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Die Neue Stimme 2011: Olga Bezsmertna
Olga Bezsmerta aus der Ukraine überzeugt mit ihrem verblüffend wandlungsfähigen Sopran die Jury – mit Depuis le Jour aus Charpentiers Louise, selbstbewusst intensiv vorgetragen, innig interpretiert, technisch diffizil gestaltet; und Dove sono aus Mozarts Figaro mit enormer Spannbreite von elegischer Klage bis kämpferischer Selbstbehauptung!
Die weiteren Sieger des so einmalig gesamtmusikalischen Wettbewerbs präsentieren sich ebenfalls eindrucksvoll. Jongmin Park, ein sensationall klarer Baß aus Südkorea, der neben Rossinis Calunnia mit den dämonischen Klängen als Webers Kaspar brilliert. Der blutjunge Chinese Xiahou Jinxu mit sehr eigenem Timbre, strahlendem Tenor mit kraftvoller Phrasierung und Mut zu eruptiver Leidenschaft. Cristina-Antoaneta Pasaroiu aus Rumänien beeindruckt mit gefühlvoller Präzision als Rusalka und Bellinis Julia – eine Stimme voller Emotion, ohne ins Unverbindliche abzugleiten. Die attraktive Russin Nadezhda Karyazina beweist Mut mit einer Kunst-Arie aus Rimsky-Korsakovs Snegurotschke (Schneeflöckchen) und Carmens Seguidilla, lässt eine dramatische Stimme mit sinnlichen Tiefen hören. Maria Celeng aus der Slowakei schließlich demonstriert perfekte Koloraturen zu Bellinis Sonnambula und singt Mozarts Pamina mit nachgerade existenzieller Power.
Begleitet und einfühlsam getragen werden die Finalisten von den Duisburger Philharmonikern unter der flexiblen Leitung ihres GMD Axel Kober: Musiker, die sich engagiert auf ihre so wichtige Aufgabe einlassen, die so differenten Orchester-Klänge von Mozart, Weber und Bellini bis zu Charpentier, Puccini, Rimsky-Korsakov und Lehar authentisch im Wechsel zu interpretieren. Sie konzentrieren sich nicht nur auf faszinierende konzertante Brillanz – sondern orientieren sich an den so emotionalen Befindlichkeiten der jungen Solisten. Bravourös die einleitende Ouvertüre zu Rezniceks Donna Diana; wie befreit Bizets Carmen-Suite als rauschendes Finale!
In der Gütersloher Stadthalle versammelt sich ein internationales Publikum mit Agenten, Intendanten, Stimm-Fetischisten - und den unvermeidlichen Adabeis! Doch: Diese leidenschaftliche Anteilnahme am „Gelingen“ beherrscht die Szene, es stimmt die Emphase zwischen Podium mit Sängern, Orchester und dem Auditorium.
Franz R. Stuke
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