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Fakten zur Aufführung 

GLÜCKLICHE REISE
(Eduard Künneke)
7. Mai 2011 (Premiere)

Stadttheater Hildesheim - Theater für Niedersachsen


Points of Honor                      

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Verwirrungen mit Happy End

Eduard Künnekes Operette Glückliche Reise aus dem Jahr 1932 geriet neben dem Vetter aus Dingsda zum größten Erfolgsstück des Komponisten. Die Geschichte ist simpel, mag uns heute sogar ein wenig banal erscheinen. Die Freunde Robert und Stefan sind nach Südamerika ausgewandert, dort nach zehn Jahren der gähnenden Langeweile verfallen. Einziger Halt sind ihre Brieffreundinnen in Berlin, mit denen sie schon ein Jahr schreiben, als zufällig ein altbekannter Kapitän vorbeikommt und die beiden kurzerhand zurück nach Deutschland mitnimmt. So können sie die imaginären Damen ihrer Herzen endlich aus nächster Nähe beäugen und sehen, was sie sich da eingefangen haben. Das funktioniert soweit ganz gut, und nach einigen bühnenwirksamen Irrungen und Wirrungen nehmen sie die beiden Damen Lona und Monika schließlich mit zurück auf glückliche Reise auf ihre Dschungel-Farm am Amazonas.

Künneke hat für diese Geschichte eine herrlich beschwingte, dabei sehr feinsinnige und subtile Musik geschrieben, die die wichtigsten Modetänze der 30er Jahre zur Grundlage nimmt: Foxtrott und Rumba, Blues, Tango und noch einiges mehr. So gelingt ihm mit sicherem Gespür ein treffliches Stimmungsbild der Zeit und, vor allem, der Befindlichkeit der Menschen, die da lebten. Dass er damit das gesamte musikalische Personal, auf der Bühne wie im Graben, immer wieder vor äußert knifflige Aufgaben stellt, zeigt nicht nur seine absolute kompositorische Seriosität, sondern sollte auch davor bewahren, das Stück auf die allzu leichte Schulter zu nehmen.

Regisseur Kalle Kubik lässt die Handlung in den 50er Jahren spielen. Warum gerade dann, leuchtet nicht unmittelbar ein. Es stört andererseits auch nicht, denn die Beziehungen zwischen den Personen sind so zeitlos, dass konkrete Bezüge zu einem bestimmten Jahrzehnt gar nicht notwendig sind. Zwei schiefe Rahmen und allerlei bunte und schräge Requisiten auf der Bühne, die Manfred Breitenfellner ebenso liebenswürdig gestaltet hat wie die Kostüme, reichen aus, um die Geschichte mit Verve und Esprit zu erzählen. Das gelingt Kubik, unterstützt von der Choreographin Natascha Flindt, sehr gut. Solisten und Chor motiviert er zu gewandtem, pointiertem, nur an einigen Stellen recht albernem Spiel, immer wieder sind mit großer Freude anzusehende Tanzszenen geglückt. Dass dem Stück der nötige Schwung mitgegeben wird, liegt allerdings auch daran, dass dem Ensemble anzusehen ist, wie viel Spaß es mit dieser Produktion hat.

Die musikalischen Nummern sind vorwiegend Ensembles, keiner der Protagonisten ragt in besonderer Weise solistisch heraus. Dorothee Velten als Lona und Regine Sturm als Monika sowie Götz Philipp Körner und Jan Kristof Schliep fügen sich mit der Kompetenz ihrer Sopran- bzw. Tenorstimmen sehr schön als Liebespärchen zusammen. Köstliche Charakterstudien liefern Uwe Tobias Hieronimi als Reisebürobesitzer Homann und Jesper Mikkelsen als unglücklich verliebter Regierungsrat Hübner. Das übrige Ensemble, stellvertretend seien Bernhard Christian Berger als Kapitän Brangersen und Dieter Wahlbuhl als Manager Bielefeld genannt, ist mit ebensoviel Witz und guter Laune bei der Sache.

Matthias Wegele hält das, von ein paar Wacklern und Patzern abgesehen, gut aufgelegte Orchester straff und sicher in der Hand, lässt die Tanzrhythmen leicht und luftig erklingen. Achim Falkenhausen hat den Chor ebenso sicher auf seine beschwingte Aufgabe vorbereitet.

Beim Publikum ist diese Inszenierung sehr gut angekommen. Der Schlussbeifall ist zwar nicht sehr lang, aber doch für alle Beteiligten angemessen herzlich und begeistert.

Christian Schütte

 







Fotos: Andreas Hartmann