetzung zu überzeugen, und so präsentiert das Theater für Niedersachsen als erstes Theater weltweit Das letzte Einhorn auf der Bühne.

Regisseurin Katja Buhl gelingt es, die filmische Handlung auf den Raum einer Bühne zu minimieren. Eine gelungene Idee ist, die vielen Fabelwesen, aber auch den schaurigen, an einen chinesischen Drachen erinnernden Stier, von einer Puppenspielerin darstellen zu lassen.

Steffen Lebjedzinski, der für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich ist, verwandelt die Bühne in einen riesigen Wald, der durch lange hängende Schals symbolisiert wird. Hinter diesen kann sich das Einhorn verstecken und auch ab und an in luftige Höhen klettern, wenn ihm die Jäger zu sehr zu Leibe rücken. Nach und nach verwandelt sich das Bühnenbild in einen riesigen Torbogen, der den Eingang zum Reich des bösen Königs Haggard darstellen soll. Lebjedzinski arbeitet mit wenigen Gegenständen auf der Bühne, er legt seinen Fokus auf stetigen Farbwechsel und die Projektion von unterschiedlichen Landschaften auf die Bühnenrückwand, um so den Zuschauer in eine fantasievolle Welt zu entführen.

Jeder Darsteller spielt zwei Rollen. Die bewegungstechnisch anspruchsvollste Rolle obliegt eindeutig Annika Dickel, die sowohl das Einhorn als auch die vermenschlichte Lady Amalthea spielt. Filigran und akrobatisch bewegt sie sich über die Bühne, erklimmt geschickt die „Bäume“ und lässt sich auch wagemutig kopfüber wieder hinuntergleiten. Ihre Stimme setzt sie dabei sehr geschickt ein und vermittelt glaubhaft das Zerrissensein zwischen kämpferischem und zerbrechlichem Wesen. Jens Plewinski als Schmendrick und zweiter Jäger erfreut mit seiner sanften Stimme und schauspielerisch mit seiner tolpatschigen Art. Behutsam ist der Auftritt von Jonas Hein als Prinz Lír, weniger jedoch als erster Jäger. Ganz gegenteilig dazu tritt Frank Brunet als Captain Cully und König Haggard auf. Er behauptet seine Machtposition als Käpt’n innerhalb des Stücks mit einem zünftigen Seemannslied, das alle Achtung verdient. Michaela Linck spielt als Mommy Fortuna und Molly Grue eine bodenständige Lady, stimmlich sehr resolut. Ganz hervorragend setzt sich Navina Heyne als Puppenspielerin in Szene. Sie schafft es nicht nur, ein Stück zum Ohrwurm des ganzen Abends werden zu lassen, sondern begeistert auch durch ihre anmutige Art, sich als Stier tänzerisch und kämpferisch geschmeidig über die Bühne zu bewegen.

Wermutstropfen ist sicherlich die Musik, die lediglich als Playback präsentiert wird. Christian Gundlach hat mit seinem Orchester im Vorfeld alle Stücke eingespielt. Immerhin hat er einen viele Ohrwürmer produzierenden Soundtrack zusammengestellt, der vor allem durch die abwechslungsreichen Liedgenres für sich einnimmt: Hier ist vom sehnsuchtsvollen Liebeslied bis zum besagten Seemannslied alles vorhanden.

Das sehr junge Publikum – es handelt sich um ein Stück  für Kinder ab sechs Jahren – zeigt sich recht begeistert von der Vorstellung. Vor allem der liebenswert-tolpatschige Zauberer Schmendrick, aber auch das das Einhorn, wenn es mit einer derartigen Leichtigkeit die „Bäume“ hinaufklettert, stehen hoch in der Publikumsgunst. Trotz der Musik vom Band ist es ein sehr gelungener Abend und mit Sicherheit wird so manchem noch lange der magisch anmutende Song Auf deinem Weg im Ohr nachklingen.

Agnes Beckmann






 
Fotos: Andreas Hartmann